Ermittlungen gegen Haderthauer haben offiziell begonnen

1.8.2014, 12:27 Uhr
Für Christine Haderthauer wird es ernst: Die Staatsanwaltschaft hat am Freitag offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen die Ministerin eingeleitet.

© dpa Für Christine Haderthauer wird es ernst: Die Staatsanwaltschaft hat am Freitag offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen die Ministerin eingeleitet.

Die Staatsanwaltschaft München II hat das seit Tagen erwartete Ermittlungsverfahren gegen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer förmlich eingeleitet. Nachdem Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) keine Einwände erhoben hatte, habe die Staatsanwaltschaft die Einleitung des Verfahrens beschlossen, sagte am Freitag Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich, der Sprecher der Behörde.

Grundlage ist die Überprüfung einer Betrugsanzeige, die der frühere Mitgesellschafter des Unternehmens Sapor Modelltechnik eingereicht hat. In gleicher Sache wird bereits seit einiger Zeit gegen Haderthauers Mann Hubert ermittelt, wie Heidenreich bestätigte.

Die Staatsanwaltschaft hatte die Landtagspräsidentin am Montagabend informiert, dass sie gegen die CSU-Spitzenpolitikerin ermitteln will. Die Information Stamms war notwendig, da Haderthauer als Landtagsabgeordnete eigentlich immun ist. Der Landtag hat sich für derartige Fälle ein Schnellverfahren gegeben: Sofern die Präsidentin nicht innerhalb von 48 Stunden Einwände erhebt und den Fall den Abgeordneten zur Abstimmung vorlegt, können die Staatsanwälte ermitteln – ohne dass die Immunität formell aufgehoben wird. Erst wenn es zur Anklage kommen sollte oder ein Strafbefehl erlassen wird, müsste der Landtag über die Aufhebung von Haderthauers Immunität abstimmen.

Anlass der zwei Ermittlungsverfahren gegen das Ehepaar ist ein komplizierter Streit ums Geld: Hubert Haderthauer – heute Landgerichtsarzt in Ingolstadt – hatte Ende der 1980er Jahre den Dreifachmörder Roland S. kennengelernt, der in Nürnberg mehrfach verurteilt wurde. Dieser hatte von Anfang der 70er bis Mitte der 80er Jahre drei Männer getötet und verstümmelt. Wegen seiner vermutlich unheilbaren seelischen Störung und Gefährlichkeit sitzt der heute 75-Jährige nach wie vor im Maßregelvollzug und wird voraussichtlich bis ans Ende seines Lebens nicht mehr freikommen.

Der Stahlbauschlosser ist jedoch ein begabter Handwerker. Der Mörder begann, im Auftrag von Sapor Modelltechnik Luxus-Modellautos im Maßstab 1:8 zu bauen – als Teil der Arbeitstherapie in der Psychiatrie. Als Gesellschafter stieg aber zunächst nicht Dr. Haderthauer, sondern seine Frau Christine ein. Miteigentümer war der französische Geschäftsmann Roger Ponton.

Nach ihrer Wahl in den Landtag 2003 gab die CSU-Politikerin ihren Anteil an Ehemann Hubert ab, der bis 2008 Gesellschafter blieb. 2011 zahlten die Haderthauers dem Ex-Geschäftspartner Ponton nachträglich 20.000 Euro Abfindung für dessen Anteil. Ponton fühlt sich jedoch betrogen und erstattete deswegen Anzeige im Frühjahr.

Der Franzose glaubt, dass die Gewinne höher waren als die von den Haderthauers angegebenen Summen, und ihm deswegen auch eine höhere Abfindung zugestanden hätte. Die Staatsanwaltschaft hält Pontons Vorwürfe offensichtlich für so plausibel, dass die Ermittler der Sache nun auf den Grund gehen wollen.

Wie die „Bild“-Zeitung berichtete, will nun auch der Dreifachmörder und Modellauto-Bauer S. Anzeige gegen Haderthauers Mann erstatten. Den Eingang einer solchen Anzeige gegen den Mediziner konnte Heidenreich am Freitag zunächst aber noch nicht bestätigen.

Hubert Haderthauer hat schon seit dem vergangenen Jahr juristischen Ärger wegen seiner früheren Geschäfte. Da er als Landgerichtsarzt bayerischer Amtsträger ist, leitete die Landesanwaltschaft ein Disziplinarverfahren ein. Wegen der strafrechtlichen Ermittlungen ist das Disziplinarverfahren aber derzeit ausgesetzt. Das teilte die Landesanwaltschaft auf Anfrage mit.

 

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