Weiterer Wirbel um Tech-Fak in Erlangen

29.3.2017, 18:00 Uhr
Weiterer Wirbel um Tech-Fak in Erlangen

© Harald Sippel

Die FDP war mit unter den ersten, die den geplanten Teil-Umzug der Technischen Fakultät ("TechFak") nach Nürnberg öffentlich kritisiert haben. Im Mai 2016 nannte der Vorsitzende des Kreisverbandes Erlangen, Matthias Faigle, das Gewerbegebiet G 6 in Tennenlohe als möglichen Standort. Man müsse jede Möglichkeit prüfen, um die Technische Fakultät doch ganz in Erlangen zu lassen, sagte er damals.

Fast ein Jahr später bringt die jüngste EN-Bericherstattung den Freien Demokraten und ihrem Kreisvorsitzenden die "große Überraschung". Er habe bis zur Dienstagsausgabe dieser Zeitung nicht gewusst, dass es sich bei der immer wieder ins Spiel gebrachten Zahl 28 nicht um Uni-Standorte, sondern Hausnummern handle.

Nun aber hatte die Friedrich-Alexander-Universität (FAU) bekannt gegeben, dass sich die große Zahl der Adressen unter anderem dadurch ergibt, dass Lehrstühle und Labore am gleichen Standort in unterschiedlichen Gebäuden untergebracht sind. In Erlangen ist die Technische Fakultät also auf fünf Standorte verteilt, dazu gehören das Südgelände, der Röthelheim-Campus, die Innenstadt, Alterlangen und Tennenlohe.

"Zersplitterung auf 28 Standorte"

Für FDP-Kreischef Faigle liegt angesichts dieser "Irreführung" ein Vergleich mit Darstellungen à la "Fake-News" nahe. Schließlich sei die viel zitierte "Zersplitterung auf 28 Standorte" bisher immer das Hauptargument für eine angepeilte Konzentration der Uni-Einrichtungen auf weniger Flächen gewesen. "Und in dieser Diskussion", sagt Faigle, "ist auch immer wieder Nürnberg als Ausweichort gefallen."

Diese Art der Informationsvermittlung sei "nicht sachlich, sondern machtpolitisch motiviert", kritisiert Faigle insbesondere den Nürnberger CSU-Finanzminister Markus Söder. Dieser hatte den Ende 2016 doch noch geplatzten Umzug zahlreicher Lehrstühle auf das Nürnberger AEG-Gelände bis zuletzt favorisiert. Aber auch die Stadtspitze, wie Oberbürgermeister Florian Janik, hätte "bewusst oder unbewusst" die Zahl 28 in der Öffentlichkeit öfter wiederholt.

FAU macht FDP mitverantwortlich

Und tatsächlich: Noch im vergangenen Januar hatte der Rathauschef in einem EN-Interview von einer Zersplitterung in 28 Standorte gesprochen. Für Janik aber geht es, wie er jetzt auf Anfrage sagt, bei der "Zukunft der Technischen Fakultät darum, einer erfolgreichen Wissenschaftseinrichtung Wachstumspotenziale zu bieten und nicht um Zählweisen". Gleich nach dem Scheitern von "auf AEG" habe er alle Akteure für eine erfolgreiche Entwicklung der FAU an einen Tisch geholt. "Die Stadtverwaltung hat in der Folge aufgezeigt, welche Entwicklungsmöglichkeiten wir der TechFak in Erlangen eröffnen können". Zudem habe die FAU deutlich gemacht, dass die Forschungsaktivitäten räumlich stärker konzentriert werden sollten und zusätzliche Flächen notwendig sind.

Aber auch die FAU selbst macht FDP-Kreischef Faigle mitverantwortlich für die fehlerhafte Darstellung. "Die Universität hätte die Angaben richtig stellen müssen", sagt er. Gerade in Zeiten von Fake-News müsse die Wissenschaft falschen Darstellungen entgegenwirken.

"Eine Konzentration ist notwendig"

Die Universität selbst wehrt sich gegen solche Vorwürfe - und verweist auf einen Bericht, den der frühere FAU-Präsident Professor Karl-Dieter Grüske beim Dies Academicus im November 2014 gegeben hat. Aus der Präsentation seien genaue Zahlen über Standorte, aber auch die Vielzahl der Adressen der verschiedenen Departements klar hervorgegangen.

Diese Folie habe die FAU in der Folge bei allen öffentlichen und nicht-öffentlichen Präsentationen verwendet: "Insofern ist es abwegig, der Universität unklare Kommunikation zu attestieren", betont FAU-Präsident Professor Joachim Hornegger auf Anfrage. Wenn es semantische Verwirrungen bei der Verwendung des Wortes "Standort" gebe, sei dies angesichts der umfangreichen öffentlichen Debatte vielleicht nachvollziehbar.

Doch eines stellt der FAU-Präsident unmissverständlich klar: "Gleich, wie man zählt, es bleibt die Tatsache, dass die Technische Fakultät über die Region verteilt und eine Konzentration notwendig ist."

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