Bausteine der Basilika stammen aus dem Ahorntal

22.3.2015, 17:41 Uhr
Bausteine der Basilika stammen aus dem Ahorntal

© Archivfoto: Thomas Weichert

Professor Wolfgang Schirmer, promovierter Geologe, der an der Universität Düsseldorf lehrte, erklärte auf Einladung des Kulturvereins Ebermannstadt im vollbesetzten Resengörgsaal die Entstehungsgeschichte der Basilika und die Steinsorten, die beim Bau verwendet wurden. In akribischer Kleinarbeit folgte er den Spuren überlieferter Schriftstücke und gewann Erkenntnisse über längst stillgelegte Steinbrüche in der Region, deren Reste noch heute zu sehen sind. Informationen zu Ziegelhütten, die bis ins letzte Jahrhundert in Betrieb waren, holte sich der Geologe auch bei Wirtshausbesuchen, wenn er Einheimische befragte.

Schirmer ging ausführlich auf die Entstehung des Gotteshauses ein, die alles andere als reibungslos verlief. Die alte Wallfahrtskirche platzte zu Beginn des 18. Jahrhunderts aus allen Nähten. Pfarrer Johann Eberhard Dippold (1678—1742) drängte bei Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (1655—1729) auf Erweiterung oder Neubau der Wallfahrtskirche. Der als bauwütig bekannte Schönborn ließ schon einmal Steine sammeln, starb aber vor Baubeginn. Sein Neffe Friedrich Karl von Schönborn (1674—1746) stand in Gößweinstein tief in den roten Zahlen, ließ es aber mit der Rückzahlung seiner Schulden eher gemächlich angehen.

Dennoch begann unter seiner Regentschaft der Bau denn die Gemeinde verfügte über ein beträchtliches Vermögen. Ein nicht unerheblicher Teil stammte aus Strafgeldern, die Gläubige zahlen mussten, wenn sie am Sonntag statt in die Kirche ins Wirtshaus gingen. Der Bau erfolgte nach Plänen von Balthasar Neumann.

Gebaut wurden die Mauern zu einem Großteil aus Eisensandstein. Sobald er an die Luft kommt, oxidieren die Eisenteile und der Stein bekommt eine gelblich bis rostbraune Farbe. Die Eisenteile sind als Punkte zu erkennen, die im Ostturm zahlreicher sind als am Rest des Bauwerkes.

Die dort verbauten Steine kommen aus einem anderen Steinbruch und haben mehr Eisenteile. Die vier Steinbrüche lagen im Ahorntal: Poppendorf, Poppendorf-Süd, Adlitz und Pullendorf. Die Steine wurden mit Pferdefuhrwerken transportiert. Den Steinbruch Poppendorf-Süd kann man heute noch erkennen, die anderen wurden zugeschüttet. Auch das Bildnis der Kaiserin Kunigunde wurde aus Eisensandstein gefertigt und danach gegen die Witterungseinflüsse mit Bleiweiß bestrichen, was heute aufgrund der giftigen Substanzen verboten ist. Im Innenbereich kamen Ziegel- und Backsteine zum Einsatz.

Die Ziegeleien standen unter anderem in Betzenstein und Behringersmühle. Die dortige Ziegelei ist auf einer Postkarte aus der Zeit um 1900 zu sehen. Der Lehm, der auf der Albhochfläche abgetragen wurde, hatte eine rötlichere Färbung als der Lehm im Tal. In Betzenstein stehen Reste der alten Ziegelei noch heute. Ein häufig verwendetes Material war der Dauchstein, der sich an Fluss- und Bachläufen als Kalkrückständen gewinnen lässt. Die Steine für die Basilika kamen aus Behringersmühle.

Jahrmillionen alter „Riffkalk“

Der vom Waischenfelder Baumeister Wenzel Schwesner erstellte Taufstein und die Weihwasserbehälter wurden aus Neidecker Marmor hergestellt worden: „Riffkalk“ aus Kalksteinen, die aus massenhaften Ansammlungen von Korallen, Schwämmen und anderen festsitzende Meeresorganismen entstanden. Die vor Jahrmillionen abgestorbenen Kleintierchen lassen sich am Weihwasserbecken gut erkennen.

Die Abbaustelle auf dem Gelände der Burgruine Neideck war nur von 1737 bis 1751 in Betrieb. Auf Luftbildern ist sie noch gut erkennbar. Da nicht genug Neidecker Marmor zur Verfügung stand, musste künstlicher Marmor hergestellt werden. Als Vorbild diente der Katzenelnbogener Marmor aus dem Lahntal, nach dem der Fürstbischof „verrückt“ war. Die Beschaffung war zu aufwendig, so dass der künstliche Marmor in der Region selbst hergestellt wurde. Auf der Basis von Gips in „Knettechnik“ oder aus Holz, das marmoriert wurde.

Der Dolomitstein wurde als Fußbodenplatte verbaut. Der Stein musste aus dem Felsen gesprengt werden und ist rau, löchrig und narbig. Ein alter Steinbruch befand sich in Oberailsfeld, und ist in keiner Karte enthalten.

Aus dem „Brunner Wald“ (heute: Veldensteiner Forst) kam der Kreidesandstein. Brunn heißt heute Bronn. Kreidesandstein wurde als „rauher Sandstein“ bezeichnet und im Fundament verbaut.

Dass Schirmer die Forschungsarbeit viel Freude bereitete, wurde spürbar. Zahlreiche Fragen insbesondere nach den in der Region genutzten Steinbrüchen beantwortete er ausführlich. Wert legt Schirmer auf die Feststellung, dass er nur die Steine erwähnt, die aus der näheren Umgebung stammten. Verbaut wurde in der Basilika weit mehr Steinmaterial, etwa Dachschiefer aus Thüringen. Bei Restaurierungsarbeiten werden heute aufgrund ihrer Festigkeit überwiegend Sandsteine aus größerer Entfernung verwendet.

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