Der Landkreis Forchheim hat gewählt

24.9.2017, 18:12 Uhr
Ernstes Thema, lockere Atmosphäre: Wie hier in Egloffstein wurde im ganzen Landkreis fleißig gewählt.

© Roland Huber Ernstes Thema, lockere Atmosphäre: Wie hier in Egloffstein wurde im ganzen Landkreis fleißig gewählt.

„Ich verrate nicht, was ich gewählt habe“, sagt Karin, die eben in der Egloffsteiner Grundschule ihre beiden Kreuze gemacht hat. „Aber ich kann sagen, was ich nicht gewählt habe: die AfD.“ Warum? „Weil diese Partei nicht meine Ansichten vertritt“, erklärt die 47-Jährige. Allerdings habe sie heuer sehr lange gebraucht, um sich zu entscheiden, wem sie ihre Stimme(n) gibt. Zustimmend nickt Achim mit dem Kopf. Der 42-Jährige hat intuitiv gewählt – oder, wie es der Egloffsteiner ausdrückt, „frei nach dem Gefühl, das ich heute Morgen hatte“.

Ebenso gefühlt ist bereits am Sonntagmittag von einer verhältnismäßig hohen Wahlbeteiligung im Landkreis Forchheim auszugehen. „Wenn ich mir die Listen anschaue, sehe ich sehr viele abgehakte Nummern. Schaut gut aus“, sagt einer der Wahlhelfer aus Egloffstein. Sein Kollege aus Hundshaupten hat Ähnliches zu berichten: „In Hundshaupten haben bis zur Mittagszeit über 60 Prozent ihre Stimme abgegeben, das ist sehr stark.“

Ist das offenkundig keine Bundestagswahl wie jede andere – sondern eine „Schicksalswahl“ zur politisch-gesellschaftlichen Richtung, in die das Land steuert? „Ja, es geht wirklich um Grundsätze“, meint Holger, der eben im Ebermannstädter Rathaus seine Kreuze gemacht hat. „Demokratie, Menschenrechte, der Aufstieg des Rechtspopulismus, die Zukunft Europas. Wie wir uns heute entscheiden, das ist ein ganz wichtiges Signal für so viele Dinge“, sagt der 32-Jährige. Dass er SPD (Erststimme) und CSU (Zweitstimme) gewählt hat, gibt er gerne zu Protokoll. „Obwohl ich kein Fan der Konservativen bin. Aber ich fand Merkels weltoffene Haltung zuletzt großartig.“


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Gleich nach ihm wirft Christina ihren Stimmzettel in die Urne. Die 19-jährige Ebserin wählt zum ersten Mal in ihrem Leben. Wie war’s? „Passt scho‘“, antwortet sie lapidar und lacht. Wem sie ihre Stimme gegeben hat, das habe sie spontan entschieden als der Wahlzettel vor ihr lag. Selbigen bekommen derweil zwei Rentnerinnen überreicht, die „schon seit Willy Brandt immer SPD wählen“, sagt eine der Damen. Gegen 13 Uhr teilen die Wahlhelfer im Rathaus mit, dass „jetzt knapp die Hälfte der Berechtigten ihre Stimme abgegeben hat“.

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Im Wahllokal „Pfarrheim“ im Forchheimer Stadtteil Reuth hatten schon um 8.30 Uhr, also kurz nach der Öffnung, mehr als fünf Prozent der Wahlberechtigten ihre Pflicht getan. Im Kinderhaus Don Bosco ist am frühen Nachmittag ebenfalls „wirklich gut was los“, sagt eine Wahlhelferin, „und wir rechnen zu späterer Stunde noch mit einem verstärkten Andrang.“ Was die Altersgruppen angehe, wäre das Wähler-Publikum bunt gemischt – „viele Erstwähler, viele Eltern mit Kindern, viele Senioren“.

Zu erklären ist das, jenseits inhaltsschwerer Politik, vielleicht auch mit banaleren Dingen. Dem Wetter zum Beispiel. Das schlägt für demokratische Prozesse, denn den ganzen Sonntag über scheint die Sonne bei angenehm spätsommerlich-frühherbstlichen Temperaturen. Wer also ohnehin schon mal draußen war, dem fiel mutmaßlich ein Abstecher ins Wahllokal nicht so schwer – dachte sich jedenfalls Andreas Müller, Vorsitzender des neugegründeten Fördervereins für den Erhalt und die Sanierung des Egloffsteiner Freibades. „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, unser kleines Förderfest am Wahlsonntag zu veranstalten“, erzählt er auf einer der Bierbänke, die der Verein am Spielplatz an der Trubach aufgestellt hat.

Gegenüber, auf der anderen Uferseite, herrscht in der Grundschule ein Kommen und Gehen, viele belohnen ihren Wahlgang mit einem Stück selbst gebackenen Kuchen vom Förderverein. „Bisher haben sich schon 70 Leute in unsere Förder-Liste eingetragen“, sagt Müller. Ein mehr als erfreulicher Zuspruch. Das gilt an diesem Tag sowohl fürs Egloffsteiner Freibad, als auch für den Deutschen Bundestag.

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