Abenteuer Autokauf in Amerika

10.11.2014, 12:31 Uhr
Abenteuer Autokauf in Amerika

© privat

  Die ersten Wochen bin ich  fleißig mit dem Fahrrad zum College, zum Einkaufen und wo ich sonst überall hin bin. Schnell hab ich bemerkt: Bei 40 °C jeden Tag macht das nicht allzu viel Spaß. Deshalb habe ich schließlich die Busverbindungen abgecheckt – der Bus hält ja direkt vor dem Haus.

Der erste Collegetag mit Bus sah dann so aus: 30 Minuten auf den Bus gewartet, da sich keiner an die Abfahrzeiten hält, 45 Minuten Busfahrt für eine Strecke, die mit dem Auto zirka 15 Minuten dauern würde, abends, nach meinem Abendkurs 40 Minuten  im Dunkeln allein an der Bushalte warten (während über mir ein Hubschrauber nach einem Kriminellen gesucht hat – etwas spooky!), um dann vom Busfahrer übersehen zu werden und weitere 20 Minuten auf den nächsten zu warten. Mein Fazit: Ein Auto muss her.  Wenn ich zuvor gewusste hätte, dass der Weg zum eigenen Auto so chaotisch und steinig werden würde, hätte ich es mir vielleicht noch mal mit dem Busfahren überlegt :D!

In den nächsten Tagen habe ich dann die Internetseiten, die uns empfohlen wurden, nach Autos für zirka $2.500 – $3.000 studiert und irgendwie nur Schrott gefunden – die Autos hier haben so viele Milen drauf, dass es zumindest in Deutschland unmöglich wäre, sie zu dem Preis zu verkaufen. Nachdem ich ein paar Autos angesehen und für unbrauchbar befunden habe, fand ich schließlich einen einigermaßen guten Saturn auf Craigslist. Also zog ich mit Lilli, einer Freundin meiner Hostmam, die die einzige war, die Zeit hatte, los, um das Auto Probe zufahren.

Der Verkäufer sah wirklich nicht nach einem Autohändler aus – er hatte Dreadlocks, trug ein halbes Kilo Holzschmuck und nahm alles sehr easy. Das Auto war aber ganz gut. Zur Sicherheit habe ich es nochmal von einem Mechaniker abchecken lassen, bevor ich es kaufte – zum Glück. Ich musste $ 400 reinstecken, um es fahrbar zu machen (Reifen, Bremsen, ...). Der Bob-Marly-Verschnitt-Autoverkäufer war dann auch willig, den Preis etwas zu reduzieren, deshalb schlug ich ein und wollte Geld von der Bank holen.

Erste Hürde: "Auszahlung nur $800 pro Tag" und es war Sonntag. Also einigten wir uns auf eine Anzahlung – den "Vertrag", den ich bekam, um die Anzahlung zu bestätigen: ein handgeschriebener Zettel mit zwei Unterschriften – na super! Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich mir die wildesten Geschichten ausmalte, zum Beispiel, dass der Autohändler am nächsten Tag mit meinem Auto und dem Geld über alle Berge ist.

Nächster Tag bei der Bank:  Dort hieß es, "Ihr Geld kann nicht abgehoben werden, sprechen Sie mit Ihrer deutschen Bank, wir wissen leider nicht woran es liegt." Ich musste das Geld aber am gleichen Tag zahlen, da der Händler sonst einen Teil der $800 einbehalten hätte, was wir so vereinbart hatten. Verzweifelt versuchte ich die deutsche Bank zu erreichen, aber keine Chance wegen der Zeitverschiebung – schließlich half mir Lilli und lieh mir das Geld, was mir wirklich peinlich war.

Soweit so gut. Papierkram erledigt, das Auto war meins. Für zirka zwei Minuten. Als ich vorbildlich alles noch einmal abchecken wollte, merkte ich, dass ich das Auto verriegelt hatte und die Schlüssel im Auto auf dem Beifahrersitz lagen. NO WAY! Ich war verzweifelt und glaubte fest an ein Zeichen, dass mit dem Auto irgendetwas nicht stimmte. Schließlich kam ein Nachbar des Autohändlers mit Werkzeug und öffnete das Auto.

Der sicher chaotischste Tag bisher in den Staaten nahm dann doch noch ein gutes Ende und ich brachte die Karre heil nach Hause! Seitdem leistet es brav seine Dienste als Roadtrip-Gefährt und im Nachhinein hat sich der ganze Stress ausgezahlt! :)

Keine Kommentare