Abrissarbeiten am Forchheimer Landratsamt starten

23.3.2017, 06:00 Uhr
Abrissarbeiten am Forchheimer Landratsamt starten

© Foto: Ralf Rödel

Angelika Greßmann, Diplomarchitektin beim Regensburger Architekturbüro "Dotter und Payer", welches das Landratsamt-Projekt plant und umsetzt, stellte bei der letzten Sitzung des Kreisbauausschusses eine Variante vor, die deutlich weiter geht als der ursprüngliche Ansatz. Eigentlich sollte das Gebäude "E" am Streckerplatz, in dem auch im ersten Stock der Sitzungsaal untergebracht ist, nämlich nur bis zur Oberkante des Untergeschosses abgerissen und der Neubau auf den übrig bleibenden Torso aufgesetzt werden.

Bei einer genaueren Analyse hätte sich laut Angelika Greßmann allerdings ergeben, dass eine deutlich weiter gehende Lösung unter dem Strich nicht nur kostengünstiger zu realisieren ist, sondern auch bauliche und ökologische Vorteile bringt. Es fiel der Architektin von daher auch nicht schwer, die Ausschussmitglieder quer durch alle politischen Gruppierungen von dem neuen Plan zu überzeugen.

Kontaminierte Altlasten?

Der sieht nun vor, den Sitzungsbau einschließlich Untergeschoss bis zu dessen Bodenplatte abzureißen. Dies sei nicht nur hinsichtlich der Baustatik unkomplizierter, sondern würde auch viele Nebenarbeiten wie Kabelverlegung oder den Bau neuer Lüftungsschächte einfacher machen. Zudem sei es so möglich, den Neubau ohne möglicherweise kontaminierte bauliche "Altlasten" hochzuziehen.

I-Tüpfelchen: Wenn das Untergeschoss ab Bodenplatte nicht aufwendig ertüchtigt werden muss, um die vier Stockwerke des Neubaus zu tragen, wird der Abbruch mehr als 50 000 Euro billiger. "Ein Teilabbruch hätte aufwendige Schutzmaßnahmen nach sich gezogen", erklärte Angelika Greßmann. Wassereinbrüche bei Schlechtwetter ließen sich erfahrungsgemäß dennoch kaum vermeiden. Auch Risse in den Wänden würden sich kaum vermeiden lassen, betonte Greßmann. Was zeit- und kostenintensive Ausbesserungsarbeiten nach sich zöge.

Was jetzt entsteht, sei ein nach aktuellen baubiologischen Erkenntnissen erstellter Neubau "aus einem Guss", energetisch optimiert, mit größeren Fenstern als bisher. Im neuen Untergeschoss gewinnt man laut Greßmann sogar rund zwölf Quadratmeter Platz, weil die neuen Wände dünner ausfallen und das Gebäude dennoch besser als bisher dämmen.

Dass bei der begrenzten Ausschreibung für den Abbruch am Ende die Pullenreuther Firma Plannerer den Zuschlag erhielt, ist ein Spiegel der boomenden Baubranche: In einer Phase, in der Spareinlagen keine Zinsen mehr bringen, wird verstärkt in Immobilien investiert, die Auftragsbücher der Bauunternehmen sind voll. Außer Plannerer bewarb sich nur ein Mitbewerber für den Abriss – und war mehr als doppelt so teuer. Weil die Idee, auch das Untergeschoss abzureißen, erst nachträglich aufkam, ist der Auftrag nun in ein Haupt- und ein Nebenangebot aufgeteilt: Für den Hauptabriss sollen rund 177 036,84 Euro fällig werden, das Untergeschoss wird für 130 900 Euro platt gemacht.

Kritik kam von Grünen-Kreisrätin Lisa Badum, die das Verfahren an sich kritisierte, da bereits ein Auftrag vergeben werde, obwohl der Kreistag den Abriss noch gar nicht offiziell beschlossen habe. Zudem wollte sie von Kreisbaumeister Walter Neuner wissen, warum nicht vor der Ausschreibung klar gewesen sei, dass der Abriss des Untergeschosses die kostengünstigere Lösung sei. Sebastian Körber (FDP), selbst Architekt, verteidigte Neuner und führte aus, dass bei Bauprojekten – zumal bei so umfangreichen – fast immer kaum berechenbare Unwägbarkeiten aufträten, die eine Umplanung notwendig machten. Am Ende stimmten alle Bauausschussmitglieder mit Ausnahme Lisa Badums dafür, Abriss und Neubau des Sitzungsbaus in der vorgeschlagenen Version auf den Weg zu bringen.

2 Kommentare