Dialog mit Besuchern

13.4.2014, 17:26 Uhr
Dialog mit Besuchern

© Udo Güldner

„Wenn man genau hinsieht, erkennt man ein altes Unterhemd, das ich als Struktur eingearbeitet habe, und vielleicht sogar das Styropor.“ Einblicke in einen, vielleicht ihren, geheimen Garten gibt Hermine Gold aus Pinzberg. Ihr „Hortus conclusus“ ist ein Bilderzyklus um Verborgenes, Geheimnisvolles, Verfallenes. Er hat nicht, wie seine mittelalterlich-klösterlichen Vorbilder, die mystische Marienverehrung zur Aufgabe. Der 68-Jährigen geht es vielmehr um die Funktion des Schützens, des Aufbewahrens, des Erhaltens in solch umhegten Räumen — ja des Rückzugs und des Unbeobachtetseins.

In ihren in mehr als einer Hinsicht vielschichtigen Werken dominieren erdige Farben das allzu Lebhafte, ist ein stetiger Wettstreit zwischen Ordnung und Chaos zu erleben. Die Schöpferin verwendet Übriggebliebenes, um es reliefartig in ihre Gedanken- und Gefühlswelt einzubinden.

Das Abstrakte scheint das verbindende Band all dieser Künstler zu sein. Was allerdings bei Milada Weber (63) und ihren geometrisch strukturierten Bildern am deutlichsten wird. In kreisrunden Bewegungen hat Milada Weber die schier endlosen Linien um ein fast leeres Zentrum angeordnet. Damit will sie das Leben des Künstlers, seine „genialen Ideen“ mit dem Pinsel und dem Filzstift festhalten. Daneben interessiert Milada Weber das Kompositorische, die Ausgewogenheit der Bilder, die Anordnung von Farben und Motiven.

Knorrige Bäume im Licht

Faszinierender sind da schon Milada Webers mosaikartigen Werke, bei denen sie Acrylfarbe auf die Leinwand aufträgt, danach abkratzt und wiederbemalt, bis zahlreiche Schichten über- und nebeneinander wirken. Dabei entstehen spannende Collagen, die ihre Vergangenheit sichtbar machen und unter die Oberfläche blicken lassen: In und hinter ihnen verbergen sich fragmentarische Landschaften, Porträts oder Gegenstände.

Etwas aus der abstrakten Welt heraus tritt die Eggolsheimerin Michaela Schwarzmann (47) mit ihren Zeichnungen. Obwohl sie nur schwarze Tusche verwendet, schimmern und schillern ihre knorrigen Bäume im Licht. „Es sind alte Obstbäume und Kopfweiden, an denen ich beim täglichen Joggen bei Schirnaidel vorbeikomme.“ Diese Skulpturen der Natur strotzen vor Kraft und Farbe, wachsen selbst nach ständigem Beschnitt oder Blitzeinschlag weiter. „Es geht darum, sie mit Hilfe der Farbe wachsen zu lassen.“

Und dann blitzt doch noch einmal ein explizit politischer Gedanke in all den von Form und Stil geprägten Räumen auf. Michaela Schwarzmanns Papier-Installation „Boat People“ in Form eines Sklavenschiffes ruft unangenehme Assoziationen zu afrikanischen Flüchtlingen auf dem Mittelmeer wach. Mit Nähmaschine, Olivenöl und Papier sind fragile Gebilde entstanden, die von der Verletzlichkeit der Welt und des Menschen künden.

„Wir haben uns beim Offenen Atelier kennengelernt“, so Hermine Gold. „Uns geht es um ein gemeinsames Miteinander, und nicht wie im Kunstbetrieb oft um das einzelgängerische Gegeneinander.“

Die Ausstellung ist bis 27. April zu sehen. Öffnungszeiten: Mo.-Fr. 11-17 Uhr, Sa. 10-13 Uhr, 22.4. 10-16 Uhr, 27.4. 10-15 Uhr.

Keine Kommentare