"Wochen über Schwarze Geschichte" in Erlangen

17.9.2015, 10:00 Uhr

© F.:privat

Sie haben die Black History Weeks organisiert? Warum sind „Wochen über Schwarze Geschichte“ notwendig?

Pierrette Herzberger-Fofana: Die „Black History Weeks“ sollen die Geschichte Schwarzer Menschen in Deutschland sichtbar machen. Schwarze Menschen werden meist im Zusammenhang mit Musik, Tanz oder Sport erwähnt – als ob dies ihre einzigen Fähigkeiten wären und als ob es in anderen Disziplinen keine nennenswerten Schwarzen Persönlichkeiten gäbe. Nicht zuletzt deshalb hat die UNO die Jahre 2015 bis 2024 als die Dekade der Menschen Afrikanischer Herkunft ausgerufen, und zwar unter dem Motto: „Anerkennung, Gerechtigkeit und Entwicklung“. Die Tradition der „Black History Weeks“ geht auf den Historiker Carter G. Woodson zurück, der 1926 eine Veranstaltungsreihe initiierte, um die Öffentlichkeit in den USA über die kulturellen, wirtschaftlichen und gesellschaftilchen Leistungen Schwarzer Menschen aufzuklären.

Welche Veranstaltung empfehlen Sie besonders?

Herzberger-Fofana: Alle Veranstaltungen sind hochinteressant, und ich wünsche mir, dass viele Menschen daran teilnehmen werden. Das Highlight ist sicherlich die Auftaktveranstaltung am nächsten Samstag, denn zum ersten Mal werden drei Afrodeutsche, die den Nationalsozialismus überlebt haben, gemeinsam auftreten. Gert Schramm war als Jugendlicher zwei Jahre im KZ Buchenwald inhaftiert, Theodor Michael wurde in einem Arbeitslager zur Zwangsarbeit verpflichtet und Marie Nejar musste auf Anweisung Goebbels in rassistischen Propagandafilmen mitspielen, die die deutsche Kolonialzeit verherrlichten. Ihre Biographie spiegelt einen Teil der Geschichte Deutschlands wider, der aber bis heute verborgen bleibt.

Der bayerische Innenminister Herrmann stand kürzlich wegen seiner Äußerung, der Sänger Roberto Blanco sei ein „wunderbaren Neger“ in der Kritik. Herrmann hat in einem EN-Interview gesagt, er verstehe die Aufregung darüber nicht, wenn man sich den Kontext ansehe, in dem er die Äußerung gemacht habe. Teilen Sie als Schwarze seine Meinung?

Herzberger-Fofana: Ich finde es absolut enttäuschend, dass der bayerische Innenminister diese Wortwahl benutzt hat, die völlig „political incorrect“ ist. Das „N-Wort“ ist ein rassistisches Schimpfwort, und kann nicht durch nachträgliche Erklärungen weggelächelt werden. Aus Respekt vor der Geschichte der Afrikaner und African-Americans, die ihr Leben verloren haben und dafür gekämpft haben, dass dieses Wort abgeschafft wurde, darf das „N-Wort“ nicht stillschweigend hingenommen werden.

Dieses Wort ruft schlimme Erinnerungen hervor. Es wurde während der Sklaverei, der Kolonial- und Apartheidzeit von den weißen „Herren“ benutzt, um Schwarze Menschen in ihrer Menschenwürde bewusst zu verletzen, zu demütigen und sie als „Untermenschen“ zu betrachten und damit die Verbrechen, die an Ihnen begangen wurden, zu rechtfertigen. Ich kann nur hoffen, dass sich der Innenminister ganz offiziell für diesen faux-pas bzw. Mangel an sprachlicher Sensibilität entschuldigen wird, damit dieses „N-Wort„ nicht wieder salonfähig wird. Interview:

 

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