Apothekenstraßenfest: "Rambazamba" ist vorbei

27.6.2016, 19:00 Uhr
Apothekenstraßenfest:

"Apothekenstraße: Einkaufen und mehr erleben", steht auf dem Glas, das Jutta Langheldt in ihrer Vitrine aufgehoben hat. Damals, so erzählt die Frau des Orthopädie-Schuhmachermeisters, da sei noch "Rambazamba" beim Apothekenstraßenfest gewesen. Mit einer italienischen Nacht habe man angefangen, mit einer Modenschau und einem Catwalk in der Apothekenstraße.

Ihr Mann Lutz habe vor dem Haus Bratwürste gebraten und Steaks auf den Grill gelegt. Alle Geschäftsleute seien damals mit einbezogen worden, damals "konnten die Geschäftsleute den Kunden zeigen, was man hat". Doch im Laufe der Jahre sei "das immer weniger geworden", alteingesessene Geschäfte haben geschlossen, neue sind dazugekommen.

"Fiesta und Musica, das gefällt mir", sagt Salvo Vitale, Senior-Chef des Eiscafé Vesuvio, der seit 2006 in der Apothekenstraße Vanille, Schoko und Erdbeer in die Waffel füllt. "Leute ohne Ende", habe es früher zum Apothekenstraßenfest gezogen, er selbst habe zusätzlich zu Cappuccino und Espresso auch Pizza und Bier verkauft. Doch heute, da „hat niemand mehr Lust“, gemeinsam zu feiern.

Vier dürre Worte hat indes Birgit Moller-Simanzik, deren Vintage Hauscafé direkt gegenüber der Enno liegt, auf Nachfrage der Nordbayerischen Nachrichten zum Apothekenstraßenfest übrig: "Dazu sage ich nichts."

Gerade in punkto Gastronomie könne man sich durchaus auf die Schulter klopfen, sagt Michael Bierfelder, Geschäftsführer des gleichnamigen Raumausstatter-Betriebs. Gerne erinnert er sich an die Anfänge des Apothekenstraßenfests, daran, wie im Jahr 1998 alles angefangen hatte, wie nach der „italienischen Nacht“ im Jahr darauf ein Weinfest organisiert wurde, an das Baustellen-Apothekenstraßenfest mit Stargast und DSDS-Gewinner Michael Lane, "das hat Spaß gemacht".

Der Gemeinschaftsgedanke war groß damals, jeder habe etwas dazu beigetragen. Und doch regt Bierfelder an, das Konzept, auch mit Blick auf das Altstadtfest, zu überdenken. "Jeder macht irgendwo ein Fest. Ich wünsche mir für die Stadt, dass nicht gegeneinander gearbeitet, sondern an einem Strang gezogen wird", so Bierfelder. Schließlich gebe es noch viele unternehmergeführte Geschäfte in der Stadt, ein Pfund, mit dem man wuchern kann und sollte. Forchheim habe sich gut entwickelt, doch "da ist noch Luft nach oben".

"Im Juli 2013 habe ich mein letztes Apothekenstraßenfest organisiert und seitdem ist Schluss", sagt Olaf Castelhun, Geschäftsinhaber der Enno und langjähriger Organisator, über das Ende des Straßenfestes. Castelhun macht keinen Hehl aus seinen Beweggründen. Zum einen habe er nach dem Umbau und der Vergrößerung seines Gastronomiebetriebes mehr zu tun, zum anderen habe er das ständige Gezetere mancher Apothekenstraßengeschäftsinhaber nicht mehr hören können: "Jedem Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann."

Da wurde darüber gestritten, ob ein Frisör, der sonst Haare schneidet, beim Apothekenstraßenfest eine Bierbar machen darf oder nicht. Diese Neiddebatte hat Castelhun nicht nur genervt, sondern enorm geärgert.

Wie ein Bittsteller

Vorgekommen ist sich Castelhun – nach seinen eigenen Aussagen – oftmals wie ein Bittsteller, wenn es darum ging, die Kosten für die Livebands am Apothekenstraßenfest von den einzelnen Geschäften abzukassieren. "Schließlich hab ich die Organisation nicht für mich, sondern für alle Geschäftsleute in der Straße gemacht", ärgert sich Castelhun, der eigentlich dem Apothekenstraßenfest, das er selbst als eines der schönsten Straßenfeste in Forchheim bezeichnet, schon nachtrauert.

Im letzten Jahr hat es erstmals ein „Enno-Fest“ gegeben, das in diesem Jahr am 16. Juli ab 19 Uhr wiederholt wird.

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