A 73: Lärmschutz der Realität angepasst

14.12.2018, 06:00 Uhr
A 73: Lärmschutz der Realität angepasst

© Ulrich Graser

Rund 43 Millionen Euro sind in dieser Zeit zwischen Forchheim-Nord und -Süd verbaut worden, sagte Bayerns neuer Bau- und Verkehrsminister Hans Reichhart (CSU). Er war nicht der einzige, der daran erinnerte, dass die Vorhersagen für die Verkehrsmengen, und damit für den Lärm, auf der A 73 ursprünglich ganz anders ausgesehen haben.

13 500 Fahrzeuge täglich, so lauteten die ersten Prognosen in den 1970er Jahren für den Frankenschnellweg bei Forchheim. Auf dieser Basis wurde die Autobahn begonnen. Es wurden dann schnell viel mehr, erst recht nach der Öffnung der DDR-Grenze 1989. Schließlich wurde die Straßenverbindung von Erfurt nach Nürnberg als "Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 16" ausgerufen, erinnerte sich gestern Gerhard Rühmkorf.

Der Ministerialdirigent im Bundesverkehrsministerium sagte, als 2008 der Lückenschluss bei Lichtenfels für eine durchgängige Autobahn zwischen der thüringischen Landeshauptstadt und der Frankenmetropole vollzogen wurde, steigerte sich das Verkehrsaufkommen unter anderem auch bei Forchheim noch einmal.

Viermal so viele Autos

A 73: Lärmschutz der Realität angepasst

© Foto: Ulrich Graser

Heute zählen die Verkehrsplaner hier über 47 000 Fahrzeuge täglich, laut Minister Reichhart sogar "im Schnitt über 50 000", also "viermal so viel wie bei der Fertigstellung im Jahr 1980 prognostiziert wurde". Er bezeichnete die A 73 bei Forchheim daher auch als "höchstfrequentiert".

Die damals geplanten und gebauten Dämme, Wände und Wälle reichten schon lange nicht mehr aus, so Reichhart. Doch es musste erst ein Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes von 2007 entdeckt und richtig interpretiert werden, ehe Forchheims Lärmproblem auf Kosten des Bundes angepackt werden konnte.

Bund muss zahlen

Daran erinnerte Gerhard Rühmkorf aus dem Bundesverkehrsministerium, ohne aber den früheren Oberbürgermeister Franz Stumpf zu erwähnen. Der hatte seinerzeit zwischen 2011 und 2013 in Gesprächen mit Ministerien und Autobahn-Direktion dieses Urteil des Bundesverwaltungsgerichtes daraufhin abgeklopft, ob es auf Forchheim anwendbar ist. Es lautet, kurz gefasst: Der Bund hat den nachträglichen Ausbau des Lärmschutzes zu bezahlen, wenn die bisherigen Planungen auf veralteten Verkehrszählungen beruhen. Darauf pochte Forchheim — und bekam Recht.

"Die Lärmminderung verbessert die Lebensqualität der Anwohner massiv", sagte Minister Reichhart. Er kennt sich in der Gegend aus, obwohl er aus Schwaben stammt. Denn seine Frau ist Eggolsheimerin. Forchheims Lärmschutzwände sind ihm daher vertraut. Nach Reichharts Meinung trägt der nachträgliche Lärmschutz dazu bei, in der Bevölkerung "wieder Akzeptanz zu schaffen" für die Existenz der Autobahn mitten durch die Stadt.

Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) berichtete jedoch im Gespräch mit unserer Zeitung, einige Bürger aus dem Bereich Regnitzstraße/Bügstraße seien bei ihm in der Sprechstunde gewesen und hätten sich über einen erneut gestiegenen Lärmpegel von der Autobahn beschwert — nach Einbau des lärmmindernden Asphalts und Errichtung der neuen, höheren Lärmschutzwände. Kirschstein will in Gesprächen mit dem Landratsamt erreichen, dass die zuständige Fachabteilung gegebenenfalls Lärmmessungen vornimmt.

Geistlicher Segen

Den geistlichen Segen erhielt der nachträgliche Lärmschutzausbau von Regionaldekan Martin Emge (katholisch) und Pfarrer Enno Weidt (evangelisch-lutherisch). Sie erinnerten, wie zuvor auch Minister Hans Reichhart, an die vielen Bauarbeiter, die in den letzten Jahren bei jedem Wetter — eisiger Kälte wie unerträglicher Hitze — hier geschuftet hätten.

Zur offiziellen Inbetriebnahme des runderneuerten Autobahnabschnitts war eine Vielzahl von Ehrengästen gekommen. Neben dem CSU-Stimmkreisabgeordneten Michael Hofmann auch Klaus Adelt (SPD) aus Hof, stellvertretender Fraktionsvorsitzender im Landtag. Die Verkehrsinfrastruktur in Oberfranken, so würdigte ihn der Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, Reinhard Pirner, habe Klaus Adelt seit jeher am Herzen gelegen.

Gekommen waren auch die oberfränkische Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz sowie die stellvertretende Landrätin Rosi Kraus (CSU) für den Landkreis. Ab 2020, so kündigte der bayerische Verkehrsminister an, sind "entsprechende Lärmschutzmaßnahmen" in Eggolsheim, Altendorf und Buttenheim geplant. Das heißt für die Benutzerinnen und Benutzer der Autobahn, die nach Norden fahren wollen: Bis Forchheim läuft es recht flüssig. Danach beginnt die Stauzone.

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