Asyl: Vorbehalte gegen Flüchtlinge in Ebermannstadt

26.9.2014, 17:01 Uhr
Asyl: Vorbehalte gegen Flüchtlinge in Ebermannstadt

© Foto: Roland Huber

Bürgermeisterin Christiane Meyer hat sofort begonnen, eine Atmosphäre der Willkommenskultur aufzubauen. Im Mitteilungsblatt ihrer Stadt appelliert sie: „An uns Ebermannstädter Bürgerinnen und Bürgern ist es nun, diese Erwachsenen und Kinder, die schreckliche Erlebnisse hinter sich haben, mit Freundlichkeit aufzunehmen und ihnen in der Notlage beizustehen.“

Mitte September wurden in einem Haus in einem Wohngebiet zwei ukrainische und eine iranische Familie aufgenommen. Meyer hat im Vorfeld, sobald sie davon erfuhr, die Nachbarn in einer eigenen Veranstaltung informiert. Dazu wäre die Stadt nicht verpflichtet gewesen. Die Resonanz war nicht positiv. Trotzdem entsteht in Ebermannstadt derzeit ein Hilfenetz. Dies wird auch nötig sein, denn das Landratsamt hat bereits zwei weitere Häuser angemietet, um sie ab 1. Oktober mit Flüchtlingen zu belegen. Eines davon ist das prominente „Theiler-Haus“, die frühere Heimstatt des legendären Bürgermeisters Karl Theiler.

Erneut hat Meyer, zusammen mit dem zuständigen Sachbearbeiter am Landratsamt, die Nachbarn darüber informiert. Und erneut wurden, so Meyer, große Vorbehalte geäußert, die ernst zu nehmen seien. Meyer: „Wir verstehen uns als Lotsen in der Stadt, für die Menschen, die jetzt kommen, aber natürlich auch für die Ebermannstädter, die dazu etwas wissen wollen.“

Die beiden Häuser standen seit Jahren leer. Gekauft und dem Landkreis als Flüchtlingsunterkunft angeboten hat sie nun ein Forchheimer Geschäftsmann.

Die in Bayern angekommenen Flüchtlinge werden von den Erstaufnahmeunterkünften auf die Bezirke und von dort auf Städte und Landkreise verteilt. Der Landkreis Forchheim hat zehn Prozent aller Asylbewerber unterzubringen, die Oberfranken zugeteilt werden. Die meisten der derzeit 244 Asylsuchenden im Kreis wohnen in Forchheim (186), teils in Gemeinschaftsunterkünften, teils in Wohnungen. Weitere Standorte sind Gößweinstein, Egloffstein und Kauernhofen.

Neuerdings erhalten Flüchtlinge für ihren Unterhalt keine Essenspakete mehr, sondern Bargeld, so dass sie sich selbst versorgen können. Asylbewerber dürfen während der ersten neun Monate ihres Asylverfahrens nicht arbeiten und den Regierungsbezirk nicht verlassen. Diese Regelungen sollen nach einem Beschluss des Bundesrates von letzter Woche demnächst gelockert werden.

Dem Landratsamt, so Sprecherin Kathrin Schürr, werden derzeit so viele Unterkünfte angeboten, dass bis Jahresende keine Platznot zu erwarten sei. Die Besitzer erhalten für Wohnungen die ortsübliche Miete, je nach Zustand des Objektes. Daneben gibt es aber auch Häuser wie die ehemalige Gaststätte Sonne in Buckenhofen oder eben die beiden Häuser in Ebermannstadt, für die „Beherbergungsverträge“ geschlossen werden. Hier erfolgt die Vergütung pro Person und Tag, wobei der Vermieter für die komplette Ausstattung, Heizkosten und Hausmeister zu sorgen hat. Dem Vernehmen nach beträgt der Satz, je nach Objekt, etwa 20 Euro pro Person.

Kirchen mit im Boot

Ab dem 1. Oktober werden die beiden Häuser in Ebermannstadt nach und nach mit 15 bis 18, maximal 20 Flüchtlingen belegt. Die Kirchengemeinden haben ihr Engagement bereits zugesagt, so Bürgermeisterin Meyer, auch einige Einzelpersonen und die Caritas sitzen mit im Boot, außerdem sind Kontakte zum Verein „Freund statt fremd“ in Forchheim und Bamberg geknüpft: „Wir wollen eine Allianz schmieden und Hemmschwellen abbauen.“

Ermutigend findet Bürgermeisterin Meyer die Tatsache, dass eine Unterschriftenaktion gegen die Mitte September belegte Unterkunft im Wohngebiet „nicht funktioniert“ habe.

Edwin Mayer, der sich in Forchheim in der Flüchtlingshilfe engagiert, hat gute Erfahrungen mit dem regelmäßigen offenen Treffpunkt „Café Asyl“ gemacht: „Man muss auf die Leute zugehen.“ Es liege in der Natur des Menschen, sagt Mayer, „dass er vor Fremden Angst hat“. Doch seitdem er sich intensiv mit Flüchtlingen aus aller Herren Länder auseinandersetzt, ziehe er auch für sich persönlich viel Gewinn daraus: „Ich sehe die Welt wirklich mit anderen Augen.“

Dazu gehört auch, vor Problemen nicht die Augen zu verschließen, schließlich gebe es überall „solche und solche Menschen“. Zum Beispiel sei die patriarchalisch geprägte Rolle der Frau, wie sie häufig bei islamischen Familien gepflegt werde, manchmal nur schwer zu ertragen.

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