"Der Forchheimer Markt ist der allerbeste"

5.11.2018, 06:00 Uhr

© Jürgen Petzold

Nebelschwaden tauchen am frühen Vormittag die Nürnberger Straße in Grau. Allerdings nicht witterungsbedingt. Es sind Nebelschwaden, die man riechen kann: Der Duft von frisch gebrannten Mandeln, Bratwurst und Gegrilltem umhüllt die alte Kommandantur am Paradeplatz. Die ersten Besucher haben bereits um kurz nach elf Uhr ihr Bratwurst-Brötchen mit viel Senf in der Hand.

Auf dem Paradeplatz gehört Manuela Völkner mit ihrem Stand quasi zum Inventar. "Seit hundert Jahren", sagt sie, sei sie schon dabei, "der Forchheimer Markt ist der allerbeste". Pferdewurst verkauft die Frau aus Eisfeld bei Coburg, zwar nicht seit hundert Jahren, aber doch seit "mindestens 30 Jahren". Hinter dem Tresen steht Völkners Mutter, Helene Fischer. "Die heißt wirklich so, nur singen tut sie nicht", lacht die Tochter.

Viele Stammkunden kommen zu Völkner, die die "Drei Guten vom Pferd" mit großen bunten Bildern anpreist: Zur Auswahl stehen Pferdesalami Classic, mit Knoblauch oder aber mit Hot Chili. Heiße Debreziner im Brötchen sind der Renner an diesem Morgen, in der Auslage liegen vorgeformte Fleischküchla aus Pferdefleisch, Lende und Rouladen. Und natürlich Sauerbraten, denn der Klassiker, so erzählt Völkner, wird erst mit Pferdefleisch so richtig mürbe und mit Rosinen in der Soße aufgetischt. Mager, eisenhaltig und ohne Harnsäure sei das Fleisch und deswegen ganz besonders für Diabetiker, Magen- und Gichtkranke geeignet.

© Jürgen Petzold

Ein paar hundert Meter weiter verkauft Jutta Weber Gesundes im Glas. Im Nebenerwerb kultivieren, produzieren und vermarkten die Webers ihren Meerrettich. Am Kanal in Burk liegen die "Meerrettich-Felder". Doch der Supersommer hat der scharfen Wurzel enorm zugesetzt. Viel zu trocken sei das Wetter gewesen, dem Kren habe einfach das Wasser gefehlt. Deswegen sind die dicken Meerrettich-Stangen, wie man sie sonst kennt, heuer rar gesät. "Die Meerrettich-Stangen sind heuer nicht so dick, wie in normalen Sommern", erklärt Weber. Wie bei einem Baum, der im Erdreich nach Wasser sucht, haben sich auch beim Meerrettich auf der Suche nach Wasser viele dünne Seitentriebe ausgebildet. Die sind zum Reiben zwar genauso gut, aber eben aufwändiger.

Als Kräuter-, Chili-, Senf- und Sahne–Meerrettich verkauft Weber die Gläschen mit der tränentreibenden Wurzel. Preiselbeer-Meerrettich empfiehlt sie besonders zu gebackenem Camembert und Fisch. Für den Klassiker "Rindfleisch mit Kren" gibt es den geriebenen Kren gleich in der Dose zum Mitnehmen. Tafel-Meerrettich, den sollte man immer zuhause im Kühlschrank haben, "der passt eigentlich immer", als Verdauungsschnäpschen nach dem Essen, kann ein "Kreeschnaps" hilfreich sein.

Apropos Schnaps: Den verkauft Familie Hofmann in Likör-Form: Der Hingucker an diesem Tag ist "Grashüpfer", ein quietschgrüner, alkoholfreier Punsch, der nach einem Winterspaziergang die Lebensgeister wecken soll. Gelbe Säfte wie Ananas und Orange stecken darin. Damit die giftig grüne Farbe entsteht, wird mit blauem Sirup gefärbt und mit Vanille und Zimt abgeschmeckt.

Wen es danach immer noch friert, der wird beim Bummel über den November-Markt garantiert fündig: "Wir haben nichts als Socken", etwa preist ein Schild den Strumpfwagen an, der in uni, gestreift und geringelt, als Socken, Kniestrumpf oder Strumpfhosen so ziemlich alles im Angebot hat, was kalte Füße erquickt.

Für die Ohren der Markt-Besucher hat indes René Kraus was im Angebot. Der Musiker, der als "Der Ente" vor Kurzem zu "Bayerns bestem Soundakrobaten" ausgezeichnet wurde (wir berichteten), gibt ein spontanes Sonntagskonzert am Bächla. "Hang Drum" nennt sich das riesige Instrument, das sich Kraus um den Bauch geschnallt hat, und das aussieht, als hätte er mal kurz den Wok aus der Küche zum Musizieren geholt. "Dass fliegende Untertassen so gut klingen", hätte der Besucher, der den mystischen Klängen lauscht, wohl nicht gedacht.

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