Die Stadt Forchheim hat ein Kommunikationsproblem

24.2.2017, 06:00 Uhr
Die Stadt Forchheim hat ein Kommunikationsproblem

© Foto: Rödel

Keine fünf Minuten waren vergangen, da war von einem Miteinander schon nicht mehr viel zu spüren. Die CSU begann als erste, ihre Pfeile aus dem Köcher zu ziehen.

Zunächst ging es, Achtung, nicht etwa um wegweisende Entscheidungen für die Zukunft Forchheims, es ging um Protokolle aus den Ausschuss-Sitzungen des Stadtrats. CSU-Stadtrat Thomas Werner kritisierte, dass die Protokolle viel zu wenig Information enthielten. In Ausschüssen, bei denen er kein Mitglied ist, "muss ich mich über die Tageszeitung informieren, was genau abgelaufen ist, das kann es doch nicht sein"?

Der Oberbürgermeister habe als Stadtrat doch selbst immer für Transparenz geworben, so Werner. "Da brauchen Sie jetzt nicht so lässig mit dem Kopf schütteln und alles arrogant abtun." Persönliche Attacken so weit ab von der Sachkritik sind im Stadtrat selten. Die Frustration bei manchen über die Art und Weise, wie der OB auf Kritik reagiert, scheint hoch. Kirschsteins Parteikollegin Ute Samel ("Redet ihr innerhalb der Fraktion nicht miteinander?") und auch FGL-Stadträtin Heike Schade ("Ich wundere mich über den Ton. Die Kritik ist deplatziert.") sprangen ihm zur Seite.

Manfred Hümmer (FW) wies darauf hin, dass es auch fraktionslose Kollegen gäbe, die auf die Protokoll-Info angewiesen seien. Warum den Stadträten denn nicht alle Inhalte bequem virtuell (Ratsinformationssystem) zur Verfügung gestellt würden? "Sie haben als Stadtrat sogar die Protokolle auf ihrer Homepage veröffentlicht." Da war er wieder, der Hinweis darauf, dass zwischen dem Anspruch Uwe Kirschsteins als Stadtrat und der Wirklichkeit als OB eine Lücke klafft. Seine Antwort: Man sei dabei, die Strukturprobleme zu lösen.

Besonders deutlich wurden die zwei Welten "Stadtrat" und "OB" beim Thema Jeki. Dass Uwe Kirschstein das Sozial-Projekt nur unter finanziellen Aspekten sehen wollte und im Finanzausschuss das Jeki-Aus empfahl, ohne vorab mit den Beteiligten gesprochen zu haben, gefiel nicht einmal der SPD. Die Ausschussmitglieder hatten sich ausführlich beschwert und den Beschluss geändert. Nun steht eine Reform mit den Beteiligten im Raum.

Fast einhellig (bis auf Udo Schönfelder, CSU) stimmte der Stadtrat dem Beschluss zu. Vorangegangen war eine halbe Stunde Abwatschen des OB. Kein Wort inhaltlich über Jeki. AST-Rektorin Cordula Haderlein sollte auf Vorschlag Udo Schönfelders eigentlich für Jeki reden, musste aber schweigen, weil es FDP-Stadtrat Sebastian Platzek irgendwann zu bunt wurde und er ein Ende der Rednerliste beantragte.

OB Uwe Kirschstein reagierte wie so oft bei Kritik, verletzt und schmallippig ("verwundert", "irritiert"). Er fühlt sich zu unrecht geprügelt. Bei Jeki habe er eben zuerst die Stadträte informieren wollen und dann die Beteiligten. Was sich für die einen wie ein Widerspruch anhört (bei ISEK hatte er den Stadträten ein vollendetes Lenkungskonzept vor die Nase gesetzt), ist für Kirschstein der Versuch, einen Weg zu den Stadträten zu finden, in dem er ihnen einen bunten Strauß Vorgehensweisen anbietet und hofft, dass eine davon Gefallen findet.

Wer den Nachmittag erlebt hat, weiß, in ein vertrauensvolles Miteinander zurückzukehren wird nicht einfach, ist aber dringend geboten. Bald stehen die Haushaltsberatungen an, da wird über die Zukunft der Stadt entschieden. Die sollte nicht wegen zwischenmenschlicher Unzulänglichkeiten aufs Spiel gesetzt werden.

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