Bratwurst und (Oster-)Brunnenshow in Bieberbach

5.4.2018, 06:00 Uhr
Sogar diese Besuchergruppe aus Shanghai besuchte den Osterbrunnen heuer.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Sogar diese Besuchergruppe aus Shanghai besuchte den Osterbrunnen heuer.

„Wir sind glücklich, hier zu sein,“ erzählt Chen Zhongwei höflich lächelnd auf englisch, während seine Kollegen eifrig Fotos mit ihren Smartphones machen. Und zwar vom Bieberbacher Osterbrunnen, der heute sogar die Gruppe aus Shanghai angelockt hat. Eigentlich sind sie aus geschäftlichen Gründen in Bayreuth zu Besuch — aber „ein bisschen was vom Brauchtum kennenlernen“ sollten sie auch, erklärt ihr deutscher Kollege Michael Kollmann.

Er ist nicht der einzige an diesem Frühlingstag, der seinen Gästen als Highlight der Fränkischen Schweiz den reichlich geschmückten Osterbrunnen präsentiert. Großeltern begutachten mit ihren Enkeln die bemalten Eier, Pärchen schießen Selfies vor der österlichen Kulisse und so manche Familie macht es sich mit einer Tasse Kaffee in der Hand auf den Stufen vor dem Brunnen bequem. Auch Getränke und Bratwurstbrötchen werden extra für die Brunnenbesichtiger angeboten — die Damen des Sportvereins, die die Imbissbuden betreiben, können sich scheinbar nicht über zu geringen Absatz beschweren.

Bereits vor 17 Jahren wurden die Stände an Ostern in Bieberbach erstmals positioniert. Irgendwann seien so viele hungrige Besucher gekommen, dass kaum etwas anderes übrig blieb, erzählen die Damen — während sie eifrig Cola, Kaffee und Würstchen über den Tresen reichen.

Und schon wieder biegt ein gut gefüllter Reisebus um die Ecke und lässt eine Gruppe Touristen aussteigen. Der örtliche Heimatverein „Club 22“, der bereits 1982 das erste Mal den Brunnen österlich schmückte, freut sich über diesen Anblick.

Doris Förtsch, Vorstandsmitglied des Vereins, berichtet von täglich 60 bis 70 Bussen, die in der Osterzeit dutzende Schaulustige in den Ort bringen. Die haben dann sogar die Möglichkeit, ihren Angehörigen einen Ostergruß zu schicken: Der „Club 22“ verkauft vor Ort Ansichtskarten mit bunten Brunnenmotiven. So wird der Besuch schnell zu einer Art Mini-Urlaub.

Wird das den Bieberbachern nicht langsam zu viel? „Es gab eigentlich nie Beschwerden von den Anwohnern,“ meint Förtsch. Vielleicht liegt das an der Organisation: Günther Grau, Platzanweiser in gelber Warnweste, kümmert sich darum, dass die Reisebusse nicht zu lange stehen bleiben.
„Der Verkehr funktioniert reibungslos,“ betont Grau und fügt hinzu: „Das Einweisen der Fahrer ist noch das Geringste.“ Denn vor allem sei der Heimatverein im Vorfeld der Osterfeiertage ordentlich mit Vorbereitungen und dem Aufbau beschäftigt.

Zwischendurch, so erzählt Doris Förtsch, sehe man sich außerdem auch mal mit weniger schönen Überraschungen konfrontiert. „Einmal haben sich Mäuse durch unsere fürs nächste Jahr aufbewahrten Ostereier geknabbert, da war einiges kaputt.“ Davon ließen sich die kreativen Damen des Heimatvereins aber nicht unterkriegen — und bemalten neue Eier mit allerlei Katzenmotiven. „Als Abschreckung“, erläutert Förtsch lachend, „seitdem gab es keine Mäuseprobleme mehr — die Taktik hat also funktioniert.“

Insgesamt werden über 10.000 selbstbemalte Hühner-, Gänse- und sogar Straußeneiern an dem Brunnen drapiert — daher landete er im Jahr 2000 sogar als größter seiner Art im Guinessbuch der Rekorde. Dass sogar Gäste aus Shanghai vorbeischauen, wundert dann gar nicht mehr so sehr.

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