Von der Erlanger Gymnasiastin zur Bestseller-Autorin

3.1.2016, 13:00 Uhr
Von der Erlanger Gymnasiastin zur Bestseller-Autorin

© Edgar Pfrogner

Franken und Frankreich liegen sehr nah beieinander. Zumindest für Ilse-Maria alias Maria (Rufname: Ilse) Dries. Die Krimiautorin, die in diesem Jahr gleich mehrere Folgen ihrer Philippe-Lagarde-Reihe herausgebracht hat (siehe auch unten stehenden Text), ist als gebürtige Erlangerin Fränkin mit Leib und Seele und seit ihrer Schulzeit am Marie-Therese-Gymnasium (MTG) Französisch- und Frankreich-Liebhaberin par excellence.

In ihrer Karriere als Schreiberin bringt die 56-Jährige ihre beiden Leidenschaften spielend zusammen: nämlich als Autorin von in Franken spielenden Geschichten („Mord im Sautrog“) und seit 2014 auch als Verfasserin französischer Krimis. Erfolg hatte und hat sie mit beiden.

„Am liebsten würde ich Franken- und Frankreich-Krimis gleichzeitig schreiben“, erzählt Ilse-Maria Dries. Aber der renommierte Aufbau Verlag, in dem die Philippe-Lagarde-Serie erscheint, möchte nicht, dass sie noch an anderer Stelle Bücher veröffentlicht. Die Autorin soll ihre Kreativität ganz in die beim Publikum so beliebten Normandie-Geschichten stecken.

Das Faible für das westliche Nachbarland hat Ilse-Maria Dries schon seit Schulzeiten. In Sprachen sei sie immer gut gewesen, berichtet sie. Ebenso in Kunsterziehung. Auch die Literatur hat es dem fantasievollen Mädchen früh angetan: „Ich habe mir als Siemensianer-Kind in der Betriebsbibliothek immer etwas zu lesen ausgeliehen“, sagt sie — und lächelt dabei ganz schüchtern. Fast so, als wäre sie noch einmal Schülerin am Erlanger MTG.

Nach dem Abitur aber entscheidet sich Ilse-Maria Dries, die sich auf Wunsch des Aufbau Verlages auf dem Cover nur noch Maria nennt, zunächst für einen anderen Weg. Sie studiert Betriebswirtschaftslehre (BWL) und Sozialpädagogik — und arbeitet viele Jahre bei verschiedenen Einrichtungen und Trägern im sozialen Bereich, unter anderem beim Jugendamt in Erlangen sowie beim Bayerischen Roten Kreuz. Bis vor einigen Jahren. Mit 50 will sie es nun endlich wissen und entscheidet sich, doch zu schreiben.

Dennoch arbeitet sie neben ihrer Autorentätigkeit in Teilzeit weiter als Sozialpädagogin — und zwar bei der Anlaufstelle für psychisch erkrankte Menschen „Wohnen, Arbeiten, Befähigen“ (WAB) Kosbach. In der Einrichtung, die 2015 vom Bundesumweltministerium für ihr Engagement für Menschen mit Behinderungen und Flüchtlinge ausgezeichnet wurde, ist Dries für Ambulant Betreutes Wohnen zuständig. Sie hat dort nicht nur die sozialpädagogische Betreuung, sondern auch ihrem BWL-Studium entsprechend die Finanzen im Blick.

Ohnehin scheint bei Ilse-Maria Dries alles zusammenzupassen, auch wenn es auf den ersten Blick offenbar nichts miteinander zu tun hat. Denn selbst als Krimi-Autorin profitiert sie von ihrem sozialpädagogischen Wissen. „Ich kann bei meinen Fällen auf Aspekte zurückgreifen, die ich von meinem Beruf her kenne.“ Schließlich seien es die psychologischen Hintergründe, die ihre Kriminalgeschichten ausmachten. „Für mich ist es wichtig, wie Hass und Rache entstehen und was solche Gefühle aus jemandem machen können.“

Vielleicht, vermutet sie, könne sie solche Verhaltens- und Rollenmuster aufgrund ihrer professionellen Erfahrungen etwas besser oder glaubhafter darstellen als jemand anderes. Grausamkeit spielt sich bei ihren Krimis ohnehin nur sehr subtil ab: „Bei mir leidet niemand“, sagt sie, „keiner wird gequält, ab und zu stirbt einer, das schon, aber es gibt keinen Sadismus“.

Mehr als das Verbrechen selbst interessiert die Autorin die Motive, die hinter einer Tat stehen. Das ist wohl mit ein Grund, weshalb Ilse-Maria Dries selbst gerne Krimis in die Hand nimmt — und sich als Leserin auf Tätersuche begibt.

Zur Recherche in den Urlaub

Wer gerne den Schuldigen in Krimis sucht, kommt bei der fränkischen Autorin jedenfalls voll auf seine Kosten. Aber auch Frankreich-Liebhaber dürfen sich jedes Mal aufs Neue freuen. Mit ihren detailgetreuen Schilderungen nimmt die Schriftstellerin das Publikum mit in das kleine, real existierende Dorf Barfleur in der Normandie. Immer wieder fahren Ilse-Maria Dries und ihr Ehemann in den hübschen Hafenort, erkunden die Küste, lesen Karten und Reiseführer, prägen sich den dortigen Lebensstil ein.

Auch im vergangenen Sommer haben sie mehrere Wochen in Frankreich verbracht, die Augen und Ohren stets offen für Ideen und Anregungen. „Ich liebe es, wenn die Franzosen ihr Austern- und Muschelessen über Stunden hinweg zelebrieren und sogar auf einem Autoparkplatz für ihr Menü einen Tisch mit Decke aufstellen — das finde ich einfach klasse.“

In ihrem Wohnort Weingarts im Landkreis Forchheim geht es hingegen doch eher gewohnt fränkisch rustikal zu. Aber auch das gefällt Ilse-Maria Dries. „Wenn ich von der Dachterrasse aus die Apfelbäume und den Hetzles sehe, fühle ich mich wohl; dann kann ich mich an den Schreibtisch setzen und an meinen Romanen schreiben.“

Diese schöpferische Kraft wird Ilse-Maria Dries brauchen: Für 2016 hat der Verlag schon die nächsten Krimis bestellt.

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