Die Burker Linde ist nicht mehr zu retten gewesen

21.12.2017, 17:25 Uhr
Die Burker Linde ist nicht mehr zu retten gewesen

© Roland Huber

Baumgutachter Roland Dengler aus Lauf hatte sich binnen viereinhalb Stunden per Automobil von seinem vorherigen Termin in Berlin nach Forchheim begeben, um dem Stadtrat aus erster Hand zu erklären, wie es um die bekannte Linde in Burk steht. Sein Gutachten ist mit einem Satz zusammenzufassen: Dieser Baum ist tot. Nix mehr zu machen, Ende Gelände.

Diese Diagnose hatte er auch schon der Eigentümerfamilie Deinlein übermittelt, die sich daraufhin an die Stadt wendete mit der Frage, was zu tun sei. Das Amt für öffentliches Grün, sagte Leiter Walter Mirschberger, beantwortete die Anfrage unmittelbar mit einer "Fäll-Erlaubnis". Denn: Die Linde ist laut Gutachter so kaputt, dass von ihr Gefahr ausgeht. Äste könnten abbrechen und in der Umgebung Schaden anrichten. Immerhin steht der Baum auf dem Parkplatz eines Gasthauses.

Die "Fäll-Erlaubnis", so die Familie Deinlein, ist bei ihr nicht angekommen. Michael Deinlein machte vor dem Stadtrat deutlich, dass seine Familie die Linde, die dort seit 300 oder gar 400 Jahren steht, am liebsten erhalten würde, und sei es vielleicht auch nur ein gekappter Rest-Baum.

Dass schnell etwas getan werden muss, war aber unstrittig. Das Haftungsrisiko liegt beim Eigentümer. Schon am Tag nach der Stadtratssitzung, gestern Vormittag, rückte ein Baumpflegedienst an und schnitt die großen Äste des Methusalem-Baums ab. Wie geht es nun weiter? Michael Deinlein sagt, die endgültige Entscheidung falle erst nach gründlicher Beratung im neuen Jahr. Wichtig war gestern nur, durch einen klaren Rückschnitt die unmittelbare Gefahr zu beseitigen. Eine reine Kappung, so Gutachter Dengler, könne er ausdrücklich nicht empfehlen, aus fachlicher Sicht sei dies "unfachmännisch".

Noch schneller faul

Würde sich der Eigentümer dennoch dazu entschließen, einen Rest des Baums stehen zu lassen, könne er zwar damit rechnen, dass neue Triebe nachwachsen. Doch dies habe zur Folge, dass der Baum ständig gepflegt werden müsse, damit die Triebe nicht zu groß werden. Und: "Die Fäule würde noch schneller voranschreiten." Jährlich müsse zudem die Stärke der Wandung gemessen werden und alle zwei Jahre seien Schnittmaßnahmen fällig. Und wofür dieser hohe Aufwand? Nach spätestens acht Jahren, so schätzt Experte Dengler, wäre auch der Stumpf endgültig kaputt.

Im Übrigen sehe so ein Stumpf nicht schön aus an der Stelle. "Diese Situation", sagte Dengler, und meinte den Vorplatz vor dem Gasthaus, "schreit direkt nach einem Ersatzbaum." Auf die Frage von Anita Kern (SPD), ob es denn nicht möglich sei, den für die Fäulnis verantwortlichen Pilz "zu beseitigen", sagte Dengler: "Wenn es eine solche Möglichkeit gäbe, dann wäre ich jetzt nicht mehr hier, sondern bereits in der Karibik." Natürlich könne der Übeltäter mit Chemie bekämpft werden, aber dann sei der Patient erst recht tot.

So lange die Stadträte der Meinung waren, sie könnten selbst über die Zukunft des Baumes entscheiden, entspann sich eine lebhafte, fast 60 Minuten währende Debatte. Holger Lehnard (CSU) aus Burk regte an, die Stadt möge doch der Familie Deinlein eine finanzielle Unterstützung gewähren für den Unterhalt des Stumpfes. Das lehnte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) ab. Unter anderem mit dem Hinweis, dass ja nicht abzusehen sei, wie lange sich der Baumtod hinziehe. Über eine Einmalzahlung bei Ersatzpflanzung könne man hingegen reden, so Kirschstein.

Udo Schönfelder (CSU) kramte in seinen gesammelten Indianderweisheiten und zog dann diesen Spruch hervor: "Steige vom Pferd, wenn es tot ist." Ein neuer Baum sei auf jeden Fall die beste Lösung. FGL-Sprecherin Annette Prechtel stimmte dem einerseits zu. Andererseits werden nach ihrem Geschmack in Forchheim zu viele Bäume gefällt und zu wenige nachgepflanzt: "Die Liste der geschützten Bäume in der Baumschutzverordnung wird immer kürzer."

Geld wird weniger

Und das Geld für Nachpflanzungen werde pro Haushaltsjahr weniger. Dabei würden mehr Bäume dringend gebraucht: für Schatten, Luftreinhaltung und die Aufenthaltsqualität allgemein. Walter Mirschberger widersprach der negativen Einschätzung. In einer der nächsten Sitzungen will er mithilfe einer Präsentation beweisen, dass es in Forchheim viele Ersatzpflanzungen gibt.

Schließlich wies OB Kirschstein darauf hin, dass der Stadtrat gar nix zu entscheiden, sondern lediglich die Fäll-Erlaubnis zur Kenntnis zu nehmen habe. Manfred Mauser (FBF) beantragte daraufhin "Schluss der Diskussion" und fand damit eine Mehrheit.

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