„Demenz ist für mich keine komische Krankheit mehr“

26.10.2016, 08:00 Uhr
„Demenz ist für mich keine komische Krankheit mehr“

© Ralf Rödel

So wurde die Schulbank ausgetauscht gegen die Essensausgabe im Obdachlosenheim in Nürnberg, das Spielen, Basteln und Vorlesen in verschiedenen Altersheimen, gegen die Zusammenarbeit mit drogenabhängigen Menschen, die Betreuung von behinderten Menschen in der Lebenshilfe, das Spielen in Kindergärten, Gesprächen mit psychisch Kranken und vieles mehr.

Dabei konnten die Schülerinnen und Schüler praktische Erfahrungen sammeln. Es sollte nicht nur – wie in der Schule so oft – theoretisch über soziale Einrichtungen berichtet werden, sondern hier wurden die Worte „sehen – urteilen – handeln“ mit Leben gefüllt.

Nach zwei Tagen in den Einrichtungen fand in der Schule schließlich ein Auswertungsgespräch statt.

Auf die Frage, was die Schülerinnen und Schüler am meisten beeindruckt habe, kamen sehr viele positive Rückmeldungen: Die Offenheit, der Zusammenhalt, das Engagement, die Unvoreingenommenheit . . . Ein Schüler sagte nach dem Arbeiten mit behinderten Kindern: „Es war toll. Man kann dort so sein, wie man ist, egal wie man aussieht.“ Einen anderen Schüler stimmte beispielsweise die Biographie ehemals drogenabhängiger Menschen sehr nachdenklich: „Drogen sind immer eine Art Flucht aus dem Leben. In eine Abhängigkeit gerät man schnell, der Entzug dagegen ist oft langwierig.“ Aber auch der Respekt für Menschen, die im Pflegeberuf arbeiten, wuchs: „Die Pfleger verdienen meinen größten Respekt, denn obwohl mir die Zeit dort Spaß gemacht hat, ist Altenpfleger ein sehr harter Beruf, zu dem man eine Berufung braucht. Meiner Meinung nach wird diese Arbeit viel zu wenig geschätzt.“

Eine Schülerin, die das Demenzzentrum in Forchheim besucht hat, erzählt: „Wenn man sich auf die Menschen eingelassen hat, hat man gemerkt, dass sie in sehr unterschiedlichen Stadien ihrer Krankheit waren. Demenz ist für mich jetzt keine komische Krankheit mehr, bei der die Leute andauernd Sachen vergessen, sondern jetzt verknüpfe ich mit diesem Wort Personen, die ihre ganz eigene Geschichte haben.“

Abschließend lobte EGF-Schulleiter Karlheinz Schoofs die Schüler, dass sie sich freiwillig für diese Projekt angemeldet und den Mut aufgebracht haben, ihre anfänglichen Berührungsängste und Vorurteile abzubauen. Durch den Perspektivenwechsel in ungewohnter Umgebung konnten die Jugendlichen ihren Horizont erweitern und die Einsicht gewinnen, dass jedes menschliche Leben lebenswert ist und Unterstützung verdient.

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