Zehn Jahre nach der Flut rund um Erlangen

20.7.2017, 22:30 Uhr
Zehn Jahre nach der Flut rund um Erlangen

© Heinz Reiss

Karl-Heinz Hofmann betreibt das Hotel "Bachwiesen" am Ortseingang von Langensendelbach. Direkt nebenan verläuft der Schlangenbach – ein sonst beschauliches kleines Rinnsal, welches in der Nacht vom 21. Juli 2007 über seine Ufer treten sollte. Nach Angaben Hofmanns steht das Wasser im Keller bis zu 1,60 Meter hoch. Die Schäden an Boden und Mauerwerk treiben die Kosten für die Reparatur in schwindelerregende Höhen. Auch im Landkreis Forchheim wütet das Unwetter und kommt die Flut. 

Hofmann wendet sich an das Landratsamt Forchheim, über das die finanzielle Unterstützung für Betroffene abgewickelt werden soll. Diese hat er jedoch nicht erhalten. Er behauptet, die entsprechenden Formulare seien lediglich auf Privatpersonen ausgelegt, er habe keinen Antrag stellen können. Die Behörde erwidert, es habe sehr wohl auch Entlastungsleistungen für geschädigtes Gewerbe gegeben, man sei sogar mehrfach auf Hofmann zugegangen. Dieser habe allerdings nicht reagiert.

In diesem ganzen Hin und Her zahlt der Hotelbetreiber einen nach eigenen Angaben beträchtlichen Teil der Kosten selbst. Daher habe er sich mittlerweile "besser versichert". Wem in dieser Sache der schwarze Peter wirklich zuzuschieben ist, bleibt offen.

Monika Rüger, Mitglied des Gesangvereins "Gospel Voices", erinnert sich noch gut an die Vorkommnisse im Juli 2007: "Wir traten Open Air an der Mittelschule auf. Zu Konzertbeginn war der Himmel noch blau. Bis 20.30 Uhr haben wir draußen gesungen. Im Westen war immer noch alles hell, dann habe ich mich umgedreht."

Die sich aus Osten nähernde Wolkenfront lässt den Chor in die Mehrzweckhalle der Schule umziehen. Um den Hallenboden zu schützen, dürfen sich die Sänger dort nur auf Strümpfen bewegen.

Draußen tobt das Gewitter, kurz nach Ende des Konzerts drückt ein "reißender Fluss" die Türen der Sporthalle ein. Die Chormitglieder flüchten in die höher gelegene Aula, in der einige von ihnen die Nacht verbringen sollten. Diese werden zum Sonntagsfrühstück mit dem restlichen Grillfleisch der Veranstaltung versorgt, da bereits nachts der Strom ausgefallen war.

Der Chor engagiert sich auch bei den Aufräumarbeiten, pumpt Keller leer und veranstaltet ein Benefizkonzert.

Doch nicht nur in Baiersdorf sollten Gospel Voices nasse Füße bekommen. "Wir kommen uns manchmal vor wie ein Pumpenchor", scherzt Rüger. Zur Jubiläumsfeier der deutsch-georgischen Freundschaft reiste die Gruppe nach Tiflis (die Erlanger Nachrichten berichteten), bei der Konzertvorbereitung dringt aufgrund eines Gewitters Wasser in den Proberaum ein – und wieder werden die Eimer geschleppt.

Andreas Galster, Bürgermeister der Stadt Baiersdorf, ist an diesem Samstag wegen verschiedener Termine im Landkreis unterwegs. 

Gegen 20 Uhr befindet er sich auf dem Grillfest in Igelsdorf.

Als es leicht zu regnen beginnt, fährt er nach Hause. Dort angekommen hört er das Einsetzen des Katastrophenalarms.

Er begibt sich zur Krisensitzung in die Feuerwache, die wenig später ebenfalls vollgelaufen sein sollte. Als dort die Stromversorgung ausfällt, ziehen die Verantwortlichen weiter in die Einsatzzentrale des Technischen Hilfswerks und richten von dort aus eine Notunterkunft in der Jahnhalle ein.

Die Leitung der Aufräumarbeiten übernimmt er bis tief in die Nacht von Sonntag auf Montag, ehe er nach eigenen Angaben wieder zur Ruhe kommt.

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