Zeitreise zu einem verzweifelten Mann

16.10.2014, 18:59 Uhr
Zeitreise zu einem verzweifelten Mann

© Foto: Ludwig Olah

„Ein junger Mann verliebt sich und geht darüber zu Grunde. Eigentlich ist diese Geschichte schon für sich selbst ein Klassiker“, sagt Regisseur Eike Hannemann. Und Dramaturgin Maren Friedrich ergänzt. „Das Thema ist zeitlos und gut bekannt. Eben eine Boy-meets-Girl-Geschichte.“ Eine der erfolgreichsten ohnehin. Als der Briefroman 1774 erschien, wurde er sofort zum Bestseller. Friedrich: „Goethe war danach in ganz Europa ein Popstar. Als er durch Italien reiste, wurde er überall erkannt.“

Erzählt wird bei Goethe von einem jungen Mann, den es aufs Land zieht und der durch die Natur streift. Er lernt Lotte kenne, verliebt sich. Doch die Angebetete ist bereits verlobt. Ein Bruch mit den gesellschaftlichen Konventionen ist nicht möglich, Werther sieht keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Das Buch bewegt im 18. Jahrhundert viele Menschen, Der Begriff „Werther-Effekt“ bezeichnet heute den Zusammenhang zwischen Suiziden, über die in den Medien berichtet wurde, und einer Erhöhung der Suizidrate in der Bevölkerung.

Regisseur Hannemann kennt viele Gründe, weshalb es reizvoll ist, das Buch für die Bühne zu adaptieren. „Wir wollen in die Figur hinein tauchen. Von der Ankunft Werthers im idyllischen Dorf, über das Verlieben, die Trennung, das Nicht-loslassen- können bis zum Wahn.“

Hannemann, der in Erlangen mit seinen Live-Hörspielen überzeugte, möchte mit Schauspieler Robert Naumann in einer Erzählsituation die Handlung und die „Bilder im Kopf“ erfahrbar machen. Dafür stehen Naumann jede Menge Requisiten und eine Video-Kamera zur Verfügung. Ansprechen soll diese „Werther“-Version ein junges Publikum ab 14 Jahren. Gestrichen am Text wurde viel, verändert an der Sprache wurde nichts. „Das Ganze wird dem Publikum wie eine Zeitreise vorkommen. Die Grundgefühle können junge Menschen auch heute leicht nachvollziehen.“

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