Fehlende Grundschullehrer: Minister will nicht mehr zahlen

8.9.2018, 05:30 Uhr
Die Zahl der Abc-Schützen steigt, doch es gibt Schwierigkeiten, genug Lehrer für die Kinder zu finden.

© Felix Kästle/dpa Die Zahl der Abc-Schützen steigt, doch es gibt Schwierigkeiten, genug Lehrer für die Kinder zu finden.

Derzeit gibt es noch viel zu wenige Grund- und Mittelschullehrer, dafür aber einen kräftigen Überschuss an Lehrkräften für Realschulen und Gymnasien. Wenn Letztere keine Anstellung finden, haben sie deshalb seit dem Jahr 2015 die Möglichkeit, sich in einer zweijährigen Fortbildung zu Grund- und Mittelschullehrern qualifizieren zu lassen.

840 Lehrer haben diese Ausbildung bereits durchlaufen und können nun an Grund- und Mittelschulen unterrichten. 1640 weitere Lehrer befinden sich derzeit noch in dieser Qualfizierungsmaßnahme. "Wenn sie keine silbernen Löffel mehr klauen, ist ihnen die Verbeamtung sicher", betont Sibler.

Neue Studienplätze für Erlangen

Gleichzeitig werden aber auch zum Wintersemester 700 neue Studienplätze für Grundschullehramt geschaffen, davon mehr als 100 in Erlangen.

Viele Bildungsverbände fordern seit Jahren, dass Grundschullehrer zum Berufseinstieg genauso viel verdienen sollten wie ihre Kollegen an anderen Schulen. "Es muss endlich der Mut aufgebracht werden, grundlegende, langfristige Maßnahmen in Angriff zu nehmen: A13 als Eingangsbesoldung für alle Lehrkräfte und die Umstrukturierung der Lehrerbildung", fordert etwa Ruth Brenner, Sprecherin der GEW-Landesfachgruppe Grund- und Mittelschulen.

Kultusminister Sibler hält wenig von solchen Vorschlägen. "Die Möglichkeiten des Aufstiegs für Grundschullehrer gibt es bereits seit Jahren. In ein paar Jahren muss keiner mehr unter A12Z oder A13 in den Ruhestand gehen", betont er. Dass das Grundschullehramt sehr attraktiv sei, zeige sich daran, dass der Zugang zum Studium an den meisten bayerischen Hochschulen mit Numerus clausus begrenzt werden müsse.

Für 1,66 Millionen Schülerinnen und Schüler in Bayern, davon 233.000 in Mittelfranken, beginnt am kommenden Dienstag wieder der Unterricht. Besonders interessant ist dabei immer die Zahl der Abc-Schützen, die neu in die Schule kommt: Bayernweit sind es 115.400, 3000 mehr als im vergangenen Schuljahr. In Mittelfranken hat sich die Zahl auf 14.928 erhöht, in Nürnberg auf 4349.

Alle Planstellen qualifiziert besetzt

Sibler hebt hervor, dass alle Planstellen mit qualifiziertem Personal besetzt werden konnten: "In Nordrhein-Westfallen dagegen gibt es einige Tausend unbesetzte Lehrerstellen, in Berlin verfügt die Hälfte der neu eingestellten Lehrer nicht über die entsprechende Qualifikation."

4300 Lehrer werden zu diesem Schuljahr neu eingestellt, darunter sind 848 zusätzliche Stellen. "Es gelingt in Bayern jedes Jahr, am ersten Schultag in jede Klasse einen Lehrer zu schicken. Doch schon am zweiten Tag beginnen die Probleme, weil es nicht genug Reserven gibt", meint Martin Güll (SPD), Vorsitzender des Bildungsausschusses im Landtag

Reserve nur leicht aufgestockt

Doch Sibler betont, dass die Mobilen Reserven an Grund- und Mittelschulen um 50 Stellen aufgestockt werden. Kein großer Sprung aber angesichts von bisher 2450 Stellen.

Vor wenigen Jahren waren Übergangsklassen für Flüchtlingskinder noch das bestimmende Thema im Schulbereich, nun läuft das in "Deutschklassen" umbenannte Angebot schon fast unter dem Radar.
"Es ist beeindruckend, wie schnell die Kinder lernen. Meistens kommen sie nach spätestens eineinhalb Jahren in Regelklassen und können da ohne Probleme mithalten", meint der Nürnberger Schulamtsdirektor Thomas Reichert. In Mittelfranken gibt es im kommenden Schuljahr 110 solcher Deutschklassen, davon 62 allein in der Stadt Nürnberg.

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