Annafest: Gefälschte Kellerwaldwurst?

26.7.2016, 06:00 Uhr
Annafest: Gefälschte Kellerwaldwurst?

© Foto: Ralf Rödel

„Original Forchheimer Kellerwaldbratwurst“: Mit diesem Titel verkaufen sich Bratwürste am Annafest gleich doppelt gut – besonders auswärtige Besucher zieht das Schild an. Metzger Erwin Lang von der gleichnamigen Metzgerei im Forchheimer Norden betrachtet den Werbeslogan der Bratwurstbude mit Argwohn. In großen Buchstaben leuchten die Worte auf dem Werbeschild der Bratwurstbude, die sich gleich neben der Losbude „Glückshafen“ befindet.

Dass behauptet wird, dass die Bratwürste in Forchheim produziert werden, treibt Erwin Lang die Zornesröte ins Gesicht. „Vielleicht vor einigen Jahren mal, aber jetzt beliefere ich die Bude schon lange nicht mehr.“ Einst hat er selbst die Bude mit den originalen Kellerwaldbratwürsten versorgt. Das Rezept dafür stammt aus seinem eigenen Kochbuch.

„Das geht doch so nicht“, ärgert sich Lang. „Darf man eine Bratwurst wirklich Original Forchheimer Kellerwaldbratwurst nennen, wenn sie gar nicht in Forchheim hergestellt wurde?“, fragt sich Lang. Ist er sauer, weil die Bude seine Bratwürste nicht mehr verkauft? Lang stellt klar: Hier gehe es nicht um Neid, sondern um die Einhaltung von Wettbewerbsregeln. Zudem ärgert sich der Metzger darüber, dass für das Werbeschild auch noch mit dem Forchheimer Stadtwappen geworben wird.

Die Stadt wusste jedoch bislang gar nichts von dem Schild auf dem Annafest. „Wir fragen am Besten direkt bei der Bude nach“, heißt es von der Pressesprecherin der Stadt, Brigitte Fuchs, beim Presserundgang durch den Kellerwald: „Verwendet der Betreiber das Schild, ist er ja auch in der Bringschuld, sich zu erklären.“ Das Wappen sei natürlich „hoheitlich von der Stadt geschützt“ und dürfe nicht einfach so verwendet werden, sagt Fuchs.

Bei der Bratwurstbude angekommen, trifft die Nachfrage auf wenig Verständnis. Der Chef habe die Bude nur fürs Annafest gezimmert, so Wurst-Verkäufer Valentin German. Damals habe man noch die originalen Kellerwaldbratwürste vertrieben, deswegen ziert den Stand das Stadtwappen und die Aufschrift „Original Forchheimer Kellerwaldwurst“ noch immer.

Die Kellerwald-Würste von Metzger Lang seien „gröber“ als die herkömmlichen Fränkischen, sagt German. Und so sei man von den Forchheimer Originalen wieder abgerückt — zurück zur klassisch Fränkischen für 3,50 Euro das Paar. Seither gehen wieder mehr Würste über den Verkaufstisch.

Zum Stadtwappen heißt es zur Pressesprecherin: „Wenn Sie’s stört, nehmen wir’s halt runter.“ German hat gleich noch einen weiteren Vorschlag parat: „Ich kaufe morgen einfach eine Packung Kellerwaldbratwürste beim Herrn Lang“, sagt er. „Wer mag, stellt sich dann neben mich und schaut zu, wie keiner die kaufen will.“

Brigitte Fuchs mag zu der Angelegenheit lieber nichts weiter sagen und richtet sich stattdessen an Valentin German: „Das machen wir dann intern aus, wenn die Presse mal nicht dabei ist.“

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