Als die Jahn-Faustballer international spielten

17.7.2014, 11:30 Uhr
Als die Jahn-Faustballer international spielten

© Repro: Edgar Pfrogner

Zum Sportangebot des 1904 gegründeten Turnverein Jahn Forchheim, der 1947 mit der Sportvereinigung im heutigen Fusionsverein aufging, gehörten in den frühen Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts freilich Turnen, wenig später Leichtathletik und Fußball. In den 1930ern aber auch: Faustball.

Als sich der Verein und seine Abteilungen nach dem 2. Weltkrieg neu aufstellten, war Willi Grüner in vorderster Reihe dabei. Der Freiluftsport, bei dem sich Mannschaften zu je fünf Spielern über eine gespannte Leine einen Lederball mit der Faust zuspielten, hatte Konjunktur. „1954 hatten wir fünf Mannschaften“, berichtet Grüner.

Ihre Hochphase erlebten die Jahn-Faustballer, die auf dem heutigen Kleinfeld-Rasenplatz oder der Sportinsel trainierten, Ende der 1970er Jahre. Der 1. Herrenmannschaft gelang für kurze Zeit der Sprung in die Bezirksliga, die damals dritthöchste Spielklasse Bayerns. 1978 erwarben sie gar internationale Meriten mit dem zweiten Platz von 100 Teilnehmern bei einem europäischen Turnier im österreichischen Linz. Mit dabei war auch der heutige Jahn-Schatzmeister Gerhard Tinkl. „Gelebt haben wir aber schon immer vor allem von unserem Idealismus“, sagt Grüner, „unsere Auswärtsfahrten zu den Spielen beispielsweise nach Regensburg mussten wir ja selber finanzieren.“

Der Anfang vom Ende war, als die ersten Studenten wegzogen. Die verbliebene Gruppe um Grüner konnte bald nur noch mit neun Mann üben. Kurze Zeit hielten die Routiniers den Spielbetrieb noch aufrecht, in den 80er Jahren folgte dann aber die Abmeldung. Die stets gepflegte Kameradschaft in der Gruppe litt darunter jedoch nicht. „Noch heute treffen wir uns einmal die Woche zum Stammtisch“, verrät Grüner. Mit meistens mehr als einem Dutzend früherer Weggefährten. Gefachsimpelt wird mitunter über das Nischendasein des Faustballs. Die Sportart wurde in den vergangenen Jahrzehnten vielerorts vom verwandten Volleyball abgelöst, der ganzjährig in den neugebauten Hallen stattfinden konnte und sich in einem gravierenden Punkt vom Faustball unterscheidet: der Ball darf nie den Boden berühren. Reger Faustballbetrieb findet unter anderem noch beim ASV Veitsbronn oder dem TV Nürnberg-Eibach statt.

 

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