Als die Zeillers in Forchheim Bankiers waren

18.3.2018, 08:00 Uhr
Als die Zeillers in Forchheim Bankiers waren

© Repro: Reinhold Glas

Lorenz Neubauer aus Buckenhofen gehört zur Spezies der "Sammler und Jäger". Seine Sammelleidenschaft bezieht sich auf alte Briefe, die er auf Briefmarkenbörsen aufstöbert und je nach Preis auch kauft. Besonders interessiert er sich für Briefe, die einen Bezug zu Forchheim aufweisen.

Vor kurzem ergatterte Neubauer in München einen Brief, den das Bankgeschäft Moritz Zeiller Söhne aus Forchheim 1921 an das Bankhaus Wertheimber in Frankfurt am Main geschickt hat. Obwohl der Geschäftsbrief selbst verloren gegangen ist, lässt sich allein mit Hilfe des Umschlags ein kleines Stück der jüdischen Stadtgeschichte rekonstruieren.

"Gasthaus zum Einhorn"

Der Brief verweist auf die angesehene jüdische Familie Zeiller. Der Absender des Briefes war Max Zeiller, dessen Bankgeschäft im Haus Bamberger Straße 8 angesiedelt war. Das ehemalige Gasthaus zum Einhorn war im Mai 1866 für 6000 Gulden von dem Handelsmann Moritz Zeiller gekauft worden, wie man dem fundierten Häuserbuch Alt-Forchheim von Reinhold Glas entnehmen kann.

Als die Zeillers in Forchheim Bankiers waren

© Repro: Lorenz Neubauer

Moritz Zeiller eröffnete in dem Haus gemeinsam mit seinen Söhnen ein Bankgeschäft. Auf einem Foto aus dem Jahre 1905 ist der Namenszug "Moritz Zeiller Söhne Bankge(schäft)" deutlich zu erkennen.

Der Adressat des Briefes war das Bankhaus Wertheimber in Frankfurt am Main, das übrigens auch in Fürth vertreten war. Wie die Fürther Heimatforscherin Naomi Gisela Blume berichtet, hatte sich die Familie in zwei Zweige aufgeteilt, von denen der eine das altertümliche B im Wortinneren behielt.

Stammvater Marx

Der Stammvater der Forchheimer Familie Zeiller war Wolf Marx, der 1760 in Zeil am Main geboren wurde und 1785 die Tochter des wohlhabenden Josef Feistel (Feifel) heiratete.

Als es im Zuge der Immatrikulation der Juden galt, einen deutschen Familiennamen anzunehmen, wählte Wolf Marx den Herkunftsnamen Zeiller. Das Doppel-L geht auf eine alte Schreibweise der Stadt Zeil zurück.

Das Ehepaar bekam vier Söhne und eine Tochter. Die Zeillers waren im 19. Jahrhundert die wohl einflussreichste jüdische Familie der Stadt. Der älteste Sohn Heßlein (Hesekiel) Zeiller, geboren 1790, hatte zwei Söhne, nämlich Marx und Moritz, 1831 und 1832 geboren. Letzterer kaufte 1866 das Haus Bamberger Straße 8. Die Geschichte dieses Hauses und der anderen Alt-Forchheimer Häuser hat Reinhold Glas gründlich erforscht.

Vorstand der Feuerwehr

Das Anwesen Bamberger Straße 8 ging 1894 auf den Bankier Max Zeiller, geboren 1864, über. Er war der jüngere Sohn des Moritz Zeiller und zählte zu den Forchheimer Honoratioren, denn er war nicht nur Vorsitzender der jüdischen Gemeinde sondern auch Vorstand der Feuerwehr und von 1910 bis 1917 Mitglied des Gemeindekollegiums, also im Forchheimer Stadtrat. Doch auch Spottverse über den "Großpapa mit krummen Beinen" sind überliefert.

In Wahrheit blieb Max Zeiller zeit seines Lebens ledig. Die Anfänge des Dritten Reiches und die Angriffe auf die Juden musste er noch miterleben und wurde vom Boykott jüdischer Geschäfte betroffen. Schlimmeres blieb ihm jedoch erspart.

Max Zeiller starb am 25. Juli 1937 in Forchheim. Er wurde auf dem jüdischen Friedhof in Baiersdorf begraben.

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