Belgisch kreiseln

21.7.2014, 16:46 Uhr
Belgisch kreiseln

© Thomas Weichert

„Im Gegensatz zur Tour de France ist das Windschattenfahren beim Triathlon nur in Ligawettkämpfen erlaubt, nicht aber bei Einzelrennen wie dem Challenge in Roth. Ein Überholmanöver muss immer in einem Schwung erfolgen. Im Triathlon-Ligarennen können sich die Fahrer im Idealfall in der Führungsarbeit abwechseln und so durchschnittlich eine höhere Geschwindigkeit erreichen. Allerdings klappt es selten, dass sich alle Teamkollegen nach dem Schwimmen in der selben Gruppe wiederfinden.

Klammert man die Tatsache aus, dass die Triathleten anschließend noch eine weitere Disziplin erwartet, gleicht der Rennverlauf einer Flachetappe bei der Tour de France, bei der sich die schnellsten Schwimmer in einer Ausreißergruppe vor dem Feld befinden. Vorne dürfen sie sich nicht zu früh belauern, sonst werden sie von ihren Verfolgern schnell wieder eingeholt. Ist die Gruppe zu groß, versuchen wiederum einige, sich zurückzunehmen, um später mehr Körner übrig zu haben. Dies gefährdet den Fluchtversuch.

Im Windschatten des Vordermanns lässt sich tatsächlich spürbar Kraft sparen. Bei Geschwindigkeiten ab 30 Kilometern pro Stunde fällt der Tritt erheblich leichter. Am Berg und bei geringerem Tempo unter 20 km/h dient es hingegen nurmehr der eigenen Motivation, sich an den Hinterreifen eines Konkurrenten zu setzen.

Funktioniert das Zusammenspiel in einer Führungsgruppe flüssig, wird vom ,belgischen Kreisel’ gesprochen. Bei hohem Tempo fahren die Sportler hintereinander. Nach einer zumeist kurzen Zeit schert der Führende zur Seite aus und lässt sich ans hintere Ende der Schlange zurückfallen. Der bis dato Zweitplatzierte bildet nun die neue Spitze. Da die Sportler so dicht hintereinander fahren, besteht erhöhte Sturzgefahr. Hier ist Konzentration und Kommunikation gefragt. Wie beim Skifahren trägt der Fahrer die Verantwortung für das Geschehen vor sich. Gesprochen wird untereinander eher selten, man verständigt sich mit Handzeichen.“

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