Bahn-Anhörung: Bürger verlangen Infos zum passiven Lärmschutz

10.9.2014, 22:45 Uhr

Etwas über 30 Bürger sind in die Jahn-Halle gekommen. Angesichts von 900 privaten Einwendungen zum ICE-Streckenausbau, die im Februar bei der Regierung von Oberfranken eingegangen sind, nicht gerade eine üppige Zahl. Was wohl viele nicht wissen, erfährt ein Bürger, der seine persönliche Angelegenheit nicht im Plenum diskutieren will. Er fragt, wann er eine schriftliche Antwort auf seine schriftliche Stellungnahme erhält. Gar nicht, lautet das Fazit. Wer bis zum Freitag seine Bedenken nicht noch einmal mündlich äußert, erfährt nicht, was die Bahn darüber denkt. Der Bürger ist empört und nicht allein. Am Nachmittag lenkt die Bahn teilweise ein: Wer seine E-Mail-Adresse vor Ort hinterlässt, erhält eine Stellungnahme.

Man muss aber auch sagen, egal, wie speziell die Frage ist, die Gutachter und Planer der Bahn beziehen Position — auch zu einzelnen Hausnummern, aber nicht immer im Sinne des Anwohners. Allerdings weiß er dann woran er ist. Da geht es zum Beispiel um die Frage der vorübergehenden Gartenumzäunung, die die Bahn übernimmt, die aber so gestaltet sein sollte, dass der Hund nicht ausbüxen kann. Ein anderer Betroffener besitzt ein Gewerbegrundstück an der Bahnlinie und erfährt, dass er das noch unbebaute Grundstück so lange nicht gewinnbringend nutzen darf, bis die Streckenerweiterung hier abgeschlossen ist. Die Bahn benötigt die Fläche während der Bauarbeiten.

Bürger werden kontaktiert

Manche Fragen gehen nicht nur einzelne Bürger an, Beispiel Lärmschutz. Hauseigentümer, die einen Anspruch auf passiven Lärmschutz haben, müssen nicht selbst aktiv auf die Bahn zugehen, sondern werden von der Bahn kontaktiert. Ein Zugeständnis, das erst zustande kommt, als der Rechtsexperte der Bahn, der im Zuschauerraum sitzt, kurz mit den Bahn-Mitarbeitern auf dem Podium spricht.

Das Prozedere ist nun folgendermaßen: Steht der Plan fest, die Bahn rechnet damit Anfang 2015, dann kommt die Bahn auf die Betroffenen zu, macht einen Vor-Ort-Termin aus. Ein Gutachter notiert, welcher Schutz angemessen ist. Das können bestimmte Rollladen sein, wenn nur nachts der Lärm die Grenzwerte übersteigt, oder Lärmschutzfenster, oder eine bestimmte Lüftungstechnik. Am Bürger liegt es, mindestens zwei Angebote von Handwerkern einzuholen und der Bahn zu liefern. Die prüft, entscheidet und vereinbart dann, die Kosten zu übernehmen.

Klingt machbar. Entscheidend aber ist, wie lange es bis dahin dauert. Gerade während der Bauphase ist ja bereits genügend Zusatzlärm vorhanden, gibt ein Bürger zu bedenken. Erst heißt es ein halbes Jahr, dann spricht Schallschutzexperte Hans Högg von zwei Jahren. Grundsätzlich gelte, dass die passiven Schallschutzmaßnahmen abgeschlossen sein müssen, wenn das Gleis in Betrieb gehe, erklärt Högg. Für den Bürger, der in der Zweibrückenstraße sein Haus hat und sanieren will, eine schwierige Antwort. Im Prinzip muss er warten, bis die Bahn soweit ist.

Kein Platz für Bagger

Zirka 14 Kilometer lang ist die Strecke zwischen Kersbach und Eggolsheim, die von 2016 bis 2022 für den ICE erweitert werden soll. Das bringt nicht nur für Bahn-Fahrer Einschränkungen mit sich, auch die Autofahrer werden Rücksicht nehmen müssen, vor allem wenn Brücken abgerissen und neu gebaut werden. Wie die Bahn beim Bau vorgeht, wollte ein Bürger wissen. Zuerst werden die östlichen Zusatzgleise errichtet, dann die westlichen, erklärt Chef-Planer Heiko Zarnack. Im Stadtbereich Forchheim, wo im Prinzip kein Platz vorhanden ist, werden die Baustellenfahrzeuge nur die Bahnfläche nutzen. Um Eggolsheim herum fahren die Lkw und Bagger auf Flurwegen, die sowieso der Trassenerweiterung zum Opfer fallen.

Verärgert reagierten einige Bürger auf das Thema Feinstaub, zu dem die Bahn kein Gutachten hat anfertigen lassen. Der Staub werde vom Kiesbett gebunden, meint Zarnack. Außerdem schützten die Lärmschutzwände.

Zwar existiert ein hydrologisches Gutachten. Aber, wie ein Bürger feststellte, sind darin nicht alle Brunnen, vor allem nicht die privaten, berücksichtigt. Bis Freitag können Bürger noch bei der Bahn in der Jahn-Halle ihre Brunnen anzeigen und eine Beweissicherung fordern. Es könnte ja sein, dass durch die Bauarbeiten die Wasserqualität leidet.

Bis Freitag haben Bürger täglich von 10 bis 18.30 Uhr Gelegenheit, ihre Kritik und Anmerkungen in der Jahn-Halle mündlich vorzutragen.

Keine Kommentare