Vorsicht, Betrug: Kriminelle Schwindler in Erlangen

18.7.2018, 06:00 Uhr
Vorsicht, Betrug: Kriminelle Schwindler in Erlangen

© Foto: sabinevanerp/Pixabay/Lizenz CC0

Mittags um halb eins klingelt das Telefon: Die Nummer beginnt mit 110, die Frau am anderen Ende gibt sich als Polizeibeamtin aus. Es dauert nicht lange, bis die Lügen aufgetischt werden: Ein Mann, der eine alte Frau überfallen haben soll, wurde gefasst. Bei sich trug er einen Zettel mit zahlreichen Namen und Adressen, darunter die der angerufenen Frau.

"Heute Nacht ist ein Überfall auf Ihr Haus geplant, Verstärkung ist bereits auf dem Weg." Eindringlich verlangt die vermeintliche Polizeibeamtin von der alten Frau, nicht mit anderen Menschen zu reden und schon gar nicht das Haus zu verlassen — die Gefahr sei zu groß. Ganz nebenbei quetscht sie die verzweifelte Dame aus: Nach Mann und Kindern, ob sie alleine wohnt und wie viel Geld zuhause liegt.

In Mittelfranken häufen sich die Betrugsfälle, in denen ältere Menschen zur "Sicherstellung vor einem kommenden Einbruch" ihr Vermögen übergeben sollen. Das mag auf den ersten Blick vielleicht leicht durchschaubar klingen — die Täter sind jedoch darauf spezialisiert, mit der Psyche der Opfer zu spielen und so nach und nach Vertrauen aufzubauen.

"Sie tat, als wolle sie mir helfen. Ich habe natürlich Angst bekommen — sie hat erzählt, dass ich in höchster Gefahr schwebe", so schildert eine betroffene Frau aus Erlangen den Vorfall. Durch die ständigen Anrufe und fürsorglichen Fragen hat sie schließlich nachgegeben und ihr ganzes Geld an einen Boten übergeben — "zur sicheren Aufbewahrung", wie es hieß.

Der Weiße Ring hilft den Opfern solcher Straftaten — von menschlichem Beistand und persönlicher Betreuung bis hin zu finanzieller Unterstützung bei tatbedingten Notlagen. Elke Yassin-Radowsky vom Weißen Ring kümmert sich um die Erlangerin, die um ihr gesamtes Vermögen betrogen wurde: "Wir können zwar nicht das Geld zurückholen — aber wir helfen den Betroffenen, wieder Fuß zu fassen", sagen sie.

Leider hat auch die Polizei kaum eine Chance, wieder an das gestohlene Geld zu kommen. Zwar werden immer mal wieder einzelne Boten festgenommen — die Hintermänner sind jedoch kaum zu fassen. Zur Prävention gibt die Polizei deshalb ebenso wie der Weiße Ring konkrete Tipps: So ruft die Polizei niemals unter der Notrufnummer 110 an und offizielle Behörden fordern Geldbeträge niemals telefonisch ein. Außerdem sollte man fremden Anrufern misstrauisch begegnen und keine persönlichen Informationen preisgeben.

"Viele Leute glauben nicht, dass ihnen so etwas passieren kann — bis es eben passiert", meint Elke Yassin-Radowsky. "Deswegen ist es ja so wichtig, dass sich jeder informiert." Doch das scheint kaum der Fall zu sein: Im Vergleich zum Vorjahr hat sich die Zahl der Telefonbetrügereien in Bayern verdreifacht — mindestens. "Die Dunkelziffer bei solchen Fällen ist leider sehr hoch. Die meisten Betrogenen schämen sich so sehr, dass sie darüber schweigen", sagt Michael Konrad von der Pressestelle des Polizeipräsidiums Mittelfranken.

Dabei ist Hilfe für Betrugsopfer besonders wichtig: Meist haben die Betroffenen lange mit den psychischen und finanziellen Folgen zu kämpfen. Deshalb gilt: Man braucht sich nicht dafür schämen, Opfer professioneller Skrupellosigkeit geworden zu sein.

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