Das Handwerk im Landkreis Forchheim: Das sind seine Stützen

10.12.2018, 06:00 Uhr
Die Jungmeister aus dem Landkreis Forchheim inklusive Offizieller (v. li.):HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann, Reiner Ebenhack, Andreas Roppelt, Alexander Hetz, Hermann Hölzlein, Michael Schmitt, Kreishandwerksmeister Werner Oppel, stv. Kreishandwerksmeister Christian Jaklin, Nils Bergfeld und Timo Graßl.

© Fotos: Udo Güldner Die Jungmeister aus dem Landkreis Forchheim inklusive Offizieller (v. li.):HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann, Reiner Ebenhack, Andreas Roppelt, Alexander Hetz, Hermann Hölzlein, Michael Schmitt, Kreishandwerksmeister Werner Oppel, stv. Kreishandwerksmeister Christian Jaklin, Nils Bergfeld und Timo Graßl.

"Ich denke noch lange nicht an die Rente. Ich bin Friseurin mit Leib und Seele. Mir fehlten meine Arbeit und meine Kunden", sagt Angelika Hereth (65), die mit Haut und Haaren an ihrem Beruf hängt. Sie ist in Gößweinstein geboren, hat hier geheiratet, im hiesigen "Salon Gebhardt" ihr Handwerk gelernt und sich im Zentrum des Wallfahrtsortes eine Existenz aufgebaut. In ihrer Familie hat es zwar schon Handwerksmeister gegeben, aber noch niemanden, der sich um den Kopfschmuck kümmerte.

Im Laufe der 43 Jahre, die es "Angelikas Haarstudio" im Ort schon gibt, hat die Chefin viele Lehrlinge ausgebildet, die den letzten Schliff, wie sie auch, in der Friseurakademie Meininghaus in Forchheim bekommen haben. "Das war schon in meiner Jugend eine sehr gute Adresse." Teilweise hatte Angelika Hereth drei Auszubildende gleichzeitig. Inzwischen aber habe sie dafür keine Nerven mehr. Während ein Großteil ihrer Kunden aus Gößweinstein und Umgebung kommt, habe sie aber auch alle zwei Monate Besuch aus dem Saarland.

Sie sind die Besten ihres Faches. Sie haben jahrzehntelang gearbeitet und ausgebildet. Sie haben sich neuen Techniken, Maschinen und Kundenwünschen gestellt. Kurz: Sie haben im sich ständig schneller wandelnden Markt überlebt. Was die einen schon größtenteils hinter sich haben, das haben die Jungen noch vor sich. Wobei sie seit einigen Jahren, im Gegensatz zu früher, mit ihrem Meisterbrief nicht nur ein Geschäft aufmachen, sondern auch studieren können.

So kommt Matthias Graßmanns Ausspruch, ein Handwerksmeister sei nicht weniger wert als ein Herzchirurg, gerade richtig. Der Vize-Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken hat zudem gute Nachrichten aus München mitgebracht. Für einige Berufe soll der Meisterzwang EU-konform wieder eingeführt werden. Und der Meisterbonus soll auf 2000 Euro erhöht werden. Alles im Zeichen eines dramatischen Fachkräftemangels, der auch bei den Altmeistern und ihren nicht vorhandenen Nachfolgern sichtbar wird.

Sie sind die Besten ihres Fachs und haben jahrzehntelang gearbeitet und ausgebildet. Dafür erhielten sie den goldenen Meisterbrief (v. li.): HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann, Rosemarie Dax, Bürgermeister Franz Streit, Clemens Seiler, stv. Kreishandwerksmeister Christian Jaklin, Obermeister Johann Hofmann, Kreishandwerksmeister Werner Oppel, Hans Richter, Angelika Hereth, Johann Ebenhack, Ludwig Walter und stv. Landrätin Rosi Kraus.

Sie sind die Besten ihres Fachs und haben jahrzehntelang gearbeitet und ausgebildet. Dafür erhielten sie den goldenen Meisterbrief (v. li.): HWK-Vizepräsident Matthias Graßmann, Rosemarie Dax, Bürgermeister Franz Streit, Clemens Seiler, stv. Kreishandwerksmeister Christian Jaklin, Obermeister Johann Hofmann, Kreishandwerksmeister Werner Oppel, Hans Richter, Angelika Hereth, Johann Ebenhack, Ludwig Walter und stv. Landrätin Rosi Kraus.

