Der Wettstreit um die klügsten Köpfe

1.9.2015, 08:00 Uhr
Der Wettstreit um die klügsten Köpfe

© Archivfoto: Michael Matejka

Oberflächlich gesehen scheint in Oberfranken alles in Ordnung zu sein: Als einziger Bezirk in Bayern kann die IHK für Oberfranken Bayreuth zum zweiten Mal in Folge einen Zuwachs bei den Lehrstellen verzeichnen. Obwohl: Kann man bei 0,2 Prozent wirklich von einem Zuwachs sprechen?

„Sagen wir es so: Wir müssen uns um unsere Auszubildenden bemühen, es ist nicht mehr wie vor zehn Jahren“, erklärt Michael Waasner, Geschäftsführer der elektrotechnischen Fabrik Gebrüder Waasner und Vizepräsident der IHK Oberfranken, zum heutigen Ausbildungsstart. „Früher war es genau andersrum.“ Den Grund dafür sieht er in zwei Entwicklungen: Zum einen zieht es immer mehr junge Menschen an die Uni. Zum anderen bedingt der demografische Wandel, dass schlichtweg weniger Ausbildungswillige zur Verfügung stehen.

In Mathe hapert es bei manchen

Zu allem Übel ist es zudem so, dass die Absolventen tendenziell eher schwächer als schlauer werden: „Besonders beim logischen, mathematischen Denken hapert es manchmal“, resümiert Waasner den Trend der letzten Jahre.

Wer an die richtig guten Absolventen ran kommen möchte, sollte mehr anzubieten haben als eine 40-Stunden-Woche und 26 Tage Urlaub im Jahr. Zum Beispiel Smartphones oder Dienstwagen, verrät Belina.

Im „War of Talents“ hilft Arbeitgebern vor allem eines, um nicht sang- und klanglos unterzugehen: „Bekannt machen, dass sie ausbilden“, rät Peter Belina von der IHK Oberfranken und gibt den Tipp, bereits die Praktikanten gut kennenzulernen, um sie bei Eignung zu binden und zu halten. Auch so genannte „Girls & Boys Days“, in denen die klare Geschlechtertrennung in vielen Ausbildungsberufen überwunden werden soll, können helfen, potenzielle Arbeitnehmer kennenzulernen. Ebenfalls hoch im Kurs sind Ausbildungsmessen.

Die starke Präsenz auf solchen Messen, eine Imagekampagne sowie ein Sieben-Punkte-Plan, damit versucht der stellvertretende Pressesprecher Benedikt Helldörfer den Positiv-Trend bei der Handwerkskammer Oberfranken zu erklären. Ganz so klar ist ihm noch nicht, wie die 1,5 Prozentpunkte Zuwachs bei den neu eingetragenen Ausbildungsverhältnissen entstanden sind. Denn: „In den letzten Jahren hatten wir immer ein Minus.“

Handwerksmeister Werner Oppel steht dem Plus skeptisch gegenüber. „Abgerechnet wird erst zum Schluss, wenn die Probezeiten vorbei sind.“ Besonders bei den Köchen sei es beispielsweise so, dass Fernsehshows eine andere Arbeitserwartung erzeugen, die im Ausbildungsalltag schnell enttäuscht wird. „Abspülen will dann nämlich keiner.“

 

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