"Wir halten die Mieterhöhungen der GBW für überhöht"

2.3.2018, 13:00 Uhr

© Harald Sippel

Erlanger Nachrichten: Herr Geiler, wie groß war das Interesse im Gemeindesaal St. Matthäus an der GBW-Mieterversammlung?

Gunther Geiler: Wir hatten zu einer Veranstaltung eingeladen, in der wir auf Unstimmigkeiten im Zusammenhang mit Mieterhöhungen und Betriebskostenabrechnungen hingewiesen hatten. Etwa 140 GBW-Mieter waren anwesend. Einerseits ist es erfreulich, dass die Mieter ein solches Interesse an der Thematik mitbringen . . .

 

Andererseits ist der Anlass der gut besuchten Veranstaltung aus Ihrer Sicht aber durchaus bedauerlich.

Geiler: Natürlich, wir würden den Mietern wünschen, sie könnten einfach in Ruhe wohnen, statt sich um Fragen vielfach überhöhter Mieterhöhungen oder kaum nachvollziehbarer Hauswartkosten kümmern zu müssen.

 

Gab es auch Fragen aus dem Publikum zu den Baumfällungen?

Geiler: Nein, das Thema haben wir bei der Veranstaltung von Anfang an komplett ausgeklammert, da es uns dezidiert um den Bereich Mieterhöhungen und nicht nachvollziehbare Betriebskosten ging.

 

© Eduard Weigert

Wie stark sind die Ängste der Mieter vor möglichen Mieterhöhungen?

Geiler: Angst hat man vor etwas Zukünftigem. Die Mieterhöhungen sind jedoch bereits Wirklichkeit. Nach der Wahrnehmung der Mieter hat sich die Zahl der Mieterhöhungen seit dem Jahr der Privatisierung 2013 erhöht. Etliche Mieter haben uns berichtet, dass sie seit 2013 nun die vierte Mieterhöhung erhalten haben. Da ist teilweise gerade der gesetzlich vorgegebene zeitliche Mindestabstand von 15 Monaten eingehalten.

 

Wie berechtigt sind die Sorgen über diese Steigerungen?

Geiler: Die Befürchtungen sind sehr real. Mieter schildern sehr offen, dass die Mietsteigerungen sie wirtschaftlich zunehmend belasten. Auch und gerade Ruheständler, die sich die Miete zwar noch leisten können, aber in Kauf nehmen müssen, dass 50 Prozent ihrer Rente nur auf die Wohnung entfallen.

 

Gibt es konkrete Mieterhöhungen der GBW?

Geiler: Zum Jahresanfang hat die GBW auch in Erlangen Mieterhöhungen versendet, die wir für überhöht halten. So wie leider die meisten Mieterhöhungen, die wir für unsere Mitglieder überprüft haben.

 

Was raten Sie Mietern, denen Erhöhungen drohen?

Geiler: In jedem Fall raten wir jedem Mieter, die Mieterhöhung überprüfen zu lassen. Man muss sich vor Augen führen, dass man mit einer Unterschrift unter die Zustimmung seine Miete dauerhaft verändert. Auch dann, wenn sich herausstellen sollte, dass die geforderte Miete überhöht war. Bedenklich finden wir, dass die GBW in fast allen von uns geprüften Fällen ihre überhöhte Forderung mit Argumenten begründet, die wir für rechtlich unzutreffend halten.

 

Wie wirken sich diese Mieterhöhungen auf den Erlanger Mietspiegel aus?

Geiler: Wir sprechen von mehr als 2000 Wohnungen in Erlangen. Ich kann nicht ausschließen, dass die Preise dieser Wohnungen durchaus einen messbaren Einfluss auf den Mietenspiegel haben.

 

Gilt das auch alles für Nürnberg?

Geiler: Leider ja. Wenn unsere Mitglieder ihren Beratern eine neue Mieterhöhung vorlegen, können unsere Juristen schon fast mit geschlossenen Augen auf eine kritische Passage deuten, so oft hatten wir diese Fälle in Nürnberg. Und das seit geraumer Zeit. Die Methode, mit der die GBW Mieten durchzusetzen versucht, die wir für überhöht halten, hat sich in Nürnberg offenbar so gut bewährt, dass man sie auch in Erlangen anwendet.

 

Kann man dagegen vorgehen?

Geiler: Wir haben überlegt, wie wir den Informationsfluss zwischen den Mietern untereinander, aber auch zwischen den Mietern und dem Deutschen Mieterbund verbessern können, so dass wir schneller reagieren können, wenn wieder einmal eine Mieterhöhungswelle über ein Viertel, einen Häuserblock oder auch nur ein paar Hauseingänge schwappt. Wir haben deswegen Ansprechpartner gesucht, an die sich Mieter wenden können, wenn sie eine Mieterhöhung oder eine Betriebskostenabrechnung erhalten haben.

 

Wollen Sie somit verhindern, dass betroffene Mieter vorschnell Erhöhungen zustimmen?

Geiler: Ja, über diese Ansprechpartner soll die Information schnell zu uns und zurück ins Haus kommen, so dass wir gegebenenfalls zeitnah informieren können, bevor eine voreilige Unterschrift oder eine Nachzahlung geleistet wurde.

 

Wie kommt das bei den Mietern an?

Geiler: Für den Nürnberger Norden haben wir schon Ende 2017 rund ein Dutzend Ansprechpartner finden können und bei der Veranstaltung in Erlangen haben sich entsprechend dem Nürnberger Modell ebenfalls etliche Mieter gefunden. Wir wünschen uns allerdings noch eine regere Beteiligung – im Interesse der GBW Mieter. Deswegen werden wir die Informationsveranstaltung in Kürze auch einmal für andere Objekte wiederholen.

Weitere Infos gibt es unter dem Stichwort "GBW – Ansprechpartner Erlangen" beim Mieterbund unter folgender E-Mail-Adresse:

info@mieterbund-nuernberg.de

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