Die Bravo wird 60: Die Forchheimer blicken zurück

26.8.2016, 12:00 Uhr
Das Cover der Bravo im April 1983.

Das Cover der Bravo im April 1983.

Felix Kiesewetter hat das Magazin als Jugendlicher nur bedingt interessiert. „Ich erinnere mich daran, dass manche Mitschüler die Bravo in der Schule dabei hatten. Reingelesen habe ich damals schon. Ich habe aber nie den Schritt gemacht, mir die Ausgaben selber zu kaufen“, sagt der 31-jährige Forchheimer. „Mir war sie zu sehr Klatschzeitschrift. Dazu kommt, dass ich nie Pop gehört habe. Als Metalfan habe ich lieber das Musikmagazin Metal Hammer gelesen.“

Geo-Magazin statt Bravo

In der damaligen DDR hingegen konnte man die Bravo nicht kaufen. „Wir wussten aber von ihrer Existenz. Wir hatten Westfernsehen, dort wurde die Bravo öfter mal erwähnt“, erinnert sich Regina Herbst aus Chemnitz. „Das Gegenstück war bei uns die Junge Welt, was schon damals ziemlich altmodisch klang. Aber auch die habe ich nie richtig gelesen. Meine Eltern hatten zwar nichts dagegen, es war für uns aber nicht üblich, etablierte Zeitschriften des Regimes zu lesen. Ein paar Mal haben Freunde aus dem Westen für uns Zeitschriften rübergeschmuggelt. Das war aber nicht die Bravo, sondern das Geo-Magazin, weil unsere Freunde Grüne waren“, so die 53-Jährige.

Der Nürnberger Fabian Mehringer dagegen hat die Jugendzeitschrift regelmäßig gelesen. „Jeden Donnerstag habe ich mir das Heft am Kiosk gekauft. Die Starberichte haben mich besonders interessiert. Ich habe vor allem die Artikel über Robbie Williams verfolgt. Auch die Poster waren für mich ein Beweggrund, die Bravo zu kaufen. Mein Kinderzimmer war voll mit Postern von Take That und Coldplay“, sagt der 22-Jährige. Die berüchtigten Liebestipps vom Dr.-Sommer-Team haben ihn dagegen kaltgelassen. „Erfahrungen sammelt man besser im wahren Leben.“ Heute kaufe er sich das Magazin nicht mehr. „Aus dem Alter bin ich raus“, lacht der Nürnberger.

Auch Bernhard Wilhelm ist seine gelegentliche Bravo-Lektüre dunkel im Gedächtnis geblieben: „Meine Erinnerung ist sehr vage. Das ist 25 Jahre her bei mir“, betont der 39-Jährige. „Ich fand die Zeitschrift nicht völlig uninteressant. Sie hat gut in die damalige Zeit gepasst. Ich weiß noch, dass das Heft schön bunt aufgemacht war. Ein paar Ausgaben, vielleicht so zehn, habe ich mir damals gekauft. Aber ich glaube, ich habe die Hefte sogar längere Zeit in einem Schubfach aufbewahrt.“

Prominenz in Lebensgröße

Die Bravo wird 60: Die Forchheimer blicken zurück

Zur Riege der eifrigen Leserinnen zählte einst auch Martina Oppel. „Im Alter von 14 bis 17 habe ich mir die Bravo jede Woche am Forchheimer Bahnhof gekauft. Mit 18 habe ich dann irgendwann das Interesse verloren“, so die 48-Jährige. Während ihre Zwillingsschwester Anfang der 1980er Jahre vorwiegend Fußballspielern wie Pierre Littbarski und Karl-Heinz Rummenigge zugetan war, schwärmte Martina Oppel für Musikgrößen wie Duran Duran, Limahl, Falco und „alles, was es sonst so gab“. Rubriken wie die Love-Story oder Dr. Sommer waren für die Forchheimerin weniger interessant. Begeistern konnte sie sich umso mehr für den Bravo-Starschnitt, jene Plakatausschnitte, die aneinandergeklebt das Abbild eines Prominenten in Lebensgröße ergaben.

Das Niveau der Bravo habe sich im Laufe der Zeit nach unten bewegt, sagt Oppel. „Ich habe das durch meine Tochter mitbekommen. Als die Bravo Stars wie Justin Bieber und Rihanna wiederholt durch den Kakao gezogen hat, hat sie das Interesse an der Zeitschrift verloren. Sie ist inzwischen auf Magazine wie Yeah! ausgewichen.“ Für die 48-Jährige hingegen bleibt die Bravo weiterhin Kult. „Die Titelseite sehe ich mir heute noch an.“

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