Wenn der Erlanger Taxifahrer zum Pflegedienstler wird

14.12.2017, 17:55 Uhr
Wenn der Erlanger Taxifahrer zum Pflegedienstler wird

© Julia Iannicelli

Herr Finck, die Taxigenossenschaft hat bislang 15 Fahrer im seniorengerechten Umgang geschult, weitere sollen folgen. Gab es Beschwerden?

Bernward Finck: Beschwerden würde ich es nicht nennen, es waren eher Anregungen von Seiten der Senioren, dass sie eine etwas individuellere Betreuung durch die Taxifahrer wünschen. Zugleich haben wir in Gesprächen mit Betreuern und Betroffenen den Bedarf erkannt, dass die Dienstleistung ausgeweitet werden muss.

 

Was heißt das?

Finck: Das heißt zum Beispiel, dass Fahrten nicht sofort bar bezahlt werden müssen, wenn der Kunde aufgrund einer Krankheit womöglich gar nicht in der Lage ist, mit Geld umzugehen. Das kann ein Betreuer oder Verwandter danach übernehmen. Gerade wenn man an die zunehmende Zahl von Demenzkranken denkt, ist es wichtig, dass man als Taxifahrer mit Betroffenen umgehen und darauf angemessen reagieren kann.

 

Es gab ja auch Kritik an Taxifahrern, die Kunden ihren Unmut über Kurzstrecken, die für Ältere sehr wichtig sind, spüren ließen.

Finck: Ich höre es leider auch immer wieder mit Bedauern und persönlichem Ärger, dass es Kollegen gibt, die ihren Missmut über eine

Kurzfahrt gegenüber einem Kunden ausdrücken. Leider vergessen diese Fahrer, dass unsere Haupttätigkeit Kurzfahrten sind. Das ist unser Hauptgeschäft. Wenn es diese in der Summe nicht gäbe, könnten wir alle unsere Läden schließen.

 

Daran denkt der Fahrer aber nicht.

Finck: Genau, er kann in diesem Moment seinen persönlichen Ärger nicht von der Sache trennen, das ist ein Persönlichkeitsproblem des entsprechenden Fahrers, das wir zwar leider immer wieder haben, allerdings ist es gemessen an den rund 300 Taxifahrern in Erlangen relativ selten.

 

Ist dieser Bereich auch Teil der Schulungen, dass ein Fahrer bei einer Kurzfahrt nicht mehr ungehalten ist?

Finck: Selbstverständlich. Das ist das große Unterscheidungsmerkmal zum normalen Taxi, dass wir sagen, wir nehmen jetzt Fahrer mit viel Zeit und viel Geduld. Im Gegenzug nehmen wir uns dann allerdings auch das Recht, uns das bezahlen zu lassen, wobei das Seniorentaxi nicht teurer wird als ein normales Taxi. Es wird abgerechnet zum regulären Tarif, die Zeit wird also minutengenau berechnet. Das ist sehr günstig, lediglich 24 Euro die Stunde. Für eine Hilfeleistung ist das nicht sehr teuer.

 

Was gehört noch zum Hilfsangebot?

Finck: Der Service geht so weit, dass der Fahrer eines Seniorentaxis den Kunden nicht nur die Treppe hoch begleitet, sondern mit zum Arzt und zum Einkaufen geht. Wir bieten damit also Hilfe an, die in Problemsituationen den Alltag erleichtert.

 

Wie bekommt man ein Seniorentaxi?

Finck: Man bestellt in der Zentrale unter der Rufnummer (0 91 31) 1 94 10 einfach ein Seniorentaxi, das ist das Stichwort. Dann ist der Fahrer nicht überrascht, wenn der Gast sagt: Gehen Sie bitte für mich einkaufen.

 

Sind Seniorentaxis Konkurrenz zu Wohlfahrtsverbänden und karitativen Einrichtungen wie Awo oder Caritas, die ähnliche Fahr- und Hilfsdienste anbieten?

Finck: Unter diesem Aspekt sehen wir es gar nicht. Unsere Daseinsberechtigung ist immer die ganzjährige, direkte und schnelle Verfügbarkeit. Das können nur wir leisten. Daher sehe ich unser Angebot mehr als Ergänzung als eine Konkurrenz.

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