Die Diakonie steigt im Kindergarten Gräfenberg ein

16.10.2015, 18:45 Uhr
Die Diakonie steigt im Kindergarten Gräfenberg ein

© Edgar Pfrogner

Mehrfach hatte sich der Stadtrat in den vergangenen Monaten mit der Zukunft des Kindergartens auseinandergesetzt, im August hatte man die Betriebsträgervereinbarung mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde gekündigt, im September stellte die Diakonie Bamberg-Forchheim als neuer potenzieller Träger ihr Kindergartenkonzept den Stadträten vor.

Soll die Stadt den Kindergarten selbst tragen, oder gibt man die Verantwortung aus der Hand und der Diakonie den Zuschlag, war die Frage, die die Stadträte beschäftigte. „Ein bedeutendes Thema, das Auswirkungen in nicht unerheblichem Maße auf die nächsten Jahre hat“, schwor Bürgermeister Hans-Jürgen Nekolla die Stadträte auf das Thema ein.

Forderungskatalog an Diakonie

Mit einem „Forderungskatalog“ war der Bürgermeister unlängst zur Diakonie nach Bamberg gereist. 98 Prozent der Forderungen, so Nekolla, habe die Diakonie denn auch zugesichert. Binnen drei Jahren könne mit dem Neubau begonnen werden, so Nekolla. Je zur Hälfte werde man sich die Kosten teilen. Der Baukosten-Anteil mit der Diakonie werde somit, so Nekolla, um etwa 400 000 Euro niedriger ausfallen. Wenn die Stadt die Trägerschaft selbst übernehmen würde, müsste sie selbstverständlich auch die Gesamtkosten tragen. Davor warnte Kämmerer Ernst Steinlein eindringlich: Die Gewährung der staatlichen Stabilisierungshilfe, die Gräfenberg erhält, werde erheblich gefährdet. „Die Fördermittel können wir dann komplett vergessen, mir wäre das zu heiß“, alarmierte er das Gremium. Eine Anfrage Steinleins an das Forchheimer Landratsamt bestätigte die Warnung des Kämmerers. Doch damit nicht genug: Jetzt ist im Gräfenberger Kindergarten-Fall die Regierung gefragt, das Finanzministerium hat den „Fall“ zur Beantwortung auf dem Tisch.

„In der momentanen Situation wäre es zielführend, die Trägerschaft einem christlich-orientierten Verein zu übertragen“, warb Nekolla. Hans Weber (FW) hielt das für keine gute Idee „Wollen wir denn die ureigensten Aufgaben abgeben?“ fragte er in die Runde. Sein Fraktionskollege Werner Wolf schloss sich an. „Unsere Verwaltung kann Kindergarten“, sagt er.

Einen gangbaren Weg gehen

Dass er kein Fan der Diakonie ist, daraus machte Lars Lauffer (CSU) keinen Hehl. „Wenn 98 Prozent der Forderungen von der Diakonie zugesichert werden, dann macht mich das skeptisch.“ Andererseits könne man nicht die Strukturhilfe und 400 000 Euro aufs Spiel setzen. Zwiegespalten zeigte sich auch Antje Rammensee (SPD). „Wir müssen einen gangbaren Weg für alle gehen mit der Diakonie“, sagte sie, „dort sind die Kinder besser aufgehoben“. „Wir können Mehrkosten von weit mehr als 300 000 Euro doch nicht einfach vom Tisch fegen!“ wetterte Matthias Striebich von den Grünen. In anderen Situationen feilsche man um Kleinstbeträge. Und: In ein paar Jahren werde die Diakonie der Stadt Gräfenberg sicherlich kein zweites Angebot machen.

Nach eineinhalbstündiger, lebhafter Diskussion, stimmte der Stadtrat dem Antrag der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde mit 11:5 Stimmen zu. Die Betriebsträgerschaft für die Kindertagesstätte wird auf das Diakonische Werk übertragen. Die Freien Wähler stimmten geschlossen dagegen.

Keine Kommentare