Extremer Schneefall wirklich so selten? DWD klärt auf

17.1.2019, 05:13 Uhr
Extremer Schneefall wirklich so selten? DWD klärt auf

© Bastian Glückselig/DLRG

Von Lawinen verschüttete und getötete Skifahrer, gesperrte Straße und Bahnstrecken, Evakuierungen von bedrohten Häusern und von der Außenwelt abgeschnittene Orte – all das sollte man natürlich nicht leichtfertig abtun, die Gefahr für Bewohner, Wintersportler und Rettungskräfte war sehr real. Gleichzeitig muss man sich aber auch bewusst sein: Solche Situationen sind in den Alpen keine Seltenheit, sie treten immer wieder in dieser oder sogar noch extremerer Form auf.

Schneehöhen wie derzeit in den tieferen Regionen der bayerischen Alpen kommen häufiger als alle zehn Jahre vor, wie eine aktuelle Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD) zeigt. Im Erzgebirge und im Vogtland, wo in Kammlagen zuletzt bis zu 90 Zentimeter Schnee lagen, wiederholt sich eine solche Situation sogar häufiger als alle fünf Jahre.

Im Berchtesgadener Land türmt sich der Schnee momentan maximal 85 bis 150 Zentimeter hoch auf, ein Ereignis, das es alle zwei bis 15 Jahre gibt. Lediglich einige Messtationen, wie Ramsau-Schwarzeck/Schmuck und Bischofswiesen-Oipl, erreichten Werte um die 200 Zentimeter und damit ein Ausmaß von Schneefällen, wie es nur alle 30 bis 50 Jahre vorkommt. Nur einige wenige Stationen erreichten wirklich neue Rekordwerte, wie die Messstelle Siegdorf-Maria Eck im Landkreis Traunstein, die mit 173 Zentimetern die bisherige Maximalhöhe um sieben Zentimeter übertraf.

"Insgesamt kann das Ereignis zwar als ungewöhnlich, aber nicht als außergewöhnlich eingestuft werden", bilanziert der DWD deshalb. Auch die täglichen Neuschneemengen von 30 bis 50 Zentimetern kämen alle fünf bis zehn Jahre vor. Deutlich seltener ist es allerdings, dass solche Mengen an zwei bis drei Tagen nacheinander fallen.

Gehäufte Schneefälle nur noch in höheren Lagen

Und hier ist auch schon das Entscheidende: Der DWD geht in seinen Klimaprojektionen davon aus, dass Winterniederschläge in Zukunft häufig intensiver ausfallen als in der Vergangenheit. Da aber gleichzeitig auch die Temperaturen steigen sollen, wird dieser Niederschlag wohl häufiger als Regen statt als Schnee fallen.

Die gehäuften, intensiveren Schneefälle wird es dann nur noch in den höheren Lagen geben. "Auch eine Häufung der aktuell zu beobachtenden Kombination aus Stark- und Dauerschneefall im Wechsel mit Tauwetter und Dauerregen ist denkbar", glauben die Experten des DWD.

Mehr als drei Meter

Extremer als in den bayerischen Alpen war die Situation natürlich in Österreich, wo innerhalb von zehn Tagen teilweise mehr als drei Meter Neuschnee fielen. Selbst in Süditalien, Griechenland, der Türkei und sogar im Nahen Osten gab es teilweise ergiebige Schneefälle. Die Alpensüdseite in Norditalien dagegen blieb durch Föhnwinde trocken. Dort gab es zuletzt sogar einige größere Waldbrände. In Bayern wurde im Landkreis Berchtesgadener Land inzwischen der Katastrophenfall teilweise aufgehoben. In fünf Gemeinden gilt er allerdings weiterhin, ebenso für Teile des Landkreises Miesbach.

Teilweise bleibt die Lage aber noch sehr bedrohlich. Wegen akuter Lawinengefahr ist der Ort Raiten (Landkreis Traunstein) geräumt worden. Rund 230 Menschen mussten vorsorglich ihre Wohnungen verlassen. Sie sollten zunächst in Notunterkünften untergebracht werden. "Nehmen Sie Kleidung, wichtige Dokumente und Medikamente mit", appellierte das Landratsamt an die Bürger.

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