Alte Vereinshierarchie hat ausgedient

1.8.2014, 06:00 Uhr
Alte Vereinshierarchie hat ausgedient

© Edgar Pfrogner

Seit über drei Jahrzehnten ist Peter Gruß für Siemens beruflich in der Region tätig. 1998 verschlug es den gebürtigen Unterfranken nach Forchheim. Doch hierher kam er der Liebe wegen — und blieb. Nicht lange dauerte es, bis ihn seine Frau, die Übungsstunden in Rückengymnastik gab, mit zum SV Buckenhofen nahm. Die Integration in der neuen Heimat und im Verein war so rasch vollzogen, dass Gruß 2002 als stellvertretender Vorsitzender in die Führungstruppe um SVB-Urgestein Hans Dittrich gewählt wurde. Eine Geschichte wie aus dem Bilderbuch in Sachen Rekrutierung von Ehrenamtlichen. „Der Posten war der perfekte Einstieg, weil ich dem Chef über die Schulter schauen konnte. Ich habe den Verein und die Leute in Ruhe kennengelernt“, erinnert sich Gruß.

Leistungsträger gingen

Edmund Knauer, designierter Thronfolger von Dittrich, erkor den Wahl-Buckenhofener Gruß wiederum schon bald zu seinem Nachfolger als Kassier. „Dank meiner kaufmännischen Ausbildung und der guten Vorbereitung durch Edmund hatte ich wenig Angst vor der Aufgabe und dem Thema Steuern“, erklärt der heute 52-Jährige. Von 2004 bis 2008 oblagen Gruß im Tandem mit Geschäftsführer Raimund Kupfer die finanziellen Angelegenheiten des SVB. Nachdem Kupfer ausschied, arbeitete Gruß in Doppelfunktion. Die Position des Geschäftsführers verschwand. Um Ablösesummen und Passmodalitäten der Fußballer kümmerte sich bis Sommer 2013 Abteilungsleiter Harald Neudecker.

„In vielen Jahren konnten die Lücken in den Schlüsselpositionen durch Rotation besetzt werden“, sagt Gruß. So stellte sich der Kassier im November 2013 auch als Nachfolger von Edmund Knauer, der aus beruflichen Gründen nicht mehr weitermachen wollte, für das oberste Vereinsamt zur Verfügung. Doch dem SVB kam ein Leistungsträger zu viel abhanden. „Keiner hätte die Finanzen übernommen“, erzählt Gruß. Eine Zeit lang fahndeten sie noch ergebnislos, ehe unter dem Schlagwort Umstrukturierung ein neuer Vorschlag aufkam und in einer internen Abstimmung anklang fand. „Der Grundgedanke ist der, dass nicht mehr ein fast hauptverantwortlicher Vorsitzender an der Spitze steht, sondern verschiedene Gremien beziehungsweise deren Sprecher“, erklärt Gruß.

Orientiert haben sich die Buckenhofener an der DJK Pinzberg, deren Satzung Gruß nach einem Treffen im April eingehend studiert hat. „Insgesamt sind zwar mehr Personen eingebunden, aber die Arbeit ist auf mehrere Schultern verteilt“, sagt der Kassier: „Für eine übersichtliche Anzahl an Aufgaben, bei der die Verantwortung für den Einzelnen beschränkt ist, finden sich leichter Freiwillige, die sich engagieren.“ Im Finanz-Gremium kann sich Gruß einen zweiten Funktionär vorstellen, der die Belange der Vereinsförderung wie die Übungsleiterpauschale betreut.
Während in Pinzberg alle aktiven Abteilungen in einem Sport-Ausschuss zusammensitzen, sollen beim SVB Fußballer, Handballer und die Gymnastik eigene Gremien bekommen, die ihrer großen Anzahl an Mitgliedern entsprechen. Dazu sind die Ressorts Finanzen, Liegenschaften, Veranstaltungen und Schriftführerwesen vorgesehen. Die Sprecher der Gremien bilden das neue oberste Vereinsorgan, einen Vorsitzenden und Abteilungsleiter gibt es dann nicht mehr.

Aktuell basteln die Abteilungen an der Zusammensetzung ihrer Gremien. „Es sieht gut aus. Fast alle Posten sind besetzt, ein paar Gespräche stehen noch aus“, verrät Gruß, der die Satzung überarbeitet hat. Kosten entstehen durch die Strukturreform nahezu keine. Amtsgericht und später ein Notar müssen die neue Satzung prüfen und bestätigen. Um formal auf der sicheren Seite zu sein, hat Gruß das weitere Vorgehen mit der Beratungsstelle des Bayerischen Landessportverbandes besprochen.
Nach dem Amtsgericht sind im Herbst auf der Jahresversammlung die 1100 Mitglieder an der Reihe, um einen Beschluss zu fassen. Ein Termin steht noch nicht fest, Gruß rechnet mit Ende September, Anfang Oktober. Dann sollen die ersten Gremien für drei Jahre (bisherige Amtszeit: zwei) gewählt werden.
 

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