Bau von Sozialwohnungen kommt in Schwung

25.7.2016, 06:00 Uhr
Bau von Sozialwohnungen kommt in Schwung

© Archivf.: Roland Huber

Ein etwas einfach strukturierter, dafür aber umso mehr zutreffender fränkischer Satz lautet: „Des kummt vo des.“ Anders ausgedrückt: Jede Wirkung hat auch ihre Ursache. Dafür, dass der soziale Wohnungsbau in Forchheim und anderswo aktuell wieder in Schwung kommt, lassen sich sogar mehrere Ursachen identifizieren.

GWS-Geschäftsführer Alexander Dworschak berichtete dem Stadtrat in dessen jüngster Sitzung in nüchternen Zahlen über die Tätigkeit der GWS im Geschäftsjahr 2015. Viel interessanter waren aber die Details, die Dworschak gewissermaßen als Ausblick und persönliche Anmerkungen bekannt gab.

Zunächst stellte er die Vergangenheit dar: Im Zeitraum von 2005 bis 2015 schuf die GWS 47 sozial geförderte Wohneinheiten. Die von der Regierung von Oberfranken für Forchheim genehmigte „Bewilligungsmiete“ lag bei etwa 5,50 Euro pro Quadratmeter. Bei dieser Miete, sagte Dworschak, „rechnet sich der Bau von Sozialwohnungen nie“, weil der Bauherr nicht auf seine Kosten kommt.

Der soziale Wohnungsbau, obwohl angesichts drückender Wohnungsnot dringend nötig, kam in Forchheim „und in ganz Oberfranken“ praktisch zum Stillstand. Dann passierten mehrere Dinge gleichzeitig, die dazu beitrugen, das Blatt zu wenden.

Zum einen entdeckten große Bauträger Forchheim als attraktiven Anlagebereich. Seit Jahren werden zwischen Wiesent und Trubbach Häuser und Wohnungen im oberen Preisbereich geschaffen. Dies hatte zur Folge, dass in der Stadt das allgemeine Mietpreisniveau gestiegen ist. Entsprechend, sagt Alexander Dworschak, ist auch das Jobcenter dazu übergegangen, seinen Kunden eine höhere Miete zuzugestehen und hat daher seine Sätze angehoben.

Dies wiederum führte dazu, dass die Regierung von Oberfranken über ihre „Bewilligungsmiete“ für den sozialen Wohnungsbau nachdenken musste. Ergebnis: Sie erhöhte den Satz auf ein Niveau von 6,50 bis 7,50 Euro. Jetzt rechnet sich der Sozialwohnungsbau auch wieder für Privatleute, sagt Dworschak: „Das löst natürlich Bautätigkeit aus.“ Aber der Strauß an Ursachen für die Wirkung namens sozialer Wohnungsbau ist noch nicht komplett. 2015 wanderten über eine Million Menschen nach Deutschland ein. Viele von ihnen werden längere Zeit hier bleiben müssen, weil sie nicht in ihre vom Krieg verwüstete Heimat zurückkehren können. Sie brauchen ein Dach überm Kopf. Die Migration löste bei Einheimischen die Angst aus, mit den eigenen Problemen, zum Beispiel der Wohnungsnot, allein gelassen zu werden. Nun stellt sich heraus: Die Zuwanderung ist Auslöser für gewaltige finanzielle Anstrengungen des Bundes und der Länder, die allen zugute kommen, nicht nur Flüchtlingen.

Beispiel Forchheim: In der Jean-Paul-Straße plante die GWS seit dem letzten Jahr Geschosswohnungsbau speziell für anerkannte Flüchtlinge, abgestimmt auf ein bestimmtes Programm der Staatsregierung. Doch dann steuerte die Regierung um, weil sie erkannte, mit dem Programm ungewollt zur Ghettobildung beizutragen.

Jetzt werden günstige Zuschuss- und Förderbedingungen für den sozialen Wohnungsbau gewährt, auf die nicht nur die gemeinnützigen Gesellschaften, sondern auch private Investoren seit langem warteten. Dworschak: „Ich betone ausdrücklich, dass wir in der Jean-Paul-Straße jetzt ganz normale Sozialwohnungen errichten.“

Förderprogramme, Zuschüsse, ein höheres Mietniveau und nicht zuletzt die dauerhaft niedrigen Zinsen machen den sozialen Wohnungsbau wieder attraktiv. Die GWS plant aktuell für 2016/17 insgesamt 32 neue Wohneinheiten, von der Mayer-Franken- über die Jean-Paul-Straße bis zu den neuen Objekten in Buckenhofen (Am Wasserstall und westlich des Friedhofes).

Zum Schluss äußerte Dworschak auch „Wünsche“ an den Stadtrat. Zum einen, dass der geltende Stellplatzschlüssel (1,5 Parkplätze je Wohneinheit) für den Geschosswohnungsbau geändert werden möge. Zum anderen die konsequente Anwendung der mit dem „Fachplan Wohnen“ unlängst beschlossenen „Forchheimer Mischung“. Sie verpflichtet die Stadt, in jedem neuen Baugebiet einen bestimmten Flächenanteil für den Geschosswohnungsbau zu reservieren.

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