Beschäftigte pochen auf mehr Lohn und 28 Stunden

9.1.2018, 18:08 Uhr
Beschäftigte pochen auf mehr Lohn und 28 Stunden

© Foto: Braun

Die Feuertonnen brennen. Mitarbeiter der Gewerkschaft verteilen Trillerpfeifen und packen die Fahnen der IG Metall aus. Zirka 90 Mitarbeiter sowie Vertreter der IG Metall haben sich auf dem Areal der Firma Waasner in der Bamberger Straße versammelt. "Wir sind hier, um die Kollegen im Tarif solidarisch zu unterstützen", erklärt die Waasner-Betriebsratsvorsitzende Marlene Roppelt. Doch nicht nur das. Die Geschäftsführung habe den Anerkennungstarifvertrag zum Monatsende gekündigt. Zwar wirke der Tarifvertrag noch, doch die Tariferhöhungen würden damit ausbleiben, erklärt sie. "Wir wollen auch kundtun, dass wir uns wieder einen Anerkennungstarifvertrag wünschen." Unternehmen, die nicht dem Arbeitgeberverband Vbm angehören, übernehmen damit die Regelungen aus dem Tarifvertrag für ihre Branche. Die Gewerkschaft schließt dann einen Anerkennungstarifvertrag mit dem Betrieb ab.

Die Umstellungsprozesse, die Waasner durchgemacht habe, seien nicht einfach gewesen, räumt sie ein. Die Beschäftigten seien dem Unternehmen aber immer entgegengekommen. "Wir haben uns nach den Tarifabschlüssen mit der Geschäftsführung zusammengesetzt und die Bestimmungen gemeinsam an die Bedingungen von Waasner angepasst", sagt Roppelt. So gelte beispielsweise eine wöchentliche Arbeitszeit von 37 statt 35 Stunden.

Gewerkschaftssekretär Benjamin Oster ist zufrieden mit der Beteiligung in Forchheim. Arbeitnehmervertreter und Arbeitgeber lägen aktuell in den Verhandlungen aber weit auseinander, erklärt er.

Die Gewerkschaft fordert sechs Prozent mehr Lohn sowie eine Arbeitszeitverkürzung auf 28 Wochenstunden. Letztere soll aber nur für Schichtarbeiter und nur unter bestimmten Umständen greifen: Muss jemand beispielsweise ältere Angehörige oder kleine Kinder betreuen, soll er oder sie die Möglichkeit bekommen, auf 28 Stunden zu reduzieren — jedoch für maximal zwei Jahre. Die Arbeitgeber sollen einen Lohnausgleich von höchstens 200 Euro leisten. Damit will die Gewerkschaft verhindern, dass die Beschäftigten gleich in Teilzeit abrutschen und aus dieser nicht mehr herauskommen. "Die Möglichkeit der Arbeitszeitverkürzung bieten derzeit nur zehn Prozent der Betriebe in der Branche", sagt Oster.

Geschäftsführer Michael Waasner, der mit seinem Vater bei der Veranstaltung vor Ort ist, hat Bedenken, dass eine Arbeitszeitverkürzung ungerecht wäre. "Irgendwann muss ich die Ungleichheit beseitigen und allen 28 Stunden einräumen. Aber dann bräuchten wir 20 Prozent mehr Personal. Das gibt unser Geschäftsmodell nicht her."

Wenig Hoffnung

Szenenwechsel: Bei der Firma Kennametal in Ebermannstadt sind insgesamt 144 Beschäftigte, darunter eine Handvoll Kollegen der Firma BorgWarner aus Muggendorf, dem Aufruf der IG Metall Bamberg gefolgt. Sie legten für eine Stunde die Arbeit nieder. "Die Forderungen sind für die IG Metall gleichberechtigt" erklärt der Erste Bevollmächtigte der Metallgewerkschaft in Bamberg, Matthias Gebhardt: Während er bei der Lohnforderung die Möglichkeit einer schnellen Einigung sieht, ist seiner Ansicht nach beim Arbeitszeitmodell kein Durchbruch in Aussicht — obwohl "für uns die Arbeitszeitfrage eminent wichtig ist, weil wir hier die Beschäftigten ein Stückchen weit mitbestimmen lassen wollen."

Betriebsratsvorsitzender Thomas Bauernschmitt erklärt, dass 2017 "kein leichtes Jahr war, aber wir haben zusammengeholfen, haben Sonderschichten gefahren, teilweise sonntags, und damit geholfen, Kennametal aus der Krise zu fahren." Und: "Wir brauchen eine Arbeitszeit, die zum Leben passt, speziell in besonderen Situationen." Die Arbeitgeber hätten ein Gutachten in Auftrag gegeben, nach dem die Arbeitszeitverkürzung rechtswidrig sei — Teilzeitbeschäftigte würden benachteiligt. "Das ist Schmarrn, wir haben eigene Gutachten, die dem widersprechen." Gebhardt hofft, dass es am 15. Januar bei der nächsten Runde in Nürnberg ein besseres Angebot der Vbm vorliegt. Viel Hoffnung hat er nicht. Die Folge seien dann Streikausweitungen.

 

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