Auf sieben Stockwerken jeden Quadratmeter ausgenutzt

19.11.2017, 20:00 Uhr
Auf sieben Stockwerken jeden Quadratmeter ausgenutzt

© Fotos: Güldner/Amtmann

Ursprünglich lag die Hausnummer 293 außerhalb der mittelalterlichen Befestigung, die aus einer Ansammlung von Häusern eine "Stadt" machte und irgendwann im 13. Jahrhundert angelegt wurde, um sich vor Feinden aller Art zu schützen. Die heute noch wenige Meter weiter sichtbaren Fischkästen weisen auf die erste nachweisbare Nutzung hin. Hier lebte 1482 der Fischer Clas Schmidt, der allerdings "nicht hinter dem Haus in der Wiesent angelte", sondern seinen Fang hier lebendig einlagerte, um ihn auf dem Markt verkaufen zu können.

Der Drechsler Konrad Dürr nutzte die Chance und machte um 1575 aus der Fischerhütte ein ansehnliches Handwerkerhaus. Dass er dabei durchaus auch auf schmucke Ausstattung Wert legte, zeigen Überbleibsel einer holzvertäfelten Stube im ersten Obergeschoss.

Das erste Obergeschoss ist wie die anderen aus statischen und finanziellen Gründen aus lehmverputztem Fachwerk geschaffen. Hier und im zweiten Obergeschoss wohnten die Menschen in relativem Komfort. "Die Raumhöhen sind um die 2,50 Meter. Gerade Wände und Decken, sowie rechte Winkel gibt es ja nicht."

Das Wasser der Wiesent nutzten die Bewohner des schmalen Hauses von jeher zur Ausübung ihres Handwerkes. Hier siedelten sich die Berufe an, die kein sonderlich großes Renommee hatten, weil sie mit toten Tieren, stinkender Brühe und gefährlichen Stoffen in Berührung kamen. Hier fertigten Rotgerber aus Rinderhäuten grobes Leder, das später als Stiefel daherkam. Daneben sorgten Weißgerber dafür, dass aus zarteren Ziegen-, Schaf- oder Kalbshäuten ein nicht ganz so grobes Leder wurde, das ein Sattler dann zu Sätteln und Zaumzeug verarbeitete. Kürschner machten aus Tierfellen Pelze, die sie zum Trocknen in den Dachräumen aufhängten.

Für Herbert Amtmann, der seit 1988 sein Architekturbüro in Forchheim betreibt, war die denkmalgerechte Sanierung ein Abenteuer, bei dem er auch selbst Hand angelegt hat. Mit großer Begeisterung grub er beinahe zwei Meter tief nach den spätmittelalterlichen Fundamenten, der "Achillesferse des Gebäudes", riss die Gipskartonverblendungen heraus und brach Ziegelsteinmauern ab, mit denen man das als ärmlich geltende Fachwerk verbergen wollte, um dem Zustand des 16. Jahrhunderts möglichst nahe zu kommen. "Im 18. und 19. Jahrhundert hatten die Eigentümer die baulichen Schäden nicht repariert, sondern nur hinter Verblendungen versteckt."

Dabei hatte sich das Gebäude um einen halben Meter gesetzt, war aber nicht wie die Kammerersmühle in starke Schieflage geraten. Einige Stahlträger und zwanzig Kubikmeter Beton sollen nun dafür sorgen, dass die Hornschuchallee 15 nicht umfällt. "Man sieht den sorglosen Umgang der Jahrhunderte, die sich um Statik keine Gedanken gemacht hat." Und weil er und seine Ehefrau Venedig so sehr lieben, haben sie an der Flussseite einen Wintergarten angelegt, der mehr als einen Meter in das Gewässer hineinragt. Noch in diesem Jahr will Herbert Amtmann nach über fünf Jahren Umbauarbeiten in die insgesamt sieben Geschosse einziehen.

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