Alte Scheunen in moderne Lofts verwandeln

20.10.2014, 09:00 Uhr
Alte Scheunen in moderne Lofts verwandeln

© Foto: Martin Regner

Am Anfang ihrer Arbeit, so Messmer, stand eine städtebauliche Analyse des gesamten Bereichs, am Ende erstellte sie „für jede Scheune eine kleine Planungsskizze für eine mögliche Weiternutzung“. Das Viertel sei ein Unikat und die drei Begriffe „historisch, gemütlich, einladend“ aus dem Leitbild der Stadt Forchheim würden perfekt darauf passen, erklärte die Architektin.

Große Heiterkeit löste sie aus, als sie sich an die anwesenden Eigentümer der alten Scheunen wandte: „Sie sind im Besitz eines Juwels, das eigentlich nur angezündet werden muss.“ Gemeint war keine Aufforderung zur Brandstiftung, sondern dass dem Juwel nur noch Schliff fehle.

Für jeden Geschmack

In Messmers Studie ist vorgesehen, dass kleinere Anbauten und einzelne Schuppen abgerissen werden könnten, um Räume im Außenbereich großzügig zu öffnen. Für die Scheunen, die aktuell zum Teil leer stehen oder als Lagerraum genutzt werden, sieht ihr Entwurf Wohnungen in verschiedensten Formen, vom Loft über Mehrfamilienhäuser bis zum Wohnturm, vor.

In bestimmten Objekten kann sich die Planerin aber auch Handwerksbetriebe, Arztpraxen, ein Spielhaus für Kinder als Ersatz für einen fehlenden Spielplatz oder Einzelhandelsgeschäfte vorstellen. Ihre Ideen seien keineswegs unverrückbar sondern im Gegenteil sogar zum Teil beliebig zwischen den Gebäuden austauschbar, so die Architektin, denn „man kann aus jeder Scheune alles machen“.

Die alten Wirtschaftsgebäude würden sich ideal für eine barrierefreie Erschließung etwa für Mütter mit Kinderwagen, ältere Menschen mit Rollator oder Rollstuhlfahrer eignen, erläuterte die Fachfrau, da das Erdgeschoss einer Scheune immer bodengleich ausgeführt sei. Schließlich wollte man in früheren Zeiten mit dem landwirtschaftlichen Ladewagen hinein fahren können. Neun der 20 Scheunen stünden unter Denkmalschutz, so dass bei einem Umbau zu Wohnungen die strikten Regelungen der Energie-Einsparverordnung EnEV nicht beachtet werden müssten.

Frage des Brandschutzes

Besonderes Augenmerk richtete Messmer – passend zum Stichwort „anzünden“ – auf den Brandschutz. Da die alten Bauwerke zum Teil dicht an dicht stünden und noch nicht über moderne Brandwände verfügten, müsse bei einzelnen Anwesen ein zweiter Rettungsweg geschaffen werden, etwa eine außen angebaute Stahltreppe. Einen großen Vorteil sah die Architektin in der unmittelbaren Nähe des Feuerwehrhauses zum Scheunenviertel: „Im Falle eines Brandes ist die Feuerwehr dann ganz schnell da“. Sie habe sich in ihrer Studie deswegen dafür entschieden, die Feuerwehr nicht umzusiedeln, „obwohl das jetzige Feuerwehrhaus aus allen Nähten platzt“.

Das Areal zwischen Feuerwehrhaus, Wiesentstraße und Dreikirchenstraße wurde von ihr detaillierter überplant als die übrigen Bereiche. Hier ist ein konkretes GWS-Projekt vorgesehen, das die Feuerwehr auch noch in ganz anderer Weise betreffen würde: Das derzeit in zwei Altbauten hinter dem Feuerwehrhaus untergebrachte Feuerwehrmuseum verschwindet in den Planungen. Die Gebäude, in denen die Feuerwehr die historischen Exponate aus ihrer über 140-jährigen Geschichte untergebracht hat, würden demnach zu Wohnhäusern umgebaut. Das größte Ausstellungsstück dort ist ein Löschfahrzeug aus den 1960er Jahren, das von den Wehrleuten in einsatzfähigem Zustand erhalten wird.

„Wir werden die Exponate des Museums nicht wegwerfen“, versprach Bauamtsleiter Gerhard Zedler. Kommt es zu der Umnutzung, werde man ein Ersatzgebäude in der Nähe finden.

Mehr Parkplätze

Gewinnen könnte die Feuerwehr durch die Studie hingegen einen großzügigen Parkplatz für Besucher und die Autos der Wehrleute im Einsatzfall in unmittelbarer Nähe zum Feuerwehrhaus. Eine entsprechende Freifläche ist vorgesehen.

GWS-Geschäftsführer und Stadtplaner Alexander Dworschak kündigte an, dass für das Scheunenprogramm nicht nur Mittel für Städtebauförderung beantragt werden, sondern auch das Programm „Soziale Stadt“ genutzt werden soll. Er gab den anwesenden Eigentümern den Tipp: „Wenn Sie jemand anspricht, dann sagen Sie, dass das was Gutes ist.“ Schließlich gelte es, möglichst viele Fördermittel anzuzapfen.

 

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