Beisser beim Soundfeel: derb, direkt und hinterfotzig

2.7.2015, 10:36 Uhr
Beisser beim Soundfeel: derb, direkt und hinterfotzig

© privat

Er ist der Vorzeige-Bösewicht in James Bond-Filmen wie „Moonraker“ und der Lieblingsheld aller zu groß Gewachsenen und der Zahnspangenträger. Nun kommt „Beisser“ ins Herz der Fränkischen Schweiz. Allerdings nicht die Film-Figur, sondern die gleichnamige Band aus der Oberpfalz. „Der Name passt gut zu uns, zu unserer aggressiven Rockmusik, die etwas rougher, vielleicht sogar provokant ist“, sagt Sebastian Kretz.

Ganz einfach

Die Wahrheit hinter dem Bandnamen ist wie so oft viel prosaischer. Denn „Beisser“ ist der Haus- bzw. Hofname der Familie Kretz, die aus dem niederbayerischen Johanniskirchen stammt. „Auf dem Dorf, wo ich aufgewachsen bin, hießen wir nur die Beisser-Buam.“ Diese Mischung aus Weltläufigkeit und Bodenständigkeit ist es auch, die „Beisser“ und den Kopf hinter dem Projekt ausmachen. Denn Sebastian Kretz singt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, in seinem unverwechselbaren Dialekt.

Der Dialekt ist außerhalb Bayerns schwer verständlich, aber die Sprache der Musik ist ja universell. Das Bayerische und das Englische sind klanglich nahe beieinander.“ So hat ihn seine Profikarriere mit seinem Projekt „Fuadadeimuada“ auch schon in die Vereinigten Staaten geführt. Das klinge wie ein afrikanisches Stammesritual, bedeute aber einfach nur „füttere deine Mutter“ wie Sebastian Kretz erzählt, der lautmalerische Elemente „einfach schön“ findet.

Da ist es wieder, das charmant Derbe, das liebenswert Direkte, das höflich Hinterfotzige, das die Mundart oft ausmacht. Mit seinen beiden Kollegen Johannes Preßl am Schlagzeug, der für die „Voice of Germany“-Gewinnerin Ivy Quainoo getrommelt hat, und Benjamin Hoffmeister am Bass bildet Sebastian Kretz ein kraftvolles Trio.

Mitreißender Beat

Das spielt nur eigene, bisher unveröffentlichte Songs, die den mitreißenden La-Brass-Banda-Beat atmen. „Wenn man covert wird man schnell verwechsel- und austauschbar.“ Die Lieder hat Sebastian Kretz in der ihm eigenen Mundart getextet und mit undergroundigen Tönen so verzahnt, dass sich „The Police“ in der bayerischen Provinz verlaufen haben könnte. Dazu eine Prise Hiphop und keine Angst vor Experimenten, wie zahlreichen Improvisationen, die der junge Bandleader aus seiner jazzigen Phase kennt und liebt.

Mit seiner „fiesen E-Gitarre“, die der 28-Jährige mit kratzenden Fuzz-Elementen erklingen lässt, und einem „grobschlächtigen Mann am Bass“ hebt er sich vom Mainstream-Einerlei ab. Auch wenn seine Songs wie jede Pop-Lyrik sich um „banale Themen wie Herzschmerz, Sehnsüchte und Jugendlieben“ drehen.

Erste CD im Herbst

Seit sechs Jahren widmet sich Sebastian Kretz, der als Leadsänger von seinen beiden Freunden auf der Bühne auch stimmlich unterstützt wird, ganz der Musik. „Ich bereue es nicht, das Lehramtsstudium nicht angetreten und die Musiklehrer-Ausbildung abgebrochen zu haben.

Im Herbst wollen sich die Jungs von „Beisser“ zur ersten CD durchgenagt haben. Ein kühnes Unterfangen, macht Sebastian Kretz im eigenen Tonstudio doch alles selbst. Außerdem laufen parallel noch drei andere Bandprojekte, davon eines mit seiner Kollegin Evelyn Weigert im Bereich Bossa Nova und Jazz, sowie eines mit französischen Chansons an der Seite von Isabell Fischer und ein akustisches unter dem Namen „Furchtbar Schee“.

Und Vater ist Kretz auch gerade erst geworden. Jetzt heißt es, die Zähne zusammenzubeißen. Die Besucher des Soundfeel-Festivals dürfen jedenfalls gespannt sein.

Keine Kommentare