Zwischen Jazz und Soul: Gregory Porter in Erlangen

16.12.2014, 17:58 Uhr
Gregory Porter spielte in Erlangen auf - und überzeugte, auch wenn er manchmal seine Wurzeln im Jazz etwas sehr stark betonen musste.

© Berny Meyer Gregory Porter spielte in Erlangen auf - und überzeugte, auch wenn er manchmal seine Wurzeln im Jazz etwas sehr stark betonen musste.

Unterschätzen sollte man Gregory Porter und seine Musik nicht. Zwar ist der US-Sänger in der Rolle des gutmütigen Gesangsbären mit ulkiger Kopfbedeckung ein gern gebuchter Gast in deutschen TV-Sendungen, doch der stilvoll gekleidete Musiker hat mehr zu bieten, als Dahinschmelzlieder. Beispielsweise „1960 What“, ein bewegendes Stück über die Rassenunruhen in Detroit 1960 und die Ermordung Martin Luther Kings 1967. Ein leider zeitloser Song, wie der Blick auf die aktuellen politischen Diskussionen in den USA beweist.

In der vollen Heinrich-Lades-Halle versucht Porter mit einer durchdachten Konzert-Dramaturgie einen spannenden Konzert-Abend zu gestalten — was meistens trefflich gelingt. Geschickt gewählt (wenn denn Porter hier überhaupt ein Mitspracherecht besitzt) ist der Kurzauftritt von Myles Sanko im Vorprogramm. Ein junger Sänger, der zwar nicht über eine Jahrhundertstimme verfügt, es aber versteht, eine intime Stimmung in den Saal zu zaubern. Selbst wenn er dabei mit seinem Pianisten etwas verloren auf der riesigen Bühne steht.

Porter und Band setzen auf regelmäßige Wechsel zwischen Balladen und Up-Tempo-Nummern. Immer wieder werden Musik-Zitate eingestreut. „On my way to Harlem“ ist eine Nummer, in der Porter ganz konkret den prägenden Klängen und Bildern seiner Jugend Referenz erweist.

Regelmäßig überlässt er seinen Mitstreitern das Rampenlicht. Yosuke Satos Saxofon, das das „Liquid Spirit“ so mitreißend macht, wird noch öfter mit Soli protzig zelebrierte Hektik verbreiten. Manchmal hat man gar den Eindruck, dass Porter (dessen Ohrenschoner-Mütze lediglich ein Mode-Gag ist, der zum Wahrzeichen wurde) fast zwanghaft seine Verwurzelung im Jazzbereich betonen muss.

Schade, da bleibt einiges an Leichtigkeit und Authentizität auf der Strecke

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