Fall Peggy: Suche steht vor dem Abschluss

25.4.2013, 14:15 Uhr
Fall Peggy: Suche steht vor dem Abschluss

© David Ebener/dpa

Unklar sei nach wie vor, ob es sich um tierische oder menschliche Knochen handle, sagte Ernst Schmalz von der Staatsanwaltschaft Bayreuth im oberfränkischen Lichtenberg (Landkreis Hof). Auch sei es denkbar, dass die Knochen aus einem alten Friedhof stammten.

Die Polizei machte die Funde in einer alten Sickergrube. Rechtsmediziner würden nun mit ihren Untersuchungen beginnen, mit einem Ergebnis rechne man in rund einer Woche. Peggy war vor zwölf Jahren in Lichtenberg spurlos verschwunden. Wegen neuerer Ermittlungsergebnisse hatte die Polizei am Montag mit der Untersuchung eines Anwesens begonnen.

In Lichtenberg dauert die Suche nach dem seit zwölf Jahren vermissten Mädchen seit Montag. Die Einsatzkräfte konzentrierten sich gerade auf einen ehemaligen Abwasserkanal im Hof eines Hauses in Lichtenberg. Auch der Keller des Anwesens werde unter die Lupe genommen, sagte ein Polizeisprecher. Der Innenhof des Hauses wurde mittlerweile fast komplett umgegraben. Bis zu zwei Meter tief ließ die Polizei baggern. Mit einem Bodenradar sei man auf Hohlräume gestoßen, erläuterte der Sprecher.

Feinarbeit beginnt

Nun beginne die Feinarbeit. Man prüfe, welche Zugänge zu den Hohlräumen es vom Haus aus gebe. Es wird nach möglichen Ablageorten der Leiche der Neunjährigen gesucht. Ein Abschluss der Aktion sei noch nicht abzusehen, möglicherweise werde auch noch am Donnerstag weitergearbeitet.

Die Arbeiten in der Gemeinde im Landkreis Hof hatten am Montag begonnen. Ermittler untersuchen mit Unterstützung des Technischen Hilfsdienstes seitdem das Anwesen am Marktplatz, wo die Polizei Peggy in einem der Hohlräume vermutet.

Am Dienstag sah es kurzzeitig so aus, als seien die Ermittler fündig geworden - ein Leichensuchhund hatte angeschlagen. Gefunden wurde aber doch nichts. Dies könnte auch damit zusammenhängen, dass sich das Grundstück in Kirchennähe befindet.

Nicht mehr gesucht werden soll dem Sprecher zufolge in zwei weiteren Objekten, zu denen die Polizei am Montag in Thüringen und Mittelfranken mit Leichenspürhunden ausgerückt war. Die Einsätze dort seien abgeschlossen, sagte der Sprecher. Die durchsuchten Häuser stehen demnach in Verbindung zu dem Objekt in Lichtenberg.

Ungereimtheiten im Prozess

Der Fall Peggy zählt zu einem der spektakulärsten Kriminalfälle der vergangenen Jahre in Deutschland. Die damals neunjährige Peggy K. wird seit 2001 vermisst. Obwohl die Polizei eine umfassende Suchaktion startete, in der sie sogar Helikopter mit hochsensiblen Wärmebildkameras einsetzte, fehlt bis heute jede Spur von dem Mädchen.

Kurz nach Peggys Verschwinden präsentierten die Beamten den geistig zurückgebliebenen Ulvi K. als Täter: Er soll das Mädchen missbraucht und anschließend ermordet haben. Sowohl sein Anwalt Michael Euler als auch seine Betreuerin Gudrun Rödel sind von der Unschuld Ulvi Ks. überzeugt. Beide haben insgesamt über 2000 Seiten Beweismaterial gesammelt, mit denen sie in einem baldigen Wiederaufnahmeverfahren die Richter überzeugen wollen.

In dem Prozess gab es tatsächlich einige Ungereimtheiten. Ein Zeuge gab an, von der Polizei unter Druck gesetzt worden zu sein, ein anderer widerrief im Nachhinein seine Aussage, Ulvi K. habe ihm die Tat gestanden. Der heute 35-jährige Ulvi K. hat seine Haftstrafe bisher noch nicht angetreten - er ist derzeit in einer Psychiatrie untergebracht.

Neue Hinweise

Neue Hinweise hatten die Ermittler nun zu dem Haus geführt. Vor etwa zwei Wochen hatte sein Anwalt einen Antrag auf Wiederaufnahme des Falls gestellt. Die jetzige Durchsuchung stehe aber in keinem Zusammenhang damit, sagte der Sprecher.

Der Bewohner des Hauses steht mittlerweile im Verdacht, etwas mit dem Verschwinden von Peggy zu tun zu haben. 2001 wurde er im Zuge der Ermittlungen schon einmal vernommen. Verdachtsmomente gegen ihn hatten sich damals jedoch nicht ergeben. Zum Jahreswechsel 2007/2008 durchsuchte die Polizei sein Anwesen, weil gegen den Mann in einer anderen Sache ermittelt wurde. Die Durchsuchung blieb allerdings ergebnislos.

2012 hatten Staatsanwalt und Kripo Bayreuth in dem Fall mit neuen Ermittlungen begonnen. „Dabei haben wir Hinweise auf den möglichen Ablageort der Leiche gefunden“, betonte der Sprecher. „Die Summe der Erkenntnisse hat uns veranlasst, hier Untersuchungen zu beginnen.“ Der Bewohner des Hauses wird heute weiter vernommen, gegen ihn liegt aber kein Haftbefehl vor.

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© Foto: Daniel Karmann/dpa

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