Das Lichtermeer in Pottenstein

6.1.2011, 01:00 Uhr
Das Lichtermeer in Pottenstein

© Irene Lenk

Aber die „Feuerlesschürer“ haben’s diesmal schwer. Gestern schilderten sie einem Team vom Bayerischen Rundfunk, das drehte, was alles hakt: Obwohl kein Feuer auf Naturschutzgebiet lodert, gibt’s Naturschützer-Proteste. Und dann dieser Winter. In den Schneemassen hält kein Feuer, der Stoß sackt ab. Also muss jeder mühsam eingegraben werden. 700 Mal buddeln. Oder mehr. Genaue Zahlen rückt keiner raus.

Dieses „Lichterfest“, das erst seit 40 Jahren lakonisch und werbewirksam so benannt ist, heißt eigentlich „Prozession zum Beschluss der Ewigen Anbetung“. Es machte einiges mit in den 327 Jahren seines Bestehens, wanderte zum Beispiel 1831 vom August in den Winter und bekam in den Weltkriegsjahren vom Leiter des KZ-Außenlagers Pottenstein, Hans Brand, ein Feuerwerk dazu.

Was steckt nun hinter der „Ewigen Anbetung“, die reihum in den Bistumsorten läuft und in Pottenstein immer um 17 Uhr mit dem Heraustragen der Monstranz aus der Kirche endet? 1992 ging Susanne Wirth in einer Facharbeit zur Lehramtsprüfung dem Ursprung nach. Sie fand heraus: Vor 1000 Jahren wünschten die einfachen Gläubigen erstmals, die Hostie, die Offenbarung des Leibes Christi, auch außerhalb der Kirche zu sehen. Deshalb wurde die Monstranz vor der Karwoche gezeigt, mit einer Andacht verbunden. Papst Clemens VIII. schrieb dies dann 1592 in allen römischen Kirchen ohne Unterbrechung vor, für eine dauernde, „ewige“ Anbetung. Im Bistum Bamberg war es 1684 so weit. Bischof Adam von Seinsheim erneuerte sie 1759 auch für Pottenstein.

Am Ende dieser Anbetungen stand überall eine Prozession über Wege und Fluren, um den Segen Gottes in die Dörfer und die Natur zu bringen. Nur bei „übler Witterung“, hieß es 1758 in Bamberg, konnte der Umgang auch in der Kirche erfolgen.

Susanne Wirth machte 1992 im oft auf 11000 Menschen anschwellenden Besucherstrom Interviews und entdeckte: Kaum einer kannte den religiösen Hintergrund. Kaum einer ging deshalb auch um 16 Uhr in die Kirche. Aber viele standen Spalier, sobald die Prozession formiert war. Sie hat ein festes Schema, das man 1991 zu ändern versuchte, aber schon im nächsten Jahr wieder beließ.

Demnach gehen Ministranten mit Kreuz und Standarten voraus. Hinter ihnen trägt der Wanderverein die Figur des heiligen Bartholomäus. Es folgen Mädchen der katholischen Jugend mit der Marienstatue. Die Zimmerer- und Schreinerzunft trägt anschließend den heiligen Josef und die Feuerwehr Prüllsbirkig den heiligen Aloisius von Gonzaga, Patron der Jugend und Studenten. Zwischen diesen Statuen verteilen sich Träger mit Zunftfahnen auch für Maurer, Metzger, Schuhmacher und Schmiede.

Nun folgen Vertreter der Soldatenkameradschaften, der Wehren, der Schützen und Sportvereine, die KAB und die katholische Jugend. Die Stadtkapelle läuft unmittelbar vor dem Mittelpunkt: Fünf weiße Mädchen, Erstkommunikantinnen des Vorjahres, zeigen hier Tafeln mit den fünf Wunden Jesu. Ihnen folgen Ministranten mit Kirchenfahnen, Weihrauch, Schellen und dem ewigen Licht. Unter einem Baldachin schreitet schließlich Pfarrer Anton Heinz mit der Monstranz, von Fackelträgern begleitet.

Den Abschluss bilden Ehrengäste. Zu ihnen zählte über Jahre der frühere Landwirtschaftsminister Simon Nüssel.