Wetterballon in Baiersdorf auf die Reise geschickt

25.10.2016, 17:00 Uhr
Wetterballon in Baiersdorf auf die Reise geschickt

© Gisa Bodenstein

Es ist ein ambitioniertes Projekt, das sich Lukas Hildebrandt, Oliver Friedel, Moritz Maiss, Kai Stürmer, Fabian Bauereiss, Alexander Heimann und Tim Böhm vorgenommen haben: 360-Grad-Aufnahmen von unserem Planeten aus der Stratosphäre, das Ganze in achtfacher Full-HD-Auflösung (8K). Das fertige Video soll für jeden frei zugänglich auf YouTube zu sehen sein.

Die Jugendlichen haben über mehrere Monate alles in Eigenregie auf die Beine gestellt, die Aufgaben sind innerhalb des Teams genau aufgeteilt. Sie haben sogar Sponsoren akquiriert, um die beachtlichen Kosten von 4700 Euro stemmen zu können.

Der Ballonstart ist für zwölf Uhr angesetzt, so ist es beim Luftfahrtbundesamt angemeldet. Ursprünglich war er für Samstag geplant, aber wegen des schlechten Wetters hatten sie ihn lieber auf Sonntag verschoben. Da wurden sie nun mit schönstem Herbstwetter belohnt. Hinter dem Haus der Eltern von Oliver Friedel sind einige Pavillons aufgestellt, es gibt Bierbänke für die Zuschauer und ein Buffet mit Kuchen, Brezen und Getränken. Der Startbereich in der Mitte ist mit rot-weißem Band abgesperrt, flankiert von zwei Musikboxen.

Dort wird schon damit begonnen, den Wetterballon mit Helium zu befüllen, 6000 Liter sollen es werden. Der Ballon ist aus Latex und sehr empfindlich, die Jungs tragen Handschuhe um ihn nicht zu beschädigen. Im Technik-Pavillon wird währenddessen auch gearbeitet: Oliver Friedel und Lukas Hildebrandt treffen die letzten Vorkehrungen an der Sonde. Sie ist selbst gebaut und besteht aus vier Styroporplatten, die im 90-Grad-Winkel angeordnet sind. Wie ein Plus sieht das aus, in der Mitte befindet sich eine Kugel, ebenfalls aus Styropor.

Konzentriert gearbeitet

Oliver und Lukas, die beide Piloten werden wollen, überprüfen die Akkus. Die müssen auf jeden Fall den etwa zweistündigen Flug durchhalten. Auch die sechs Kameras werden nochmal gecheckt. Mit konzentrierter Miene platziert Lukas die Akkus anschließend in der Styroporkugel. Ein Datenlogger, der während des Fluges Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luftdruck aufzeichnen soll, kommt ebenso mit hinein wie ein GPS-Tracker. Der sendet bei Anruf eine SMS mit seinen Koordinaten, so will das Team die Sonde wiederfinden. Nachdem die Technik gut verstaut ist, verschließen die beiden die Kugel mit Klebeband.

Mittlerweile ist es voll geworden im Garten. Der Stadtbrandrat und der Bürgermeister von Baiersdorf sind gekommen, genau wie der ortstechnische Leiter des THW, wo sich einige Teammitglieder engagieren. Auch zwei Vertreter der „BKB Charity Initiative“, der das Projekt gewidmet ist, sind anwesend. Und sogar der Präsident der FAU, Prof. Joachim Hornegger, sowohl aus fachlichem, wie auch aus persönlichem Interesse: Seine Kinder sind mit einem Teil des „StratoX360“-Teams befreundet. Er habe sogar einen dienstlichen Termin abgesagt, um trotz der Startverschiebung dabei sein zu können. „Wir versuchen ja immer, Forschung ein Gesicht zu geben“, sagt Hornegger. Begeistert sei er, dass die Jungs das allein auf die Beine gestellt haben.

Mittlerweile hat der Ballon die gewünschte Füllmenge erreicht, er hat jetzt einen Durchmesser von zweieinhalb Metern. Lukas Hildebrandt und Oliver Friedel verschließen ihn sorgfältig mit Hilfe von Kabelbindern und Klebeband. Fallschirm und Sonde werden am Ballon festgebunden. Jetzt ist alles bereit, Oliver greift zum Mikrofon. Der Ballon werde jetzt bis auf 35 000 Meter Höhe aufsteigen, erklärt er. Dabei wird er sich wegen des Druckabfalls bis auf einen Durchmesser von 30 Metern ausdehnen, dann platzt er. Der Fallschirm wird den Sturz abbremsen. Wegen der aktuellen Höhenwinde von 50 bis 60 km/h erwarten sie, dass der Ballon Richtung Osten fliegen und voraussichtlich in der Nähe von Grafenwöhr landen wird.

Er übergibt das Mikrofon an Lukas und hält den Ballon an der Schnur. Er muss kräftig gegenhalten, die 6000 Liter Helium machen sich bemerkbar. „Zehn, neun, acht . . .“ beginnt Lukas und das Publikum zählt mit. Bei „Null“ lässt Oliver den Ballon los. Der ist innerhalb kürzester Zeit schon kaum mehr zu erkennen. „Wir haben’s geschafft!“ rufen die Jungs sichtlich erleichtert und klatschen sich ab. Jetzt muss nur noch alles gut gehen.

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