Der Schaufelkeller: Seit 35 Jahren Kult im Kellerwald

29.9.2016, 06:00 Uhr
Der Schaufelkeller: Seit 35 Jahren Kult im Kellerwald

© Foto: Martin Regner

Es war ein rauschendes Fest mit rund 80 Gästen bis mitten in die Nacht: Letzten Samstag pilgerten Freunde, Verwandte und alte Stammgäste in den Kellerwald, um ihre Lieblingswirtin zu feiern – die Hilde, wie sie von ihren Gästen seit jeher genannt wird.

Einer fehlte allerdings und wurde schmerzlich vermisst: Hildegard Schaufels Gatte Georg, der den Keller mit seiner Frau von 1981 bis zu seinem Tod im Januar 2016 gemeinsam geführt hatte.

Den Betrieb nach dem Verlust des Ehemanns aufzugeben kam aber nicht in Frage: Freunde und Familienmitglieder, so erzählt Hilde Schaufel im Gespräch, packen seitdem vermehrt mit an, damit es auf dem Schaufel-Keller weitergehen kann. In der Stadt kursierenden Gerüchten, eine Schließung stehe bevor, widerspricht die Wirtin mit Überzeugung in der Stimme: „So lange ich gesund bleibe, mache ich hier weiter.“

Fränkische Traditionen

Mit genau so viel Überzeugung hält Hilde Schaufel auf ihrem Keller die fränkischen Traditionen hoch: „Wir holen Brot, Fleisch und Wurst ausschließlich von Bäckern und Metzgern aus Forchheim. Bisher haben wir auch keine Fritteuse.“

Und in der logischen Konsequenz gibt es auch keine Pommes Frites im Angebot. Die Wirtin setzt stattdessen auf Quark mit Bratkartoffeln – ein Dauerbrenner auf der Speisekarte seit nun schon rund 20 Jahren. Der Schaufel-Keller gehört zu den wenigen Bierkellern im Bürgerwald, der auch im Winter geöffnet hat: Im kuscheligen kleinen Kellerhaus finden 25 bis 30 Gäste Platz. „Am Donnerstag ist hier immer jeder Stuhl belegt“, erzählt Hilde Schaufel schmunzelnd. Denn das ist der erste Tag in der Woche, an dem der Keller geöffnet ist: Das ist nur von Donnerstag bis Sonntag der Fall. Treue Stammgäste, die zum Teil schon seit Jahrzehnten immer wieder kommen, haben ihre festen Sitzplätze im Kellerhaus.

Keine Plastikzelte

„Plastikzeltlandschaften“, wie Hilde Schaufel die anderswo in großer Zahl aufgestellten Pavillons bezeichnet, lehnt die Wirtin genauso konsequent ab wie „Saufgelage und Junggesellenabschiede“. „Unser Keller ist einer der natürlicheren im Kellerwald“: Auf diese Feststellung ist Hilde Schaufel sichtlich stolz. Das Annafest betrachtet sie mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Da herrscht mittlerweile eine Partystimmung, die nicht mehr aufzuhalten ist. Aber wenn das Fest gut läuft, dann leben wir da ein halbes Jahr davon.“

Dass sich der Betrieb der kleinen Kellerstube in der kalten Jahreszeit kaum lohnt, nimmt Hilde Schaufel mit Humor: „Im Winter haben wir nur offen, weil wir keinen Freizeitstress vertragen“, meint sie und lacht.

Eine so lang währende Kontinuität, wie sie Hilde Schaufel auf ihrem Keller pflegt, ist eine wohltuende Ausnahme. Nächstes Jahr will sie noch einmal ein kleines Fest veranstalten: „In Gedenken an meinen Mann, das sind wir ihm schuldig.“

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