Früher gab es noch den Dreiklang: Gasthaus, Metzgerei, Fremdenzimmer. Auch bei den Richters in Hagenbach, die seit vier Generationen den Mittelpunkt des kleinen Ortes bildeten. Jetzt fehlt ein Nachfolger, und die Tradition reißt ab (wir berichteten). Hans Richter (65), der seit 38 Jahren Fleisch- und Wurstwaren herstellt, hat schon als 13-jähriger Bub das Handwerk in der Metzgerei Belzer in Forchheim gelernt. "Da war vorher der Ströbel aus Hagenbach drauf. Dadurch kam ich dorthin." Werktags wohnte Hans Richter über dem Geschäft, am Wochenende pendelte er nach Hause. Später arbeitete er noch als Geselle in der Metzgerei Schatz in Ebermannstadt. Die Meisterprüfung mit gerade einmal 19 Jahren konnte er nur mit einer Sondergenehmigung ablegen und den Familienbetrieb vom Vater übernehmen.

"In Hagenbach wurde es durch den Tourismus und die Naherholung immer mehr Arbeit." Es galt, einen zusätzlichen Gastraum und eine Terrasse anzubauen, mehr Leute einzustellen." Nicht nur im Dorf, sondern auch weit darüber hinaus wird man die gebackenen Karpfen, den Zwetschenbames und die Hausmacher Stadtwurst mit Knoblauch vermissen, die nach einem Rezept des Großvaters aus der Wurstküche kam.

Für Kreishandwerksmeister Werner Oppel ist dieser formale Abend auch ein sehr emotionaler. Sein langjähriger Weggefährte Hermann Hölzlein gab nach 17 Jahren als stellvertretender Kreishandwerksmeister sein Amt an Christian Jaklin von der Bau-Innung ab. "Es war eine sehr schöne Zeit. Aber nun müssen jüngere ans Ruder." Der Ehren-Obermeister der Schreiner-Innung gilt als leidenschaftlicher, verlässlicher und engagierter Mann, der seit 25 Jahren ehrenamtlich unermüdlich für das Handwerk unterwegs war. "Ich bedauere Deine Entscheidung sehr", so Oppel.

Die Jungmeister

Maler und Lackierer: Nils Bergfried (Kappel) Kraftfahrzeugtechniker: Reiner Ebenhack (Mittelehrenbach),Tobias Hirche (Forchheim),Annika Kuhl (Neunkirchen am Brand). Michael Schmitt (Pretzfeld); Elektrotechniker: Fabian Giesel (Forchheim), Patrik Kaiser (Wiesenthau); Schreiner: Alexander Hetz (Ebermannstadt), Christian Matern (Pinzberg), Simon Stirnweiß (Forchheim); Friseur: Verena Fischnaller (Forchheim), Katja Leikam (Gräfenberg), Christin Schmitt (Egloffstein), Lorena Scholz (Forchheim), Melissa Sitzmann (Kirchehrenbach); Steinmetz und -bildhauer: Timo Graßl (Drügendorf); Bräuer und Mälzer: Michael Maaßen (Stiebarlimbach); Zimmerer: Thomas Schaffer (Bärnfels); Landmaschinenmechaniker: Andreas Roppelt (Leutenbach)

Goldener Meisterbrief

Damenschneidermeisterin Rosemarie Dax aus Kirchrüsselbach (35 Jahre); Zentralheizungs- und Lüftungsbaumeister Johann Ebenhack aus Walkersbrunn (30); Friseurmeisterin Angelika Hereth aus Gößweinstein (43); Ofen- und Luftheizungsbauer Clemens Knauer aus Unterleinleiter (31); Bäckermeister Leonhatd Merkel aus Neunkirchen (33); Frank Sitter aus Wannbach (33); Fleischermeister Hans Richter aus Hagenbach (38); Maurermeister Ludwig Walter aus Burggaillenreuth (41); Maler- und Lackierermeister Clemens Seiler aus Weilersbach (42); Metallbauer Franz Wohlfahrt aus Neunkirchen (30).

Alles über die Verleihung im vergangenen Jahr lesen Sie hier.

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