Fischadler und Seeadler kehren zurück nach Franken

24.7.2016, 06:00 Uhr
Fischadler und Seeadler kehren zurück nach Franken

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Der "König der Lüfte" hat eine lange Tradition als Status-und als Staatssymbol. Der "Bundesadler" hat es sogar zum Wappentier Deutschlands gebracht.

Trotz dieser hoheitlichen Funktion ist der Adler lange Zeit recht schmählich behandelt worden. Beinahe ausgerottet, gab es vom Seeadler und auch vom Fischadler um 1900 bundesweit nur noch sehr wenige Exemplare. Aus Bayern waren beide Arten bereits Mitte des 19. Jahrhunderts verschwunden. Erst seit Anfang der 1990er Jahre werden die Greifvögel im Freistaat nach und nach wieder heimisch.

In Mittelfranken entstanden ebenfalls neue Reviere. Eine ornithologische Sensation war es, als sich 2004 ein Seeadler-Paar in den Wäldern rund um den Altmühlsee niederließ und zwei Jungvögel großzog - es war die erste erfolgreiche Brut in dieser Gegend seit 150 Jahren.

Umweltgifte verboten

"Beide Adlerarten kehrten relativ synchron nach Bayern zurück", erläutert Ulrich Lanz vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) in Hilpoltstein, Landkreis Roth. Grund dafür, dass sich die Bestände merklich erholen konnten, waren das Verbot von Umweltgiften wie DDT und der nachlassende Jagd- und Verfolgungsdruck. So eroberten die Greifvögel aus dem Norden und Nordosten der Republik allmählich neue Lebensräume in anderen Landesteilen zurück.

Beispielsweise in den ausgedehnten Waldgebieten der Bayerischen Staatsforsten. Die diesjährige Beringungsaktion habe gezeigt, "dass sich die erfreuliche Tendenz der letzten Jahre fortsetzt und sich die Tiere weiter ausbreiten", schreibt das Unternehmen in einer Mitteilung.

Der Aufschwung sei beeindruckend. Seit 1992, als man die erste Fischadler-Brut seit Jahrzehnten in Bayern dokumentierte, stieg die Population ständig. Heuer seien allein im Staatswald sechs Fischadler-Horste mit 15 Jungvögeln und genau so viele Seeadler-Horste mit mindestens acht Jungtieren registriert worden. Versteckte und deshalb unentdeckt gebliebene Brutplätze sowie Horste in anderen Wäldern habe man bei dieser Zählung noch gar nicht berücksichtigt.

Baumkletterer in Aktion

Die nicht ganz einfache Beringung der Jung-Adler, wie sie unlängst nahe Waldsassen im Kreis Tirschenreuth erfolgte, ist fester Bestandteil im wissenschaftlichen Begleitprogramm zum Artenschutz. Dazu wurden die Vögel von einem speziell geschulten Baumkletterer für kurze Zeit aus dem Nest geholt, behutsam beringt und anschließend wieder zurückgebracht.

Die Neuansiedlung von Fischadler und Seeadler im Freistaat ist kein Zufall, sagen die Staatsforsten. Die Ausbreitung sei "auch ein guter Beleg für den Erfolg unserer naturnahen und integrativen Forstwirtschaft". Dabei würden Nisthilfen angelegt und Schutzzonen rund um bewohnte Horste eingerichtet, um mögliche Störungen der scheuen Tiere während der Balz- und Aufzuchtzeit zu minimieren. In einem gewissen Radius um die Horste werde für diese Zeit die Holzernte ausgesetzt.

In Hilpoltstein sieht man derartige Aktivitäten mit Wohlwollen. Dem Landesbund für Vogelschutz ist nicht nur die Ruhe am Brutplatz ein besonderes Anliegen: Der LBV kämpft obendrein für ein Verbot von bleihaltiger Jagdmunition und für eine bessere Absicherung von Stromleitungen, die für die Adler zur tödlichen Gefahr werden können.

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