Der Forchheimer Glückspilz

24.12.2014, 08:00 Uhr
Der Forchheimer Glückspilz

© Ralf Rödel

Gerhard Ziegler hat in seinem Leben noch nie etwas gewonnen. In jüngeren Jahren versuchte sich der 62-Jährige ab und zu beim Lotto – nichts. Hier und da machte er bei Preisausschreiben in Kaufhäusern mit – nichts. Dann – und das ist noch gar nicht so lange her – kamen Freunde von ihm auf eine, wie sich später herausstellen sollte bahnbrechende, Idee: Sie schenkten dem Glücklosen 20 Lose für den wohl schönsten Adventskalender der Welt, des Forchheimer Weihnachtsmarkts.

„Ich habe das für ein einfallsreiches Geschenk gehalten“, sagt Ziegler. Aber eine Aussicht auf Gewinn? Er, der Glücklose? „Daran habe ich nicht geglaubt“, sagt Ziegler. Es kam anders, auch wenn seine Chancen 20 zu 34 980 standen — wenigstens einmal gezogen zu werden, wohlgemerkt.

Erst lief es wie immer. Ziehung am 1. Dezember — nichts. Ziehung am 2. Dezember — nichts. So lief das noch an 18 weiteren Tagen, bis am Sonntag, 21. Dezember, das Telefon bei Ziegler und seiner Ehefrau Renate gegen 19 Uhr klingelte.

„Ich konnte es nicht glauben“

Der selbständige Unternehmer hatte gewonnen. Zum ersten Mal in 62 Jahren. „Ich konnte es erst gar nicht glauben“, sagt Ziegler. Doch es war tatsächlich passiert: Der Sonntags-Gewinn aus dem Forchheimer Adventskalender am Rathaus, eine FCN-Sparcard im Wert von 500 Euro, gestiftet von den Raiffeisenbanken, ging an ihn.

Aber damit nicht genug. Einen Tag später, ungefähr um die gleiche Uhrzeit, hörte das Ehepaar Ziegler seinen Anrufbeantworter ab. Wieder gewonnen, diesmal den Montags-Gewinn, eine Königskarte plus ein Bademantel und ein Badetuch im Wert von 260 Euro, gestiftet vom Königsbad. „Ich habe den Anruf im ersten Moment für einen Scherz gehalten.“

Trotzdem rief Gerhard Ziegler zurück, man kann ja nie wissen. Es war tatsächlich kein Scherz: Der 62-Jährige ist der erste, der beim Adventskalender gleich zweimal hintereinander abräumte.

Das ist für den lange Glücklosen nun Grund genug, sein Glück weiterzugeben. Er spendet 250 Euro aus eigener Tasche an die Kinderkrebshilfe, die 500 Euro-Sparcard bekommen seine beiden Enkel.

Und was ist, wenn der Blitz zum dritten Mal einschlägt? Heute ist schließlich ein Auto in der Verlosung: „Meine Tochter würde sich bestimmt freuen. Aber ich möchte, dass es jemand gewinnt, der es wirklich braucht.“

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