Breitweidig: Mehrzweckhalle erhitzt die Gemüter

13.6.2018, 06:00 Uhr
Breitweidig: Mehrzweckhalle erhitzt die Gemüter

© Foto: Ralf Rödel

Mehrzweckhalle. Das scheint ein Wort zu sein, das bei manchem Stadtrat zu Schnappatmung führt. Mehrzweckhalle, das klingt nach Kultur, nach Theater, nach Veranstaltungsstätte. Erst recht, wenn in der aktuellen Tischvorlage der Stadträte des Bauausschusses auch noch von "Künstlergarderoben, Küchen und Sanitärräumen", und überdies von 79 Stellplätzen geschrieben wird.

Marco Hocke, in Forchheim und Umgebung kein Unbekannter und seit mehr als 20 Jahren im Veranstaltungsbusiness, möchte im Gewerbegebiet Breitweidig ein 55 Meter langes und 25 Meter breites dreigeschossiges Gebäude mit Galerie bauen. Momentan hat Hocke sein Studio auf dem Gelände des ehemaligen Farben Kreul an der Hainbrunnenstraße. Doch der Betrieb wächst. Aktuell, so erzählt Hocke den Räten in der Sitzung, habe er zehn Mitarbeiter angestellt. Doch die Firma braucht mehr Platz: Von der Werkstatt über die Showprogrammierung bis zur Tour-Vorbereitung großer Musikveranstaltungen, möchte Hocke künftig alles an einem neuen Ort, im Breitweidig, sehen. Hier soll unter anderem ein Ton-Studio entstehen und könnten Ausbildungen und Schulungen für künftige Veranstaltungstechniker stattfinden. So weit, so gut. Doch nicht ganz: Denn die Stadträte haben Bedenken, die sich in insgesamt 22 Wortmeldungen niederschlagen.

Denn: "Das Gewerbegebiet ist Standort für die Unterbringung von nicht unerheblich belästigenden Gewerbetrieben. Diese Betriebe dürfen durch den Betrieb einer Mehrzweckhalle nicht beeinträchtigt werden", ist die Befürchtung des Bauamtes, die in der Tischvorlage nachzulesen ist: "Aus diesen unterschiedlichen Nutzungen resultiert ein Konfliktpotenzial." Anders ausgedrückt: "In der Mehrzweckhalle ist ein klassisches Konzert, nebenan in der Schreinerei ist Lärm", sagt Bauordnungsamtsleiter Stefan Schelter, der den Ärger schon vorprogrammiert sieht und fürchtet, dass die Handwerksbetriebe "in der Ausübung ihres Gewerbes eingeschränkt werden".

Philipp Blümlein (CSU) und sein Parteikollege Markus Schmidt verweisen hingegen auf die "Eventhalle", die am Eingang zum Breitweidig steht: "Was ich dem einen zubillige, muss ich auch dem anderen zugestehen", ist deren Meinung. Dem schließt sich auch Erwin Held (FW) an: "Gleichheit für alle. Mit welcher Begründung sollten wir das ablehnen?" fragt er und erinnert daran, dass "der Bauwerber auch Handwerker ist, schließlich baut er auch Bühnen auf". Auch für Sebastian Körber (FDP) "gilt der Gleichheitsgrundsatz". Manfred Mauser hingegen "sieht die Gefahr, dass das ein Abstelllager wird". Überdies, so Mauser, sei der Bebauungsplan für das Gewerbegebiet Breitweidig erst aus dem Jahr 2010, nicht so alt, als dass man bereits alles über den Haufen werfen müsste. Auch Heike Schade (FGL) erinnert daran "dass das ein Gewerbegebiet ist". Kultur, so Schade weiter, gehöre in die Innenstadt, mit dem Rathaus, das zum Haus der Begegnung werden soll und dem Kolpinghaus: "Wir haben schon jede Menge Kulturstätten in Planung." Holger Lehnard (CSU) sieht bereits das Park-Chaos vor Augen "Die Parkplätze reichen nicht. Das kann zum Worst-Case kommen", überdies, so Lehnard "möchte ich dort keinen zusätzlichen öffentlichen Veranstaltungsraum".

Schließlich einigt man sich darauf, dass das Gebäude errichtet werden darf. Die "Nutzung als Mehrzweckhalle im Veranstaltungssinne" wird mit sieben zu acht Gegenstimmen abgelehnt. Das heißt, Marco Hocke wird künftig die "Nutzung im Einzelfall" jeweils separat beantragen müssen.

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