Zukunftskonzept für ein grünes Erlangen

16.11.2018, 06:00 Uhr
Zukunftskonzept für ein grünes Erlangen

© Athina Tsimplostefanaki

Intakte Grünflächen sind - so beschreibt es der Eigenbetrieb Stadtgrün – bedeutend, um die Lebensqualität zu erhalten und zu stärken und um die Stadt für die Herausforderungen des Klimawandels fit zu machen. Deshalb haben in den letzten zwei Jahren Experten aus der Stadtgesellschaft und der Verwaltung zusammen mit ausgewählten Bürgern in mehreren Workshops ein Zukunftskonzept mit dem Titel "Grün in Erlangen" erarbeitet, das Ziele enthält, die sich kurzfristig umsetzen lassen, aber auch einen Maßnahmenkatalog bis zum Jahr 2030.

"Wenn wir keine Grünflächen für die Erholung und die Freizeit anbieten, dann nehmen sich die Bürger diese", fasst Oberbürgermeister Florian Janik die Erfahrungen im Konflikt zwischen Naturschonung und "Nutzflächen" zusammen, "deshalb müssen wir gezielt solche Flächen anbieten, um andere umso wirksamer schützen zu können." Dass dies auch innerhalb einer Stadtverwaltung zu unterschiedlichen Auffassungen führen kann, bestätigt Marcus Redel, Werkleiter des Betriebs für Stadtgrün, Abfallwirtschaft und Straßenreinigung.

Zusammen mit einem Berliner Büro hat die städtische Grünplanerin Birgit Rother Schwerpunkte herausgearbeitet, die bis 2023 umgesetzt werden sollen. Einer der wichtigsten Grünbereiche ist für die Erlanger Bevölkerung immer noch der Dechsendorfer Weiher, dessen Uferbereiche in den nächsten Jahren mit Fitnessparcours und Spielplatz weiter erschlossen werden sollen. Gleichzeitig sollen Baumnachpflanzungen die Bauarbeiten der letzten Jahre vergessen lassen, ökologisch wichtige Flächen sollen nachhaltig geschützt werden.

Im Regnitztal will der Grünbetrieb näher ans Wasser. "Wir wollen vor allem Verweilzonen am Wasser schaffen, die ein Freizeitareal deutlich aufwerten", sagt Birgit Rother, vor allem die Wöhrmühlinsel biete sich dafür an. Ausdrücklich nicht empfehlen will sie aber das Baden in der Regnitz.

In den Workshops mit den Bürgern habe sich auch herauskristallisiert, dass die Erlanger Straßenräume grüner gestaltet werden sollten. Dazu gehöre auch, vorhandene grüne Oasen (wie den Bohlenplatz) zu schützen. Ein Projekt, das sich auch zeitnah verwirklichen lassen könne, sei die Öffnung und Begrünung der Schulhöfe im Stadtgebiet – woran sich nicht nur Schüler erfreuen könnten. Für all diese kurz- bis mittelfristigen Anliegen soll der Stadtrat rund fünf Millionen Euro bereitstellen, so die Absicht.

Einen "Masterplan für ein Ökologisch-Natürliches Erlangen" hat deshalb die ÖDP gefordert. Doch im Umwelt-, Verkehrs- und Planungsausschuss ist die verbesserte finanzielle Ausstattung für Baumpflanzungen und Entsiegelungen vorerst auf Eis gelegt — aus formalen Gründen.

Weil der Antrag, die Mittel von bisher 50 000 Euro auf 450 000 Euro aufzustocken laut Kämmerer Konrad Beugel nach Ablauf der Frist gestellt wurde, sei das Geld nicht im Haushalt 2019 vorgesehen. Man solle deshalb aber nicht in "Aktionismus" verfallen, so Frank Höppel (ÖDP).

Zu den längerfristigen Planungen gehört der Schutz großer Naturräume in der Stadt – so die drei westlichen Wasserläufe im Steinforstgraben, im Bimbach- und im Ritterbachtal. Im Stadtosten ist es das Schwabachtal, das als Grünzug des Schutzes bedarf, aber auch für die Freizeitnutzung "fit" gemacht werden soll. In der Südstadt ist es der Röthelheimgraben, der aufgewertet werden soll, was auch das Gewässer – das einen Teich hinter der Erba-Villa speist – betrifft.

"Bedauerlicherweise sind wir beim Vorhaben, einen durchgehenden Radweg im Regnitztal zu schaffen, noch nicht recht weitergekommen", sagt Birgit Rother, "da gibt es etliche ökologisch sensible Bereiche".

Dass der Klimawandel an der Stadt nicht spurlos vorübergeht, zeigt sich an den Baumpflanzungen. "Haben wir früher auf heimische Arten wie Linde oder Ahorn setzen können, müssen wir zunehmend auf ehemals exotische Baumarten ausweichen", so Rother. Das könne sich auch auf Vögel, Insekten und andere Baumbewohner auswirken. Hier werde zusammen mit der Landesgartenbauanstalt in Veitshöchheim viel Neues ausprobiert. Um Städte angenehm zu "klimatisieren" müsse man auch über die Gebäudebegrünung nachdenken.

 

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