Warmduscher müssen in dieser Erlanger WG zahlen

10.7.2016, 06:00 Uhr
Warmduscher müssen in dieser Erlanger WG zahlen

Hier sind manche Poster älter als der jüngste Mitbewohner, das Wohnzimmer ist im Gang, die Küche zu groß für drei Personen und Warmwasser-Duschen sind kostenpflichtig. Trotzdem wohnen Studenten gerne in dieser WG. Das liegt an Erlangen, wo Mieten teuer und Wohnraum knapp sind, aber auch an der Atmosphäre.

Neulich an einem Abend: Irgendwoher bringen die Bewohner noch den fünften Klappstuhl. Und irgendwie schaffen sie es, für ihn im Wohnzimmer einen Platz zu finden. Das Wohnzimmer ist so groß wie bei anderen der Flur. Naja, es ist der Flur. Nur das hier in einer Ecke eine Couch steht und auf der anderen Seite ein Tisch. Die Wände sind tapeziert mit Postern, Postkarten, Straßenschildern und allerlei seltsamer Dinge. Sieben Türen gehen vom Flur ab. Fünf Zimmer, Küche, Bad.

Letzteres ist winzig. In die Badewanne passt eigentlich nur ein Zwerg. Die Kacheln sind alt. Und das Wasser: kalt. Wer warm duschen möchte, muss einen Euro einwerfen. Der Automat dafür hängt direkt über der Tür. Die Jungs kommen so ran, die Mädels brauchen einen Hocker (der auch noch Platz wegnimmt im Bad). „Ein Euro hält manchmal zwei Duschen lang“, sagt Carlotta Rogge. Wer allerdings nicht möchte, dass plötzlich nur noch kaltes Wasser aus dem Hahn kommt, wirft zur Sicherheit lieber immer etwas ein.

Klein und vollgestopft, in der Tür stapeln sich Taschen

Auch in der Küche gibt es kein warmes Wasser. „Zum Spülen nehmen wir den Wasserkocher“, sagt Rogge. Viel Platz gibt’s dort ebenfalls nicht, aber immerhin zwei Kühlschränke. Und die Decke ist hoch, sodass ein Regal genügend Stauraum für alle fünf Mitbewohner bietet. „Wir kochen eigentlich ganz gern“, sagt Rogge. Gegessen wird in der Regel im Wohnzimmer, sprich: im Flur.

Die Zimmer sind klein oder vollgestopft. Larissa Denzer zum Beispiel hat zwar den größten Raum, aber nicht das beste Ordnungssystem. Schon auf der Türschwelle stapeln sich bei der 24-Jährigen Taschen und Jacken. Nicht anders sieht das Zimmer aus. „Für eine Garderobe haben wir keinen Platz“, sagt die Pädagogik-Studentin. „Ich bin der Typ, der einfach alles hinwirft, wenn er reinkommt.“

Auch bei Carlotta Rogge im Zimmer gegenüber liegt eine Jacke auf dem Bett. „Die gehört Larissa“, sagt die 22-Jährige. Ihr Raum ist aufgeräumt, sogar für die Schuhe ist Platz. Das Regal befindet sich allerdings auf dem Kleiderschrank. Rogge lebt am längsten in dieser WG, seit knapp drei Jahren. Ans Ausziehen will sie gar nicht denken, auch wenn die Miete mit mehr als 300 Euro teuer und das Wasser (ohne den Ein-Euro-Einwurf) kalt ist.

Kühlschrank im Zimmer, Schnaps für die nächste Party

Ein winziges Zimmer bewohnt Michael Eiler. Dennoch hat er auf zehn Quadratmetern auch einen kleinen Kühlschrank untergebracht. „Ich esse sehr viel, mein Fach in der Küche reicht mir nicht.“ Vorher hatte er in einer WG in München ein doppelt so großes Zimmer.

„Da dachte ich eigentlich, mich kann bei Mieten eigentlich nichts mehr schocken.“ Außer eben Erlangen. Zumindest aber hat der 25-Jährige eine kleine Abstellkammer, die auch teilweise als Kleiderschrank dient. „Dafür wäre in diesem Raum sonst kein Platz.“

Den größten Fernseher der Wohnung hat übrigens Leon Fraune. „Aber ich gucke eigentlich nicht viel“, sagt der 22-Jährige. Auch er hat ein paar Nahrungsmittel im Zimmer gebunkert. Während des Pressetermins schmiert er sich gerade im Wohnzimmer ein paar Brote. Auf dem Holztisch mit der roten Punkte-Tischdecke stehen außerdem ein paar Flaschen Schnaps. Manche selbst gebrannt. Für die nächste Party. Andere aber auch schon ziemlich alt: Herkunft unbekannt.

In loser Serie stellen die EN Studenten-WGs in Erlangen vor. Wer auch eine interessante WG kennt, schreibt eine E-Mail an redaktion-erlangen@pressenetz.de

Unter anderem in der Serie "Unsere Studenten-WGs" erschienen:

Hier leben 17 Erlanger Studenten unter einem Dach

Auf dem Balkon mit dem Mitbewohner jammen

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