Agilis lässt Radfahrer am Bahnhof Ebermannstadt stehen

9.5.2018, 08:00 Uhr
Agilis lässt Radfahrer am Bahnhof Ebermannstadt stehen

© Günther Klebes

Tilman Goerttler kommt aus Fürth, ist 50 Jahre alt und fährt gern Rad. Am Samstag war er in der Fränkischen Schweiz unterwegs, schreibt er in einer Mail an die Nordbayerischen Nachrichten. Eine längere Tour lag hinter ihm, als er kurz vor 19 Uhr am Bahnhof in Ebermannstadt auf den Agilis-Zug nach Forchheim wartete. Ein Tagesticket Plus für den VGN-Gesamtraum hatte er bereits am Morgen gekauft.

Doch schon vor dem Einsteigen gab ihm die Zugbegleiterin zu verstehen, dass er mit seinem Fahrrad nicht mitfahren dürfte. Der Grund: In Kirchehrenbach erwartete die Agilis-Crew den Einstieg von rund 300 Besuchern des Walberla-Festes. Dann werde der Platz, den das Fahrrad einnehme, dringend gebraucht. Auch sein Angebot, dann eben in Kirchehrenbach oder sogar schon vorher in Pretzfeld wieder auszusteigen, brachte nichts. Sie wüsste, dass er das nicht täte, entgegnete die Zugbegleiterin.

Als Goerttler daraufhin trotzdem einstieg, kam der Zugbegleiterin der Lokführer zu Hilfe — gemeinsam komplimentierten sie den verdutzten Radfahrer wieder vor die Tür.

„Was mich stört, ist zum einen die Unterstellung, dass ich von dem Fest hätte wissen müssen und meine Tour dementsprechend anders hätte planen sollen“, sagt er auf Nachfrage der NN. Zum zweiten sei das aber auch der Umstand, dass das Agilis-Personal so gar nicht auf ihn eingehen wollte. „Die haben sich vollkommen unkooperativ verhalten.“ Und es sei ja nicht so gewesen, dass er mit einer Gruppe unterwegs war, sondern allein mit seinem Rad am Bahnhof stand. Letztlich zeigt sich der Fürther aber auch irritiert darüber, dass er weder am Bahnhof noch im Internet oder per Aushang über das Verbot der Fahrradmitnahme informiert wurde.

Sein Schreiben hat Tilman Goerttler nicht nur an die Nordbayerischen Nachrichten geschickt, sondern auch an den Zugbetreiber Agilis und an das Landratsamt Forchheim in seiner Zuständigkeit für den ÖPNV. Dort hat man die Mail an den Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) weitergeleitet.

Situation wird bedauert

Dessen Pressesprecherin antwortete in folgendem Wortlaut: „Laut der Beförderungsbestimmungen des VGN kann insbesondere in Zeiten mit starkem Fahrgastaufkommen (z.B. Berufs- und Schülerverkehr, Ladenschluss und Großveranstaltungen) nicht mit der Mitnahme von Fahrrädern gerechnet werden.“ Dies sei auch in den Beförderungsbedingungen nachzulesen. Dennoch hätte Tilman Goerttler wenigstens bis Kirchehrenbach mitfahren können. Der Vorfall werde bedauert.

Das tun auch die Verantwortlichen von Agilis. Das Verhalten der Servicekraft im Zug und des Triebfahrzeugführers sei nicht angemessen gewesen, erklärt Agilis-Pressesprecherin Katharina Ziegler. „Wir möchten uns aufrichtig bei Herrn Goerttler für diesen Vorfall entschuldigen“, sagt sie. Das Gespräch mit den Mitarbeitern sei bereits gesucht worden.

Extra Platz geschaffen

Die Pressesprecherin verweist darauf, dass Agilis sich sehr wohl auf ein erhöhtes Fahrgastaufkommen während des Walberlafestes vorbereitet habe. So seien die Züge am Wochenende immer mit zwei Zugteilen unterwegs gewesen und konnten somit bis zu 300 Reisende befördern. Normalerweise verkehre auf der Strecke nur ein Zugteil.

Und wie ging es für Tilman Goerttler weiter? Nachdem er dem Zug in Ebermannstadt mit Kopfschütteln beim Wegfahren zuschauen musste, schwang er sich auf sein Rad und fuhr die 14 Kilometer nach Forchheim selbst. „Ich habe Gas gegeben und sogar noch den Anschlusszug nach Fürth erwischt“, erzählt er. Obwohl er nach seinen vorherigen Erfahrungen schon erwartet hatte, hier auch nicht mitfahren zu dürfen, zeigten sich die Mitreisenden kooperativ und machten Platz. Ein Zugbegleiter ist ihm auf dieser Fahrt nicht begegnet.

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